Bis zur völligen Erschöpfung
Studie der Fachhochschule Erfurt untersucht das Befinden Thüringer Familien in der Pandemie
Erfurt. Um Familien in der Pandemie zu entlasten, sind tragfähige Schulkonzepte überfällig. Die Forderung ist eine der Konsequenzen aus einer Studie, die die Situation Thüringer Familien in Corona-zeiten untersuchte. Die Frage nach Öffnung oder Schließung von Schulen bezeichnet Barbara Lochner als eine Schwarz-weiß-debatte. Die Professorin für Pädagogik der Kindheit leitete die an der Fachhochschule Erfurt angesiedelte Studie. Es gehe um Lösungen für Präsenzunterricht, der dem Infektionsschutz gerecht wird, und um wirkungsvolle Strategien für Digitalunterricht, so die Forscherin.
Die Schließung von Schulen und Kitas spiele für das Befinden von Familien in der Pandemie eine entscheidende Rolle, sie würden als einschneidend erlebt. Familien standen dem weitestgehend hilflos gegenüber, konstatiert die Wissenschaftlerin, was ihr Vertrauen in die Verlässlichkeit der öffentlichen Mitverantwortung für Bildung und Betreuung brüchig werden ließ. Als ein weiterer Schluss aus der Studie mahnt sie eine transparente und bessere Kommunikation von Entscheidungen an. Politik und Behörden müssten Eltern mehr Planungssicherheit geben und sie in die Entscheidungsprozesse einbeziehen.
Für die Studie wurden im April 2020 mehr als 3000 Thüringer befragt, hinzu kamen telefonische Interviews im Herbst. Im ersten Lockdown hatten noch mehr als die Hälfte der befragten Eltern angegeben, ihre Kinder gut oder sogar noch besser betreuen zu können.
Die Interviews ein halbes Jahr später im Herbst hätten jedoch schon deutlich gemacht, dass sich Eltern zunehmend alleingelassen fühlen, während bei den Kindern die Motivation im Fernunterricht sinke. Es gebe viel Resignation wegen ausbleibender Konzepte. Homeoffice werde zwar als Chance betrachtet, die Situation zu stemmen. „Gleichzeitig führt Parallelität von Arbeit und Kinderbetreuung mittelfristig zu einer Totalerschöpfung der Familien“, so Lochner.