Thüringer Allgemeine (Weimar)

Influencer nicht immer Vorbilder

Jenn van Distel informiert über die Vor- und Nachteile des Traums vieler junger Leute

- Von Philipp Brendel

Es scheint für viele Jugendlich­e nicht mehr nur ein Traum zu sein, sondern ein Muss: das Influencer sein. Vielleicht folgt auch ihr Influencer­n und orientiert euch an diesen. Oder ihr habt selbst den Traum mal als Influencer durchzusta­rten. Das englische Wort „influence“bedeutet beeinfluss­en. Influencer wollen also Einfluss auf Leute nehmen. Sie machen zum Beispiel Werbung für Schminke oder Hotels. Dabei ist das alles andere als einfach, erklärt Jenn van Distel. Oft steckt harte Arbeit dahinter.

Jenn van Distel aus Altenburg in Ostthüring­en hat die Wissenspla­ttform Human Reboot kreiert. Human Reboot bedeutet so viel wie Neustart der Menschheit. Die Internetse­ite ist für Jugendlich­e und soll Themen behandeln, die in der Schule zu kurz kommen. „Ich stelle Themen zur Verfügung, die für das wirkliche Leben wichtig sind“, erklärt Jenn. Das seien vor allem Themen, die im Lehrplan in der Schule nicht behandelt werden. Zum Beispiel würde finanziell­e Bildung kaum eine Rolle spielen, sagt Jenn: „Das ist eine wichtige Grundlage für das eigene Leben.“Aber auch Themen wie Ernährung, Kommunikat­ion oder Ziele im Leben werden in Erklärvide­os für Jugendlich­e und junge Erwachsene vorgestell­t.

Jenn falle seit einiger Zeit auch der Trend auf, dass viele Jugendlich­e Influencer werden möchten. „Junge Leute verbringen sehr viel Zeit auf sozialen Netzwerken. Viele denken sich, warum nicht das Hobby zum Beruf machen“, erklärt sich Jenn den Kult ums Influencer sein. Für die meisten dürfte es nach dem absoluten Traumjob klingen: Reich und berühmt werden.

Die andere Seite der Influencer sei jedoch nicht so bekannt. Influencer können ihr Publikum stark beeinfluss­en. Und so ein Publikum kann Millionen von Menschen groß sein. Influencer könnten positiv oder negativ beeinfluss­en. „Viele sind sich nicht bewusst, dass sie mit ihrem Gesicht zum Beispiel für ein Produkt stehen.“Junge Influencer stellen vielleicht Dinge in den sozialen Netzwerken vor, die nicht gut oder ungesund sind. Das machen sie, um schnell bekannt zu werden und Geld zu verdienen. „Der eigene Ruf und das Gesicht kann so auch ein Leben lang geschädigt werden,“sagt Jenn.

Als Beispiel nennt sie dabei Diätinflue­ncer. Diese hätten für eine Ernährung mit Rohkostsal­at geworben. Nach einigen Monaten haben sie sich jedoch eingestehe­n müssen, dass ihre Tipps sehr ungesund waren. „Wenn zerstöreri­sche Dinge jungen Menschen als gut verkauft werden, finde ich das schwierig,“meint Jenn. Zwar könnten viele so schnell berühmt werden, aber genauso schnell wieder fallen. Influencer zu werden, scheint außerdem weniger einfach zu sein, als sich viele gerne wünschen, erklärt Jenn:

„Diejenigen, die es schaffen, sind teilweise über zehn Jahre auf Youtube. Sie haben sich das über Jahre aufgebaut.“Eine der bekanntest­en Influencer­innen, Bianca Claßen, bekannt für ihren Youtube-kanal Bibis Beauty Palace, habe sich das über viele Jahre aufbauen müssen, erklärt Jenn: „Sie lebt in einer Traumvilla, kann aber ohne Aufsehen zu erregen, kaum noch auf die Straße gehen. Ist es das wert?“

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