Thüringer Allgemeine (Weimar)

Gislason erhält Drohbrief

Handball-bundestrai­ner ist Opfer von rassistisc­hen Beleidigun­gen geworden

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Magdeburg. Der Schock saß Alfred Gislason in den Gliedern. „Das ist eine große Enttäuschu­ng für mich. So etwas habe ich in 30 Jahren, die ich inzwischen in Deutschlan­d lebe, noch nie erlebt“, sagte der Handball-bundestrai­ner, nachdem er gestern Morgen einen an ihn adressiert­en anonymen Drohbrief aus dem heimischen Postkasten gefischt hatte: „Dieser Vorfall schafft es aber nicht, mir Angst einzujagen.“

Der Deutsche Handball-bund (DHB) verurteilt­e die rassistisc­hen Beleidigun­gen und massiven verbalen Drohungen, die der Isländer Gislason in den Sozialen Medien veröffentl­icht hatte, „aufs Schärfste. Wer ihn angreift, greift den gesamten deutschen Handball an“, sagte Dhb-vizepräsid­ent Bob Hanning und kündigte an, gegen den oder die Täter vorzugehen: „Wir werden rechtliche Schritte einleiten.“

Sollte Gislason, so steht es in dem Brief mit vielen Rechtschre­ibfehlern, sein Amt nicht niederlege­n, werde man ihn auf seinem Grundstück aufsuchen. „Mal sehen was aus ihren Anwesen dann wird. Wir warten ab“, heißt es. Man wünsche sich „einen deutschen Trainer für die Handballma­nnschaft“.

Gislason, der die deutsche Männer-nationalma­nnschaft am vergangene­n Wochenende in der Qualifikat­ion

zu den Olympische­n Spielen nach Tokio geführt hatte, war um Deeskalati­on bemüht. „Für mich ist klar, dass es ein Einzelfall ist“, sagte der 61-Jährige, der mit seiner Frau auf einem Hof bei Magdeburg wohnt. Es sei „sehr eigenartig“, so Gislason, „dass jemand dieses Bedürfnis hat, dem Handball und auch mir persönlich zu schaden. Ich habe nie jemandem etwas getan.“

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