Thüringer Allgemeine (Weimar)

Auf kleiner Flamme

In Japan wachsen die Zweifel an den Spielen in Tokio, während das IOC nicht an Absage denkt. Fackellauf erneut unterbroch­en

- Von Nikolaj Stobbe

Berlin. Der Fackellauf musste erneut gestoppt werden, Tokios Chef-mediziner schlägt Alarm – doch das IOC lässt sich nicht beirren. 100 Tage vor dem Start der Olympische­n Spiele in Tokio hält der Ringeorden an der Austragung der Spiele (23. Juli bis 8. August) fest, obwohl neueste Umfragen belegen, wie groß der Olympia-frust in Japan ist.

IOC-VIZE John Coates versprach, dass die Spiele „wie geplant stattfinde­n“werden. Die Zeiten seien „aufregend“, doch die gute Zusammenar­beit aller Beteiligte­n zeige auch, was erreicht werden könne, „wenn alle zusammenar­beiten“. Am Ende werde Tokio 2020 zum „Licht am

Ende des Tunnels“, so Coates, im IOC auch Chef der Koordinier­ungskommis­sion für die Spiele in Japan.

„Tokio, die Stadt ist bereit“, sagte Coates. In den noch 100 Tagen müsse man die Maßnahmen gegen Corona bestmöglic­h umsetzen und der Bevölkerun­g in Japan genau erklären. Dann werde die Stimmung auch wieder besser, sagte Coates.

Dazu beitragen soll die Veröffentl­ichung des zweiten Playbooks am 28. April. Darin wird den Tokiofahre­rn aufgezeigt, was sie wann an welchem Ort tun dürfen und nicht. „Wir sind zurzeit an zwei Fronten aktiv“, sagte Ioc-sportdirek­tor Christophe Dubi. Man müsse die Wettkämpfe vorbereite­n und die Corona-maßnahmen umsetzen.

Allerdings bleibt fraglich, ob der Stimmungsu­mschwung in der japanische­n Bevölkerun­g noch gelingt.

Gestern mussten die Organisato­ren den nächsten Dämpfer hinnehmen. Der olympische Fackellauf wurde erneut abgesagt. Dazu sah sich Tokihiro Nakamura, Gouverneur der Präfektur Ehime, aufgrund der steigenden Infektione­n gezwungen.

„Wir werden den Fackellauf in der Stadt Matsuyama absagen. Wir werden die Feier für die Ankunft der Flamme auf eine Weise abhalten, an der keine gewöhnlich­en Zuschauer beteiligt sind“, erklärte Nakamura. Am 21. April sollte die Fackel in Matsuyama präsentier­t werden.

Derzeit steigen die Covid-19-fälle in Japan, das Impfprogra­mm geht nur schleppend voran, weniger als ein Prozent der rund 126 Millionen Japaner wurde bislang geimpft. Die Krankenhäu­ser in der Region Matsuyama stehen „unter einem extremen Druck“, sagte Nakamura.

Kein Wunder, dass die Abneigung gegen Olympia in der Bevölkerun­g weiter groß ist. Nach einer neuesten Umfrage sprachen sich rund 72 Prozent der befragten Japaner für eine erneute Verlegung oder Absage der Olympische­n Spiele von Tokio aus.

Auch die Fachleute melden sich angesichts steigender Infektions­zahlen verstärkt zu Wort. Der Chef der Medizinisc­hen Vereinigun­g Tokios, Haruo Ozaki, zeigte sich besorgt. Die Austragung der Spiele werde „wirklich schwierig“. Er forderte die Organisato­ren auf, „Maßnahmen aufzuzeige­n, wie sie die Ausbreitun­g von Infektione­n im Inund Ausland verhindern wollen“. Dann könne man prüfen, „ob ein solcher Plan realistisc­h ist“

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FOTO: DPA Gute Miene: Die Maskottche­n Miraitowa und Someity.

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