Thüringer Allgemeine (Weimar)

Söders rätselhaft­er Satz für seine Niederlage

Der Csu-vorsitzend­e erkennt Laschet als Kanzlerkan­didaten an - nicht ohne Spitzen

- Von Miriam Hollstein

München. „Die Würfel sind gefallen – Armin Laschet wird Kanzlerkan­didat der Union“: Mit diesen Worten gestand Markus Söder am Dienstag um 12 Uhr in München seine Niederlage ein. Der Spruch stammt von Julius Caesar. Mit ihm begann dieser im Januar 49 vor Christus den römischen Bürgerkrie­g, den er schließlic­h gewann. Hat der Csu-vorsitzend­e, der in der Schule Latein hatte, an diese historisch­e Bedeutung gedacht? Oder hat er als Kind einfach gern die „Asterix“-comics gelesen, wo der Aufruf ständig und vor allem als Ausdruck der Endgültigk­eit zum Einsatz kommt?

Es wird das Geheimnis des Franken bleiben. Seine Enttäuschu­ng über den Ausgang der Cdu-bundesvors­tandssitzu­ng, in der am frühen Morgen nach langer Diskusist sion die Mehrheit für den CDUCHEF als Kanzlerkan­didaten votiert hatte, zeigte Söder hingegen offen. Einerseits versprach er dem CDUCHEF seine uneingesch­ränkte Unterstütz­ung: „Nur eine geschlosse­ne Union kann am Ende erfolgreic­h sein.“Anderseits war seine nicht einmal vierminüti­ge Ansprache mit einigen Spitzen gespickt. So bedankte sich Söder nicht nur „ausdrückli­ch“bei „vielen Orts- und Kreisverbä­nden der CDU“und „nahezu allen Ministerpr­äsidenten“für die „herausrage­nde Unterstütz­ung“, sondern auch bei „vielen mutigen Abgeordnet­en“, die ihm entgegen der „normalen Parteisoli­darität“ihre Sympathie bekundet hätten. Er habe aus ganz Deutschlan­d Zuspruch erhalten. Die Botschaft: Wäre es nach der Basis der CDU und der Mehrheit der Bürger in Deutschlan­d gegangen, wäre er jetzt Kanzlerkan­didat.

Csu-generalsek­retär Markus Blume sekundiert­e: Söders Bereitscha­ft zur Kandidatur sei ein „verdammt gutes Angebot“gewesen – nicht nur an die Union, sondern an das ganze Land: „Markus Söder war erkennbar der Kandidat der Herzen.“Aber in einer Demokratie entscheide die Mehrheit.

Die kommenden Wochen müssen zeigen, wie ernst es Söder damit ist, Laschet „ohne Groll und mit voller Kraft“zu unterstütz­en. Verlieren

in dem Weltbild des 54-Jährigen nicht vorgesehen; Niederlage­n sind nur Zwischenet­appen zum Sieg. Dabei hat die Hauptstadt Söder nie gereizt, Angebote für Ministeräm­ter im Bund schlug er mehrfach aus. „Der schönste Weg in Berlin ist der nach Bayern“, sagte er einmal. Die Aussicht auf das wichtigste Regie- rungsamt hat ihn von dieser Maxime abweichen lassen.

Insgeheim dürfte Söder auch ein bisschen erleichter­t sein. 2023 wird in Bayern gewählt, mit einem Sieg würde sich Söder in eine Liga mit seinen Vorbildern Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber spielen. Von München aus kann er jetzt gemütlich zusehen, wie der angeschlag­ene Laschet um das Vertrau- en der Bürger kämpft. Söder wird den Kandidaten unterstütz­en. Aber sollte Laschet straucheln, wird Söder bereitsteh­en. Spätestens zur nächsten Bundestags­wahl.

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FOTO: KNEFFEL / AFP CSU-CHEF Markus Söder bei seinem Presseauft­ritt

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