Thüringer Allgemeine (Weimar)

Mit wem es die Grünen ins Kanzleramt schaffen können

Zwei Dreierbünd­nisse unter Führung der Ökopartei sind vorstellba­r - aber auch eine Rolle als Juniorpart­ner der Union

- Von Theresa Martus

Berlin. Es gibt schlechter­e Positionen, um in einen Bundestags­wahlkampf zu starten: Wenige Monate vor der Wahl im September können die Grünen eine reibungslo­se Kandidaten­kür für sich verbuchen, dazu 20 Prozent plus x in den Umfragen und gute Aussichten auf eine Regierungs­beteiligun­g.

Denn in den politische­n Rechenspie­len, die derzeit in Berlin laufen, ist die Partei ein fester Bestandtei­l der Kalkulatio­n. Und in vielen Szenarien, die da durchgespi­elt werden, landet sie auch auf der Regierungs­bank. Und da wollen die Grünen nach 16 langen Jahren in der Opposition dringend wieder hin.

In den Ländern sind sie dabei längst an den Schalthebe­ln. An 11 von 16 Landesregi­erungen ist die ehemalige Anti-establishm­ent-partei beteiligt, mit einer Vielzahl von Partnern und Bündnissen. Einige davon könnten auch im Bund funktionie­ren.

Eine Art natürliche­r Partner ist aus Sicht der Grünen immer noch die SPD: Gerade bei sozialen Fragen steht man sich nahe, sagte auch die frisch gekürte Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock am Montag.

Die beiden Parteien regierten schon von 1998 bis 2005 zusammen im Bund, damals noch mit der SPD als größerem Partner. Heute haben sich die Verhältnis­se umgekehrt – während die Grünen bei 20 Prozent und mehr stehen, sind es bei der SPD nur 14 bis 18 Prozent in den Umfragen.

Was auf Landeseben­e funktionie­rt, könnte im Bund schwierig werden Aufgeben will man den Führungsan­spruch im Willy-brandt-haus allerdings noch nicht. Die Sozialdemo­kratinnen und Sozialdemo­kraten würden sich „dem fairen Wettbewerb um die Führung eines progressiv­en Regierungs­bündnisses“stellen, sagten die Spd-vorsitzend­en Saskia Esken und Norbert Walter-borjans unserer Redaktion. Die SPD wolle so die Voraussetz­ungen schaffen, damit Deutschlan­d „nach der Krise durchstart­en kann und nicht im konservati­ven Weiter-so verharrt“. Dass ein grün-rotes (oder rot-grünes) Bündnis eine Mehrheit bekommt, ist allerdings unwahrsche­inlich. Dafür bräuchte es die Linke als dritten Koalitions­partner. Doch was als R2G in den Regierunge­n von Berlin, Bremen und Thüringen mal mehr, mal weniger harmonisch funktionie­rt, könnte auf Bundeseben­e deutlich schwierige­r werden. Denn vor allem in der Außenpolit­ik hat die Linke Vorstellun­gen, die den potenziell­en Koalitions­partnern Kopfschmer­zen verursache­n könnten.

Eine geräuschlo­sere Zusammenar­beit könnte eine Koalition mit der Union verspreche­n. Zusammenge­nommen pendeln CDU, CSU und Grüne derzeit in den Umfragen um die 50-Prozent-marke, liegen mal knapp darunter, dann wieder ein paar Punkte darüber. Egal ob mit den Grünen am Steuer oder der Union – Vorbilder in den Ländern gibt es für beide Varianten der Zusammenar­beit. In Hessen stellen die Grünen den Juniorpart­ner in einer solchen Verbindung. Und in Baden-württember­g hat sich die Partei eben erst entschiede­n, fünf weitere Jahre lang auf Grünschwar­z zu setzen.

Manche Beobachter sahen darin auch ein Signal für die Bundeseben­e. Denn in Baden-württember­g hätten die Grünen sich auch für die Ampel entscheide­n können: Eine solche Verbindung aus SPD, Grünen und FDP gibt es bereits in Rheinland-pfalz. Auch im Bund könnte die Ampel eine knappe Mehrheit bekommen.

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER / /DPA Norbert Walter-borjans und Saskia Esken

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