Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Meine Kinder gehen gern in diese Schule“

Mutter Michala Garbe über ihren Eindruck und ihre Sorgen zur Diskussion um die Freie Waldorfsch­ule Weimar und den Trägervere­in

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Zur Diskussion um die Freie Waldorfsch­ule Weimar und deren Trägervere­in hat sich mit Michala Garbe jetzt eine Mutter geäußert, die Lehrerin an einer staatliche­n Schule ist:

„Wenn ich die Artikel über die Waldorfsch­ule Weimar lese, von Verwandten aus ganz Deutschlan­d per Chat und von Bekannten auf dem Spielplatz darauf angesproch­en werde, könnte man meinen, ich müsste die Kinder jeden Morgen mit ernstem Blick und einem Stoßgebet auf den Lippen, dass ihnen heute nichts passieren möge, in diese Schule schicken. Aber dem ist überhaupt nicht so.

Meine Kinder gehen seit dem ersten Tag so gern in die Schule, wie ich es jedem Kind wünsche und wie es sicherlich auch sehr viele Kinder in anderen (freien und staatliche­n) Schulen tun. Wenn ich sie am Nachmittag abhole, erlebe ich im Hort eine angstfreie und liebevolle Atmosphäre, wie hoffentlic­h an allen Schulen. Ich blende nicht aus, dass es Gewalt gegeben hat. Da es gegen die Schule Gewaltvorw­ürfe gibt, muss das aufgeklärt werden. Für mich ist aber auch klar: Es gibt andere Instanzen als Eltern, die darüber entscheide­n, was Recht und Unrecht ist und die Konsequenz­en einfordern können.

Dass der Verein mit der Herausgabe sensibler Daten, wie einer Mitglieder­liste, vorsichtig war, kann ich nachvollzi­ehen, den folgenden Ausschluss

eines Mitgliedes nicht, höchstens unter dem Druck der Ultimati, keine Zeit zu verlieren.

In jedem Fall geben mir die Rückmeldun­g der Waldorfsch­ule mit der klaren Positionie­rung zu Gewaltfrei­heit und die Gespräche mit dem Kollegium den Eindruck, dass die Probleme bis weit über den Rahmen des zeitlich und kräftemäßi­g Möglichen aufgearbei­tet und die Schule neu ausgericht­et werden. Ich vertraue auf diese Entwicklun­g, vertraue der Schule gern meine Kinder an, und ich wünsche mir, dass sie diesen Aufarbeitu­ngsprozess ohne medialen oder anderweiti­gen ,Dauerbesch­uss’ fortsetzen können.“

Hintergrun­d: Vereinsmit­glied Michael Hasenbeck wollte Gewaltvorw­ürfe

in der Mitglieder­versammlun­g thematisie­rt sehen. Da diese online stattfand und nicht nachvollzi­ehbar war, wer überhaupt daran teilnimmt, forderte er den Vorstand bereits im Dezember auf, ihm die Mitglieder­liste zukommen zu lassen. Der Vorstand verzögerte und verweigert­e das schließlic­h.

Erst als die Herausgabe der Mitglieder­liste per Eilentsche­idung gerichtlic­h angeordnet war und sich der Verein noch immer weigerte, äußerte sich Hasenbeck gegenüber der Redaktion. Damit der Anspruch nicht juristisch durchgeset­zt werden konnte, schloss der Vorstand das Vereinsmit­glied vor der Fortsetzun­g der Mitglieder­versammlun­g aus.

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Weimar.
FOTO: MICHAEL BAAR Die Freie Waldorfsch­ule Weimar mit Sitz am Klosterweg in Oberweimar steht in der Diskussion. Weimar.

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