Auf kleiner Flamme
In Japan wachsen die Zweifel an den Spielen in Tokio, während das IOC nicht an Absage denkt. Fackellauf erneut unterbrochen
Berlin. Der Fackellauf musste erneut gestoppt werden, Tokios Chef-mediziner schlägt Alarm – doch das IOC lässt sich nicht beirren. 100 Tage vor dem Start der Olympischen Spiele in Tokio hält der Ringeorden an der Austragung der Spiele (23. Juli bis 8. August) fest, obwohl neueste Umfragen belegen, wie groß der Olympia-frust in Japan ist.
IOC-VIZE John Coates versprach, dass die Spiele „wie geplant stattfinden“werden. Die Zeiten seien „aufregend“, doch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten zeige auch, was erreicht werden könne, „wenn alle zusammenarbeiten“. Am Ende werde Tokio 2020 zum „Licht am
Ende des Tunnels“, so Coates, im IOC auch Chef der Koordinierungskommission für die Spiele in Japan.
„Tokio, die Stadt ist bereit“, sagte Coates. In den noch 100 Tagen müsse man die Maßnahmen gegen Corona bestmöglich umsetzen und der Bevölkerung in Japan genau erklären. Dann werde die Stimmung auch wieder besser, sagte Coates.
Dazu beitragen soll die Veröffentlichung des zweiten Playbooks am 28. April. Darin wird den Tokiofahrern aufgezeigt, was sie wann an welchem Ort tun dürfen und nicht. „Wir sind zurzeit an zwei Fronten aktiv“, sagte Ioc-sportdirektor Christophe Dubi. Man müsse die Wettkämpfe vorbereiten und die Corona-maßnahmen umsetzen.
Allerdings bleibt fraglich, ob der Stimmungsumschwung in der japanischen Bevölkerung noch gelingt.
Gestern mussten die Organisatoren den nächsten Dämpfer hinnehmen. Der olympische Fackellauf wurde erneut abgesagt. Dazu sah sich Tokihiro Nakamura, Gouverneur der Präfektur Ehime, aufgrund der steigenden Infektionen gezwungen.
„Wir werden den Fackellauf in der Stadt Matsuyama absagen. Wir werden die Feier für die Ankunft der Flamme auf eine Weise abhalten, an der keine gewöhnlichen Zuschauer beteiligt sind“, erklärte Nakamura. Am 21. April sollte die Fackel in Matsuyama präsentiert werden.
Derzeit steigen die Covid-19-fälle in Japan, das Impfprogramm geht nur schleppend voran, weniger als ein Prozent der rund 126 Millionen Japaner wurde bislang geimpft. Die Krankenhäuser in der Region Matsuyama stehen „unter einem extremen Druck“, sagte Nakamura.
Kein Wunder, dass die Abneigung gegen Olympia in der Bevölkerung weiter groß ist. Nach einer neuesten Umfrage sprachen sich rund 72 Prozent der befragten Japaner für eine erneute Verlegung oder Absage der Olympischen Spiele von Tokio aus.
Auch die Fachleute melden sich angesichts steigender Infektionszahlen verstärkt zu Wort. Der Chef der Medizinischen Vereinigung Tokios, Haruo Ozaki, zeigte sich besorgt. Die Austragung der Spiele werde „wirklich schwierig“. Er forderte die Organisatoren auf, „Maßnahmen aufzuzeigen, wie sie die Ausbreitung von Infektionen im Inund Ausland verhindern wollen“. Dann könne man prüfen, „ob ein solcher Plan realistisch ist“