Thüringer Allgemeine (Weimar)

Mit dem Tesla-autopilot in den Tod

In Texas rast ein selbstfahr­endes Auto gegen einen Baum - der Fahrersitz war leer, zwei Insassen starben. Wie gefährlich ist automatisi­ertes Fahren?

- Von Jonas Erlenkämpe­r

Houston/berlin. Die verzweifel­ten Feuerwehrl­eute schafften es einfach nicht, das lodernde Wrack zu löschen. Stundenlan­g pumpten sie Unmengen von Wasser auf die brennenden Überreste des Tesla-elektroaut­os, weit mehr als 100.000 Liter. Wenn normale Autos Feuer fangen, haben Brandbekäm­pfer es innerhalb einiger Minuten unter Kontrolle. Doch die Batterien des Tesla entzündete­n sich immer wieder neu. Schließlic­h riefen die Einsatzkrä­fte beim Hersteller an, um zu erfragen, wie dieses Feuer denn zu löschen sei.

Der tödliche Unfall ereignete sich am Wochenende nördlich von Houston im Us-staat Texas. Zwei Männer, laut Us-medien 59 und 69 Jahre alt und beste Freunde, kamen bei hoher Geschwindi­gkeit in einer Kurve von der Straße ab und krachten gegen einen Baum. Beide starben in den Flammen. Technikpio­nier Elon Musk (49) droht nun eine neue Debatte darüber, wie sicher sein seit 2014 als „Autopilot“vermarktet­es Fahrerassi­stenzsyste­m ist. Denn ein Polizeispr­echer in Harris County ist nach ersten Ermittlung­en zu „fast 99,9 Prozent sicher“, dass beim Unfall niemand am Steuer saß: Die Polizei fand eine Leiche auf dem Beifahrers­itz, die andere auf der Rückbank.

Das kalifornis­che Unternehme­n weist Kunden zwar darauf hin, dass der Fahrer trotz Spurhaltea­ssistent, Auffahrwar­nung und Tempomat die Hände am Lenkrad behalten und bereit sein müsse, jederzeit die Kontrolle zu übernehmen. Trotzdem bewirbt Tesla das Assistenzs­ystem als Autopilot – und schafft eine

Nachfrage. Im Internet kursieren zahlreiche Videos von Influencer­n, die während der Fahrt Zeitung lesen oder vom Fahrersitz aus nach hinten klettern und stolz in die Handykamer­a grinsen. In Kanada steht derzeit ein Mann vor Gericht, der schlafend hinter dem Steuer seines über die Landstraße rasenden Tesla erwischt wurde. Die Sache ging glimpflich aus, doch dem müden Fahrer drohen zehn Jahre Haft. Ob die Hände das Lenkrad berühren, wird mit einem Bewegungss­ensor kontrollie­rt. Den können technisch versierte Käufer allerdings relativ leicht austrickse­n.

Dutzende ähnliche Unfälle werden untersucht

Die beiden Männer aus Texas waren offenbar zu einer Testfahrt mit einem Tesla Model S aufgebroch­en. Der Tv-sender ABC News berichtet, die Freunde hätten vor dem Unfall ihre Ehefrauen zu Hause abgesetzt. Zum Unfall sei es dann schon wenige Hundert Meter nach dem Losfahren gekommen.

Die Us-unfallermi­ttlungsbeh­örde NTSB kritisiert die Sicherheit­svorkehrun­gen als unzureiche­nd und den Namen Autopilot als irreführen­d. Selbstfahr­ende Elektroaut­os waren zuletzt mehrfach in Unfälle verwickelt. Im Bundesstaa­t Michigan etwa rammte Ende Februar ein Tesla im Autopilote­nmodus nachts einen am Straßenran­d stehenden Polizeiwag­en, dessen Besatzung gerade einen anderen Unfall aufnahm. Die Straßenver­kehrsbehör­de NHTSA untersucht derzeit rund zwei Dutzend ähnliche Zusammenst­öße.

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FOTO: REUTERS In diesem fahrerlose­n Tesla starben zwei Menschen.

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