Super-liga gescheitert – vorerst
Nach dem Aus ihrer Pläne versuchen sich die Bosse der Fußball-topclubs in Demut. Doch die Probleme sind nicht aus der Welt
Die Pläne von zwölf europäischen Fußball-topclubs für eine Super League sind fürs Erste krachend gescheitert. Nach dem Rückzug der sechs englischen Vereine sind gestern auch die drei ursprünglichen Unterstützer aus Italien – Juventus Turin sowie Inter und AC Mailand – abgesprungen. Man habe Kenntnis von den Vorhaben anderer Clubs, sich zurückzuziehen, obwohl die nötigen Verfahren für eine Übereinkunft noch gar nicht abgeschlossen seien, teilte Juventus mit. Man sei aber weiter von der Super League überzeugt. Derzeit sei es jedoch kaum möglich, das Projekt wie geplant abzuschließen.
Inter Mailand teilte mit, nicht mehr Teil des Projekts zu sein. Man wolle den Fans stets das beste Fußballerlebnis bieten, schrieb der aktuelle Tabellenführer der Serie A. Am Nachmittag distanzierte sich auch der Stadtrivale AC Mailand.
Zuvor war bekannt geworden, dass Juve-boss Andrea Agnelli als Mitinitiator der Super League keine Chance mehr für das Projekt sehe. Ohne die englischen Vereine gehe es nicht, wurde Agnelli zitiert.
Noch in der Nacht zuvor hatten sich die Macher zuversichtlich gezeigt, ihr Milliarden-projekt durchziehen zu können. „Wir schlagen einen neuen europäischen Wettbewerb vor, weil das bestehende System nicht funktioniert“, hieß es in einem gestern verbreiteten Statement. Man sei „überzeugt, dass unser Vorschlag vollständig mit den europäischen Gesetzen und Vorschriften in Einklang steht“und werde „die am besten geeigneten Schritte zur Neugestaltung des Projekts überdenken“. Die Super League sei „überzeugt, dass sich der aktuelle Status quo des europäischen Fußballs ändern muss“.
Als erster der Superliga-initiatoren hatte Manchester City am Dienstagabend seine Teilnahme wieder abgesagt. Dem folgten die anderen fünf englischen Mitgründer FC Liverpool, Manchester United, FC Arsenal, Tottenham Hotspur und FC Chelsea. „Wir haben einen Fehler gemacht und wir entschuldigen uns dafür“, hieß es in einem Tweet des FC Arsenal.
Doch Optimismus für eine dauerhafte Fußball-romantik jenseits elitärer Großprojekte wäre eine Fehleinschätzung. Die zwölf Clubs sind keine Nebendarsteller. Sie haben Macht, Einfluss und Erfolg im europäischen Fußball, den sie seit Jahren dominieren. 21 der 28 Champions-league-siege holten sie seit 1992. In England verzeichnete das halbe Dutzend Abweichler im gleichen Zeitraum praktisch alle Meistertitel in der Premier League.
Zumindest erledigt haben sich die angedrohten Strafen gegen Clubs und Spieler. Zunächst können alle Clubs trotz Super-leaguestigma in den vertrauten Kreis der
Champions League zurückkehren. Das Halbfinale der Königsklasse kann mit den Duellen von Real Madrid gegen Chelsea und Manchester City gegen PSG in der kommenden Woche mit drei Abweichlern stattfinden. Auch der radikale Bann der Superstars von der EM im Sommer ist kein Thema mehr.
Der Treppenwitz der Aufregertage: Im Windschatten der Superleague-pläne wurde die Reform der Champions League ab 2024 durchgewunken, die mit zusätzlichen 100 Spielen, mehr Absicherung für Topclubs, einem Ligensystem statt einer Gruppenphase und noch mehr Geld als die bisherigen zwei Milliarden Euro erst auf Druck der großen Vereine initiiert wurde.