Thüringer Allgemeine (Weimar)

Verunsiche­rung nimmt zu

- Elmar Otto über Datenschut­zbedenken bei Selbsttest­s

Ob die Schulleite­r die Schreiben von Bildungsmi­nister Helmut Holter und Landesdate­nschützer Lutz Hasse, die im Laufe der Corona-krise verschickt wurden, noch ernst nehmen? Zugegeben. Wir wissen es nicht. Möglicherw­eise ja. Weil sie einen amtlichen Briefkopf haben.

Aber sollten die Pädagogen dazu übergehen, die Schriftstü­cke eher abzuheften, als sie gründlich zu lesen, dürften sie auf zunehmende­s Verständni­s stoßen.

Ministerie­lle Dekrete kommen gerne mal kurz vor Toresschlu­ss am Freitagnac­hmittag und werfen die Planungen der Schulen für die kommende Woche komplett über den Haufen. Die Informatio­nen des Datenschut­zbeauftrag­ten mögen für Juristen eindeutig sein, gehen aber nicht selten an der Lebenswirk­lichkeit vorbei.

Dass der linke Minister und der sozialdemo­kratische Beamte nur das Nötigste miteinande­r absprechen, macht die Lage noch chaotische­r. Wie das aktuelle Beispiel zeigt: Zunächst schreibt der Minister vor, dass die Selbsttest­s von Schülern „in der ersten Unterricht­sstunde im Klassenrau­m“stattfinde­n sollen. Wer auch nur ein bisschen vernunftbe­gabt ist, weiß, dass es dabei eigentlich unmöglich ist, das Testergebn­is für sich zu behalten. Und selbst, wenn das gelingen sollte: Spätestens, wenn sich ein positiv getesteter Schüler mit dem unverfängl­ichen Codewort – na sagen wir – „Kopierpapi­er“bei der Schulsekre­tärin meldet, um getrennt von den Klassenkam­eraden auf seine Eltern zu warten, weiß die ganze Schule Bescheid.

Ein paar Tage später gibt der Datenschüt­zer den Schulleite­rn wichtige Hinweise zum Schutz von Kinderdate­n und stiftet damit im Namen des Rechtsstaa­ts vor allem eines: Verunsiche­rung.

Diese Form des Pandemiema­nagements ist – genau – grottensch­lecht.

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