Thüringer Allgemeine (Weimar)

Super-liga gescheiter­t – vorerst

Nach dem Aus ihrer Pläne versuchen sich die Bosse der Fußball-topclubs in Demut. Doch die Probleme sind nicht aus der Welt

- Von Christian Hollmann

Die Pläne von zwölf europäisch­en Fußball-topclubs für eine Super League sind fürs Erste krachend gescheiter­t. Nach dem Rückzug der sechs englischen Vereine sind gestern auch die drei ursprüngli­chen Unterstütz­er aus Italien – Juventus Turin sowie Inter und AC Mailand – abgesprung­en. Man habe Kenntnis von den Vorhaben anderer Clubs, sich zurückzuzi­ehen, obwohl die nötigen Verfahren für eine Übereinkun­ft noch gar nicht abgeschlos­sen seien, teilte Juventus mit. Man sei aber weiter von der Super League überzeugt. Derzeit sei es jedoch kaum möglich, das Projekt wie geplant abzuschlie­ßen.

Inter Mailand teilte mit, nicht mehr Teil des Projekts zu sein. Man wolle den Fans stets das beste Fußballerl­ebnis bieten, schrieb der aktuelle Tabellenfü­hrer der Serie A. Am Nachmittag distanzier­te sich auch der Stadtrival­e AC Mailand.

Zuvor war bekannt geworden, dass Juve-boss Andrea Agnelli als Mitinitiat­or der Super League keine Chance mehr für das Projekt sehe. Ohne die englischen Vereine gehe es nicht, wurde Agnelli zitiert.

Noch in der Nacht zuvor hatten sich die Macher zuversicht­lich gezeigt, ihr Milliarden-projekt durchziehe­n zu können. „Wir schlagen einen neuen europäisch­en Wettbewerb vor, weil das bestehende System nicht funktionie­rt“, hieß es in einem gestern verbreitet­en Statement. Man sei „überzeugt, dass unser Vorschlag vollständi­g mit den europäisch­en Gesetzen und Vorschrift­en in Einklang steht“und werde „die am besten geeigneten Schritte zur Neugestalt­ung des Projekts überdenken“. Die Super League sei „überzeugt, dass sich der aktuelle Status quo des europäisch­en Fußballs ändern muss“.

Als erster der Superliga-initiatore­n hatte Manchester City am Dienstagab­end seine Teilnahme wieder abgesagt. Dem folgten die anderen fünf englischen Mitgründer FC Liverpool, Manchester United, FC Arsenal, Tottenham Hotspur und FC Chelsea. „Wir haben einen Fehler gemacht und wir entschuldi­gen uns dafür“, hieß es in einem Tweet des FC Arsenal.

Doch Optimismus für eine dauerhafte Fußball-romantik jenseits elitärer Großprojek­te wäre eine Fehleinsch­ätzung. Die zwölf Clubs sind keine Nebendarst­eller. Sie haben Macht, Einfluss und Erfolg im europäisch­en Fußball, den sie seit Jahren dominieren. 21 der 28 Champions-league-siege holten sie seit 1992. In England verzeichne­te das halbe Dutzend Abweichler im gleichen Zeitraum praktisch alle Meistertit­el in der Premier League.

Zumindest erledigt haben sich die angedrohte­n Strafen gegen Clubs und Spieler. Zunächst können alle Clubs trotz Super-leaguestig­ma in den vertrauten Kreis der

Champions League zurückkehr­en. Das Halbfinale der Königsklas­se kann mit den Duellen von Real Madrid gegen Chelsea und Manchester City gegen PSG in der kommenden Woche mit drei Abweichler­n stattfinde­n. Auch der radikale Bann der Superstars von der EM im Sommer ist kein Thema mehr.

Der Treppenwit­z der Aufregerta­ge: Im Windschatt­en der Superleagu­e-pläne wurde die Reform der Champions League ab 2024 durchgewun­ken, die mit zusätzlich­en 100 Spielen, mehr Absicherun­g für Topclubs, einem Ligensyste­m statt einer Gruppenpha­se und noch mehr Geld als die bisherigen zwei Milliarden Euro erst auf Druck der großen Vereine initiiert wurde.

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FOTO: AFP Darf sich als Sieger fühlen: Uefaboss Aleksander Ceferin London.

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