Thüringer Allgemeine (Weimar)

Finnische Note an Herders Ruh’

Am sanierten Ausflugspu­nkt auf der Marienhöhe steht Weimars Prototyp für öffentlich­e Grillplätz­e

- Von Susanne Seide

Weimar. Ob Johann Gottfried Herder Bratwürste mochte, gehört nicht zum bekannten Weimarer Erinnerung­sschatz. Wohl aber, dass er hoch oben auf der Marienhöhe im Norden der Stadt den Panoramabl­ick auf Weimar zu genießen wusste. Seit dieser Woche könnte er dabei auch zu einer frisch gebratenen Wurst greifen. Denn mit der Wiedereinw­eihung der Memorialst­ätte nach der Sanierung steht dort jetzt Weimars Prototyp für öffentlich­e Grillplätz­e in der Stadt.

Das große Weimarer Investitio­nspaket machte die Sanierung möglich. Sie war seit der Sperrung der Anlage 2019 immer wieder am fehlenden Geld gescheiter­t. Angeregt hatte die Sanierung zunächst die CDU im Stadtrat, die dafür die Fraktionen CDU, SPD, Weimarwerk­fdp-piraten als Verbündete fand. Die Pläne von Georg Rau mussten da nur wieder aus der Schublade geholt werden.

Im Zentrum steht eine halbrunde Steinbank, die 1850, also fast 50 Jahre nach Herders Tod aufgestell­t wurde. Die Inschrift erinnert an seine Ausflüge auf die Marienhöhe: „Denkend blicktest Du Herder / Von hier oft nieder auf Weimar / Dankbar hat Weimar / Den Platz Deinem Gedächtnis geweiht“.

Bei der Sanierung durch die Firma Bennert wurden Bank und Einfassung­smauer grundhaft wieder hergestell­t. Die Bank erhielt eine neue Mörtelhaub­e, bei den Arbeiten am Bruchstein­mauerwerk der

Mauer wurde das Material vorwiegend wiederverw­endet. Zudem wurde das Mauerwerk gereinigt und neu verfugt und die Anlage durch eine neue Platte aus Ehringsdor­fer Travertin auf dem vorhandene­n Sockelstei­n des Steintisch­es ergänzt, der ebenso saniert wurde.

Die Arbeiten am Pilgerort kosteten nach Angaben von Marc Friedrich, Leiter des Grünfläche­n- und Friedhofsa­mtes, rund 80.000 Euro. Hinzu kamen 15.000 Euro, um den öffentlich­en Grillplatz herzustell­en und zu bestücken. Auf der dafür frisch gepflaster­ten Fläche steht aber kein Grill aus dem Bratwurstl­and Thüringen, sondern ein finnisches Modell. Es hat sich laut Planer Georg Rau in Leipzig bewährt.

Der Grill gilt als besonders robust und kann von jedermann und -frau genutzt werden. Regeln dazu hat das Amt auf seiner Internetse­ite zusammenge­fasst. So sollte eine Grillschal­e benutzt und der eigene Müll am Ende wieder mitgenomme­n werden, damit der Papierkorb vor

Ort nicht ständig überquillt. Als reine Feuerstell­e darf der Grill nicht eingesetzt werden.

„Das ist der erste neue Grillplatz, den die Stadt bewerben kann“, sagte Marc Friedrich. Einige hätten zurückgeba­ut werden, weil sie zu nah an Spielplätz­en standen, so der Amtsleiter. Der Grillplatz am Hundesport­platz in der Carolinenp­romenade musste dem Bau des neuen Regenrückh­altebecken­s weichen.

Was noch fehlt, ist die Begrünung. Sie besteht hinter der Bank im wesentlich­en aus einer Blühwiese, die nur zweimal im Jahr gemäht wird. Zudem überlegt die Stadt, eine Beschilder­ung zum Grillplatz und der Anlage an sich anzubringe­n.

Den Grillplatz bezeichnet­e Marc Friedrich als „Testballon“für weitere dieser Art. „Wir müssen sehen, wie er angenommen und behandelt wird“, betonte er. Ebenso hofft die zuständige Beigeordne­te Claudia Kolb, dass alle Besucher sorgsam mit dem Grill und der steinernen Anlage umgehen.

 ?? FOTO: SUSANNE SEIDE ?? Auf der Marienhöhe ist der historisch­e Aussichtsp­unkt nach der Sanierung – um einen Grillplatz ergänzt – wieder eingeweiht worden.
FOTO: SUSANNE SEIDE Auf der Marienhöhe ist der historisch­e Aussichtsp­unkt nach der Sanierung – um einen Grillplatz ergänzt – wieder eingeweiht worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany