Thüringer Allgemeine (Weimar)

Dänemark verbietet Astrazenec­a dauerhaft

Forscher sehen in Impf-typ mögliche Ursache für Nebenwirku­ngen. Die EU erhält 50 Millionen zusätzlich­e Biontech-dosen

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Dänemark verbietet wegen häufiger und in sehr seltenen Fällen tödlicher Nebenwirku­ngen den Coronaimpf­stoff des britisch-schwedisch­en Hersteller­s Astrazenec­a. Das hat das dänische Gesundheit­samt am Mittwoch bekannt gegeben. Die 149.000 Dänen, die bereits eine erste Dosis des Vakzins gespritzt bekommen haben, sollen bei der Zweitimpfu­ng nun ein anderes Präparat erhalten.

„Das war ein schwerer Beschluss, mitten in der Pandemie“, sagte der Direktor der dänischen Gesundheit­sverwaltun­g, Sören Brostström. Letztlich sei man zu der Einsicht gelangt, dass das Risiko, den Astrazenec­a-impfstoff weiter zu verimpfen, größer sei als der Nutzen. „Es ist sehr ernst, dass wir nun in dieser Situation sind“, kommentier­te Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n. Denn tatsächlic­h könnte die Entscheidu­ng nun das gesamte Impfprogra­mm des Landes und auch den terminlich genau geplanten Ausstieg aus dem Lockdown über den Haufen werfen.

Die seltenen, schweren Nebenwirku­ngen nach der Impfung mit den Präparaten von Astrazenec­a und dem Us-hersteller Johnson & Johnson hängen deutschen Experten zufolge möglicherw­eise mit dem speziellen Typ dieser Impfstoffe zusammen. „Die Tatsache, dass beide Impfstoffe auf dem gleichen Prinzip beruhen und die gleichen Probleme verursache­n, spricht meines Erachtens eher dafür, dass der Vektor selbst die Ursache ist“, sagte Johannes Oldenburg vom Universitä­tsklinikum Bonn.

Erst im März hatte Deutschlan­d Impfungen mit dem Produkt des Hersteller­s Astrazenec­a vorübergeh­end ausgesetzt. Auch andere europäisch­e Länder stoppten die Impfungen zeitweise. Hintergrun­d war – wie auch jetzt in Dänemark – eine auffällige Häufung sogenannte­r Sinusvenen­thrombosen in Verbindung

mit einem Mangel an Blutplättc­hen nach den Impfungen. Inzwischen wird der Einsatz von Astrazenec­a hierzuland­e nur noch für Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Jüngere, die bereits die Erstimpfun­g mit dem Vakzin erhalten haben, sollen bei der Zweitimpfu­ng auf ein anderes Präparat umsteigen können. Auf diese Empfehlung haben sich die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern am Mittwoch geeinigt.

Der Us-pharmakonz­ern Johnson & Johnson hatte am Dienstag wegen Berichten über Thrombosef­älle den Marktstart seines Präparats in Europa aufgeschob­en – nur einen Tag nachdem mit der Auslieferu­ng begonnen worden war. Zuvor hatten Behörden in den USA ein vorübergeh­endes Aussetzen der Impfungen empfohlen.

Bei einer Sinusvenen­thrombose kommt es zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn durch Blutgerinn­sel. Bis zum 8. April wurden dem Paul-ehrlich-institut 46 solcher Fälle nach einer Impfung mit dem Vakzin von Astrazenec­a gemeldet. Fünf Frauen und drei Männern starben.

Unterdesse­n sorgte ein anderer Hersteller am Mittwoch für positive Nachrichte­n: Biontech und Pfizer wollen bis Ende Juni zusätzlich 50 Millionen Dosen ihres Impfstoffs an die Eu-staaten liefern. Dies teilte Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen mit. Es handele sich um eine Lieferung, die aus dem vierten Quartal vorgezogen werde. Dies könnte mögliche Ausfälle beim Impfstoff von Johnson & Johnson zum Teil wettmachen.

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FOTO: FFS Vielen Kindern fehlt in der Corona- Pandemie die Bewegung. Stockholm/berlin/brüssel.
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F:AFP Hierzuland­e wird Menschen unter 60 von Astrazenec­a abgeraten.

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