Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ex-afd-chef kann Milliarden-fonds der EU nicht stoppen

Bundesverf­assungsger­icht weist Eilantrag von Bündnis um Bernd Lucke gegen das Corona-paket ab

-

Karlsruhe. Deutschlan­d steht dem Start des 750 Milliarden Euro schweren Corona-wiederaufb­aufonds der EU nicht mehr im Weg. Das Bundesverf­assungsger­icht wies den Eilantrag eines Kläger-bündnisses um den früheren Afd-vorsitzend­en Bernd Lucke ab. Mit der Entscheidu­ng kann Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier das von Bundestag und Bundesrat beschlosse­ne Ratifizier­ungsgesetz nun unterzeich­nen. Damit gibt Deutschlan­d grünes Licht für das Finanzieru­ngssystem der EU bis 2027, das den Fonds umfasst. Es wird aber ein Hauptverfa­hren geben. (Az. 2 BVR 547/21)

Das im Sommer 2020 verabredet­e Paket soll den 27 Eu-staaten helfen, nach der Pandemie wirtschaft­lich wieder auf die Beine zu kommen. Einen Teil des Geldes gibt es als Zuschüsse, einen Teil als Darlehen. Dafür wollen die Eu-staaten gemeinsam Schulden aufnehmen. Die Eu-kommission kann mit der Aufnahme der Kredite und der Auszahlung aber erst beginnen, wenn alle den Beschluss ratifizier­t haben.

Dabei war Deutschlan­d zuletzt ein Wackelkand­idat: Wegen des Eilantrags hatte das Verfassung­sgericht

dem Bundespräs­identen untersagt, das Gesetz zu unterzeich­nen. Damit wollten die Richter verhindern, dass bis zu ihrer Entscheidu­ng Fakten geschaffen werden.

Luckes „Bündnis Bürgerwill­e“, das nach eigenen Angaben aus über 2200 Unterstütz­ern besteht, hält vor allem die gemeinscha­ftliche Verschuldu­ng für unzulässig. Diese sei ein „krasser Vertragsbr­uch“.

Mit der eigentlich­en Verfassung­sbeschwerd­e der Kläger wird sich das Gericht später beschäftig­en. Der Ausgang dieses Verfahrens sei offen, teilten die Richterinn­en und Richter des Zweiten Senats mit. „Bei summarisch­er Prüfung“im Eilverfahr­en sehen sie aber keine hohe Wahrschein­lichkeit für einen Verfassung­sverstoß. Deshalb darf Deutschlan­d den Fonds mit auf den

Weg bringen. Ein verspätete­r Start könne irreversib­le Folgen haben, stellte das Gericht fest.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sprach von einem „wichtigen Schritt in der Bekämpfung der Pandemie in ganz Europa“. Es sei richtig, mit enormen Mitteln dazu beizutrage­n, Arbeitsplä­tze und Unternehme­n zu retten und dies in Europa gemeinsam zu tun.

Newspapers in German

Newspapers from Germany