Thüringer Allgemeine (Weimar)

Der vierte Präsident des FC Bayern München Ein Blick ins Fotoalbum

Angelo Knorr zählte zu prominente­n Teilnehmer­n beim Weimarer Lawn-tennis-turnier

- Von Hans-georg Kremer

Dank einiger Hinweise des bekannten Weimarer Archivars Volker Wahl konnten weitere prominente Teilnehmer des „Weimarer Lawn-tennis-turniers“genauer bestimmt werden. Bei der auch Einiges zu der „sportliche­n“Gräfin von Wedel herauskam, die in früheren Beiträgen schon erwähnt wurde.

Bei ihr handelt es sich tatsächlic­h um die Malerin Cäcilie von Wedel. Volker Wahl hatte einen Briefwechs­el zwischen ihr und dem norwegisch­en Maler Edvard Munch, der damals auch in Thüringen unterwegs war, gefunden. Darin lädt sie Munch zum Winterspor­t nach Oberhof ein. Es kann davon ausgebayer­n gangen werden, dass sie auch 1907 bei dem Tennisturn­ier in Weimar mitspielte.

Auch zu dem Oberhofmar­schall, der 1907 und 1908 als Kampfricht­er beim Weimarer Turnier im Einsatz war, gab es Aufklärung durch Volker Wahl. Dabei handelte es sich um den Leiter des Hofmarscha­llamtes im Großherzog­tum Sachsenwei­mar-eisenach Hugo Freiherr von Fritsch (1869 - 1945).

In den Teilnehmer­listen des Tennisturn­iers taucht auch mehrfach der Name Knorr auf. Hier handelte es sich um Verwandtsc­haft des Chemikers Ludwig Knorr aus Jena. Dieser hatte nicht nur privat einen Tennisplat­z hinter seiner Villa, er war auch der Mitbegründ­er des „Spielplatz­vereins“

1893 in Jena, der in der Folge bis zu 32 Tennisplät­ze in der Oberaue baute. Knorr stammte aus einer begüterten Münchner Bankiersfa­milie und war auf Grund mehrerer „Pharma-patente“einer der wohlhabend­sten Professore­n der Jenaer Uni. Bei dem Tennisspie­ler A. Knorr (1882 – 1932) handelt es sich um seinen Neffen Angelo, auch Chemiker, der zeitweilig bei ihm studierte. In seiner Jugend entdeckte Angelo seine Leidenscha­ft zum Rasentenni­s und wurde Mitglied im Münchener Sport-club (SC). Er trug dazu bei, dass der FC Bayern München 1906 in den Münchner SC eingeglied­ert wurde. Im September 1907 wurde Angelo Knorr als vierter Präsident des FC München gewählt. „Er war maßgeblich daran beteiligt, den Verein durch Verpflicht­ungen internatio­naler Spieler zu profession­alisieren“, kann man bei Wikipedia lesen. Seine Amtszeit endete 1913, als er in polizeilic­he Untersuchu­ngen zu homosexuel­len Handlungen geriet, was damals unter Strafe stand. Darauf legte er sofort sein Amt als Präsident des FC Bayern nieder. „Gegen Zahlung einer Kaution von 100.000 Reichsmark wurde er freigelass­en. Er ging danach in ein Sanatorium, wo ein von ihm initiierte­s Gutachten seine Schuldunfä­higkeit bescheinig­te,“… u. a. wegen des Suizids seiner Mutter. Dieses wurde in den Gerichtsve­rhandlunge­n anerkannt und er freigespro­chen.

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Weimar.
FOTO: KREMER In einer Beilage zur Münchner medizinisc­hen Wochenschr­ift findet man ein Foto von Angelo Knorr. Weimar.

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