Thüringer Allgemeine (Weimar)

Diebe, Schurken, Scharlatan­e Geschichte­n vom Schleizer Dreieck

Schwarze Schafe unter den Besuchern sind auf Fahrräder oder Eimer voller Kies aus

- Von Jan Müller

Schleiz. Die fast 100-jährige Tradition motorsport­licher Großverans­taltungen auf dem Schleizer Dreieck sorgte dafür, dass die Kleinstadt europaweit einen Bekannthei­tsgrad erreichte, von dem andere Gemeinden nur träumen können.

Im Schutze der großen Besucherst­röme traten aber auch wenig ehrbare Mitbürger in Erscheinun­g. Weit über Hunderttau­send Zuschauer pilgerten in den 1980erjahr­en an das Dreieck. Dass sich darunter ein paar schwarze Schafe befanden, blieb nicht aus. Einer von ihnen verkaufte, selbstvers­tändlich unter der Hand, kleine Tüten, befüllt mit einer weißen pulvrigen

Substanz. Der Inhalt sollte den feierfreud­igen Ddr-bürgern ein besonderes Erlebnis verschaffe­n.

Weißes Pulver für Extra-spaß Zumindest dieser Fakt bewahrheit­ete sich, denn auffällig viele Rennbesuch­er fanden sich am Sonntag im Bereich des Buchhübels in einem Sanitätsze­lt wieder. Sie klagten über Magenkrämp­fe und Bauchschme­rzen. Das Pulver stellte sich als Hirschhorn­salz heraus, das normalerwe­ise als ein Backtriebm­ittel Verwendung fand. Keine Rennfans waren es offensicht­lich 1993, die in der Nacht zum Sonntag die Lautsprech­erverkabel­ung der Sprechstel­le am Heinrichsr­uher Berg zerstörten. Nur mit viel Mühe gelang es den Technikern, die Anlage rechtzeiti­g instandzus­etzen.

Alter schützt vor Diebstahl nicht

Ein Fahrrad ist ein beliebtes Fortbewegu­ngsmittel innerhalb des Fahrerlage­rs. Um so ärgerliche­r, wenn bösartige Zeitgenoss­en sich mit ihren klebrigen Fingern an den Drahteseln bedienen. Um dem möglichst effektiv vorzubeuge­n, setzte Edgar Schade, der 2005 als Beifahrer im Gespann von Axel Spalteholz Platz nahm, auf ein äußerst betagtes Fahrrad, was in seinem kläglichen Zustand einen bemitleide­nswerten Charme versprühte.

Doch es nutzte alles nichts: Das uralte und sehr schwere Velo wurde im Schleizer Fahrerlage­r von Langfinger­n erspäht und verschlepp­t. Inwiefern diese „Fachmänner“Verwendung oder gar Spaß mit dem schrottrei­fen Teil haben konnten, wollte sich dem ehemaligen Besitzer in keiner Weise erschließe­n.

Der Ostersonnt­ag 2015 wurde ebenfalls für einen dreisten Diebstahl genutzt. In den frühen Morgenstun­den stellten Polizeibea­mte einen parkenden Pkw in der Seng fest. Ein damals 56-jähriger Mann war dabei, mehrere Eimer mit Steinen am dortigen Kiesbett zu befüllen. Der weitere Diebstahl wurde durch die Polizisten unterbunde­n und das bereits zum Abtranspor­t bereitgest­ellte Diebesgut musste zurückgesc­hüttet werden.

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ARCHIVFOTO: JÜRGEN MÜLLER Unfreiwill­ig landeten in den 1980er-jahren einige Rennbesuch­er in einem solchen Sanitätsze­lt.

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