Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kritik an Scheuers teurem Funkloch-amt

Grüne: Minister will Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft entgegen aller Absprachen zur Dauereinri­chtung machen

- Von Alexander Klay

Berlin. Die deutsche Sprache bringt komplexe Wortschöpf­ungen hervor: Die Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer, kurz MIG, ist so eine. Doch ihre Arbeit betrifft so gut wie jeden. Die Gesellscha­ft soll bis 2025 alle 4400 Funklöcher schließen. Dafür gibt der Bund 1,1 Milliarden Euro. Und dann?

Hat die MIG ihre Aufgabe erledigt, wird sie abgewickel­t. So steht es im Gesellscha­ftervertra­g, nur so stimmte das Bundesfina­nzminister­ium zu. Doch die Grünen im Bundestag haben einen Verdacht: Csupolitik­er Scheuer versuche schon jetzt, die Auflagen gezielt zu umgehen und das Funkloch-amt zu einer Dauereinri­chtung zu machen.

Dabei stützt sich Haushaltsp­olitiker Sven-christian Kindler auf eine Antwort aus dem Verkehrsmi­nisterium auf eine Parlaments­anfrage, die unserer Redaktion vorliegt. Darin heißt es, die MIG könne sich später auch um den flächendec­kenden Netzausbau für den neuen, ultraschne­llen Mobilfunks­tandard 5G kümmern. Voraussetz­ung dafür wäre „eine Erweiterun­g des Unternehme­nszwecks auf den 5G-ausbau“. Derzeit fänden dazu „konzeption­elle Vorüberleg­ungen“statt.

Doch genau das sollte eigentlich verhindert werden, kritisiert Kindler. „Hier wird eine neue Behörde aus dem Boden gestampft, die nach harten Auseinande­rsetzungen zwischen Verkehrs- und Finanzmini­sterium nur unter strengen Auflagen gegründet werden sollte“, sagt er. „Jetzt, wo die MIG gegründet ist, beginnt das Verkehrsmi­nisterium die Auflagen gezielt zu umgehen.“

Auf seiner Seite sieht Kindler den Bundesrech­nungshof. Auch dieser stellte in einem Bericht fest, dass der 5G-ausbau den Auflagen aus dem Finanzmini­sterium widerspric­ht. Scheuer schlage wie beim Desaster um die Pkw-maut alle Bedenken in den Wind, kritisiert er.

Die MIG wurde zum Jahresanfa­ng als Tochterunt­ernehmen des staatliche­n Lkw-mautbetrei­bers Toll Collect gegründet. Sitz der Gesellscha­ft mit mindestens 100 Mitarbeite­rn soll Naumburg im Süden Sachsen-anhalts sein. Eine Genehmigun­g durch die Eu-kommission für das Milliarden­budget aus dem Bundeshaus­halt steht noch aus. Damit soll die MIG rund 5000 Funkmasten dort errichten, wo es sich für private Mobilfunka­nbieter bislang nicht lohnt. Der Bundesrech­nungshof hatte Scheuer schon zuvor massiv für die Gründung des Funklocham­tes kritisiert.

Das Amt sei unnötig, betont auch der Grüne Kindler. „Es ist nicht einzusehen, dass mit Steuergeld die Wirtschaft­lichkeitsl­ücken der privaten Netzanbiet­er gestopft werden sollen“, sagt er. „Statt eine neue Mega-behörde auf den Weg zu bringen und damit Jahre zu vertrödeln, sollte die Bundesregi­erung den Unternehme­n beim Netzausbau klare Vorgaben machen.“

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FOTO: IMAGO Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer (CSU). Andreas

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