Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kein Platz für Hass auf Juden

- Fabian Klaus über eine alarmieren­de Statistik

Etwa jeden dritten Tag stellt die Polizei in Thüringen eine Straftat fest, deren Hintergrun­d antisemiti­sch ist. Die Statistik bildet im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern keine Ausnahme. Die Erzählunge­n vom „wir“gegen „die“(Juden) werden wieder salonfähig. Das muss alarmieren.

Eine Rolle spielt die Bewegung selbst ernannter „Querdenker“, die sich immer wieder auf die Q-anonbewegu­ng beruft – die wiederum propagiert die Erzählung einer jüdischen Weltversch­wörung. Eine Lüge, die dazu dient, das größte Verbrechen der Menschheit­sgeschicht­e, den Holocaust, zu verharmlos­en oder zu leugnen. Ist nun die Mehrzahl der Teilnehmer dieser Demos antisemiti­sch? Sicher nicht. Aber führenden Köpfe sind es. Damit ist das Problem klar beschriebe­n.

Deshalb wird es Zeit, dass das Bundesamt für Verfassung­sschutz handelt und die „Querdenker“zum Verdachtsf­all ausruft. Um den Versammlun­gsbehörden und der Polizei deutlich mehr Spielraum für Auflagen und deren Durchsetzu­ng bei Demonstrat­ionen zu geben. Aber auch, um die Landesämte­r nicht weiter unter Druck geraten zu lassen. Die müssten, wenn sich das Bundesamt nicht rührt, irgendwann selbst tätig werden. Damit würde eine bundesweit kritische Strömung von Bundesland zu Bundesland unterschie­dlich bewertet. Das kann nicht gewollt sein.

Wer jetzt kommt und sagt, es handele sich bei den Querdenker­erzählunge­n doch „nur“um dummes Geschwätz, der liegt sicher richtig. Aber: Wie schnell dummes Geschwätz dazu führt, dass daraus Taten werden und Menschen sterben, das hat der Anschlag von Halle gezeigt. Deshalb muss nicht nur an Tagen, an denen Anschläge begangen oder alarmieren­de Zahlen vorgestell­t werden, Konsens sein und deutlich gesagt werden: Hass auf Jüdinnen und Juden darf keinen Platz in dieser Gesellscha­ft haben.

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