Im Notbetrieb
Wie Thüringens Thermal- und Heilbäder durch die Pandemie kommen
Die Thermal- und Heilbäder in Thüringen benötigen auch in diesem Jahr wegen der Corona-krise finanzielle Unterstützung durch das Land. Durch die Hilfen im vergangenen Jahr seien Verluste gemildert und Betriebsschließungen verhindert worden, sagte Dorit Frank vom Thüringer Heilbäderverband. „Die Probleme im Jahr 2021 sind damit aber nicht gelöst.“Abgesehen von per Rezept verordneten Maßnahmen wie Physiotherapien dürfen die Thermalbäder in Thüringen aktuell – ebenso wie andere Bäder – keine Gäste empfangen.
„Wir laufen zwar auf Notbetrieb, trotzdem fallen natürlich auch weiterhin Kosten an“, erklärt Jens Lüdecke, Geschäftsführer der Kyffhäuser-therme in Bad Frankenhausen. So seien die Zwangsschließungen zunächst für nötige Instandhaltungsarbeiten und die Jahresreinigung genutzt worden, diese Arbeiten seien aber inzwischen abgeschlossen. Wasserreinigung, Lüftung und Heizungskosten und andere laufende Kosten wie Versicherungsbeiträge sorgten für ständige Ausgaben. Grundsätzlich seien die Aufwendungen für die technischen Anlagen wegen der chemischen Zusammensetzung von Solewasser deutlich höher als in normalen Bädern.
Vor der Corona-krise besuchten Lüdecke zufolge im Schnitt 130.000 Gäste im Jahr die Kyffhäusertherme. Seit November 2020 ist die Einrichtung
für den öffentlichen Betrieb geschlossen. Nur per Rezept verordnete Physiotherapien dürfen unter strengen Hygienemaßnahmen durchgeführt werden. „Das macht aber natürlich nur einen kleinen Teil des normalen Umsatzes aus.“Schwierig sei die Situation auch für die Mitarbeiter der Thermen, die sich seit einem Jahr in Kurzarbeit befänden – mit deutlichen Lohneinbußen.
Abwandern des Fachpersonals ist zu befürchten
„Wenn die Schließungen weiter andauern, fürchten wir ein Abwandern des Fachpersonals“, sagte der Bürgermeister von Lobenstein, Thomas Weigelt (parteilos), über die Lage der Ardesia-therme. Auch hier waren die Besucherzahlen von rund 92.000 im Jahr 2019 zunächst auf 50.000 im ersten Corona-jahr und 2021 – abgesehen von Physiotherapie-angeboten – schließlich auf Null gefallen. „Das hat zu einer dramatischen finanziellen Schieflage geführt.“Die Zuwendungen des Landes hätten geholfen, die Kostenausfälle erträglich zu halten.
Die Schließung des Heilbads wirke sich nicht nur negativ auf die Kurstadt Bad Lobenstein aus, sondern sei in der gesamten Region spürbar. „Wir brauchen dringend Lösungen“, so Weigelt. „Die Politik sollte das Machbare möglich machen und gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort ein Öffnungsszenario nach einem gezielten
Plan erarbeiten.“Die Bäder seien dazu grundsätzlich bereit, so Dorit Frank. Die Hygienekonzepte lägen bereits seit dem Sommer 2020 vor, hätten sich auch in der kurzen Öffnungsphase im Sommer letzten Jahres bewährt und würden ständig angepasst. „Eine Wiedereröffnung der Thermen ist nicht nur aus wirtschaftlichen Sicht wichtig, auch unter sozialen und gesundheitlichen Aspekten bedeutungsvoll.“Auch Jens Lüdecke hofft, bald wieder Einnahmen erwirtschaften zu können: „Wir wollen den Kommunen nicht zur Last fallen, wir wollen Gewinn bringen.“
Der Geschäftsführer der Ardesiatherme, Thomas Knorr, sieht die Politik in der Pflicht. Er fordert etwa längere Vorlaufzeiten, um neue Handlungsempfehlungen besser umsetzen zu können, aber auch mehr wirtschaftliche Solidarität: „Meiner Meinung nach sollten Branchen, die derzeit Gewinne schreiben, zudem an den Kosten beteiligt werden, die derzeit im Bereich Handel, Freizeit und Kultur entstanden sind.“
In Thüringen gibt es aktuell 18 Heilbäder und Kurorte, davon sind 16 im Heilbäderverband organisiert. Neun dieser Standorte verfügen über eine Therme, drei davon werden privatwirtschaftlich betrieben. Im vergangenen Jahr hat Thüringen die Heilbäder und Kurorte mit insgesamt 10 Millionen Euro aus dem Corona-hilfspaket unterstützt.