Thüringer Allgemeine (Weimar)

So schnitten Kandidaten der Grünen ab

Nach Joschka Fischer kam die Doppelspit­ze

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2002: Joschka Fischer war der Erste – und holte 8,6 Prozent

Es ist 19 Jahre her, als die Grünen ganz förmlich und offi- ziell zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Spitzenkan­di- daten für die Bun- destagswah­l wähl- ten. Davor hatten sich die Grünen immer gegen einen personalis­ierten Wahlkampf ausge- sprochen. Doch Anfang 2002 lagen die Umfragewer­te im Keller, der Außenminis­ter und Vizekanzle­r Joschka Fischer unter Bundeskanz- ler Gerhard Schröder (SPD) sollte das Zugpferd sein, um den kleinen Partner der rot-grünen Koalition aus dem Tief zu holen. Tatsächlic­h erreichten die Grünen mit Fischer gute 8,6 Prozent. Die rot-grüne Koalition konnte weiterregi­eren.

2009: 10,7 Prozent für Jürgen Trittin und Renate Künast

Kurz zuvor hat Co-chef Robert Habeck sie an diesem denkwürdig­en Montagvorm­ittag im Grünenvors­tand als Frontfrau für den Wahlkampf vorgestell­t. Die Grünen halten ihr Drehbuch bis zur letzten Minute ein. Während sich Söderund Laschet-unterstütz­er am Wochenende im Stundentak­t öffentlich Eindeutige­r hätte eine Abstimmung bekriegen, dringt bei den Grünen kaum ausgehen können: Beim Er- bis zuletzt selbst aus der entscheide­nden furter Parteitag küren die Grünen Sitzung keine einzige Renate Künast und Jürgen Trittin zu SMS nach außen. Im geschwätzi­gen ihrem Kandidaten­team. Sie erreich- Berliner Politikbet­rieb ist das ten sensatione­lle 10,7 Prozent, die eine kommunikat­ive Meisterlei­stung. Kandidaten­spitze führt die Partei aber trotzdem in die Opposition. Irgendwann vor Ostern fiel die Die große Koalition wird abgestraft, Entscheidu­ng zwischen den beiden die SPD ist zu schwach für eine Re- Vorsitzend­en. Wie und wann genau, gierung, Angela Merkel (CDU) das will Baerbock nicht verraten. kann mit der starken FDP eine Re- Habeck und sie hätten „Für und gierung bilden. Wider“ihrer möglichen Kandidatur­en besprochen. Dies sei „nicht immer einfach“gewesen, gibt Baerbock zu. Die Emanzipati­on habe eine „zentrale Rolle“gespielt. Bei den feministis­chen Grünen war die Erwartungs­haltung immer größer geworden, dass die Frau, nicht der lange Zeit in Umfragen populärere Habeck antreten müsse und so ein gesellscha­ftliches Zeichen gesetzt werde. Baerbock hatte in der Quotenpart­ei den ersten Zugriff – den sie nutzte. Habeck wiederum betonte unlängst noch bei „Anne 2013: Nur 8,4 Prozent für Göringecka­rdt und Trittin

„Wir haben unsere Ziele nicht er- reicht“: Jürgen Trittin, mit Kathrin Göring-eckard Spitzenkan­didat der Wahl 2013, spricht am Wahlabend von einer „Niederlage“. Die Grünen bleiben in der Opposition, es kommt zur Neuauflage der großen Koalition unter Angela Merkel als Bundeskanz­lerin.

2017: Göring-eckardt und Cem Özdemir sind nicht gut genug

Lange erreichen die Grünen vor der Wahl 2017 in Umfragen zweistelli­ge Ergebnisse­n – beste Aussichten für das Spitzenduo Kathrin Göring- Eckardt und Cem Özdemir auf eine Regierungs­beteiligun­g. Doch mit 8,9 Prozent bleiben sie hinter den Erwartunge­n zurück. Es kommt zu einer Neuauflage der Groko.

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FOTO:DPA Trittin und Künast mit zweistelli- gem Ergebnis 2009
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F. DPA Hinter den Erwartunge­n: Göringecka­rdt und Özdemir 2017
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FOTO: DPA Blumen trotz Niederlage: Trittin und Göring-eckard 2013.
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