„Er weiß, was er gemacht hat“
Der Anwalt des Ex-nationalspielers Christoph Metzelder spricht erstmals über kinderpornografische Fotos, für die sich der Ex-profi vor Gericht verantworten muss
Düsseldorf. Die Anklage hat Christoph Metzelder (40) ins gesellschaftliche Abseits manövriert – obwohl die Unschuldsvermutung bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt: Besitz und Verschicken kinderpornografischer Bilder. Eine Frau aus Hamburg, der er in einem Chat über sexuelle Fantasien Dateien gesendet haben soll, hat ihn im Herbst 2019 angezeigt. Es ist einsam um den ehemaligen Fußballnationalspieler geworden, erzählt sein Kölner Anwalt Prof. Ulrich Sommer nun, alle Kontakte seien abgebrochen. Der renommierte Jurist wollte sich vor dem Prozess, der in einer Woche vor dem Düsseldorfer Amtsgericht beginnt, eigentlich öffentlich nicht äußern. Jetzt aber hat er doch RTL ein Interview gegeben und beteuert: „Natürlich ist mein Mandant nicht pädophil.“
Sommer ist im Gespräch spürbar um das bemüht, was an Schadensbegrenzung für Metzelder noch möglich ist. „Er weiß, was er gemacht hat“, sagt der Anwalt. „Er weiß auch, dass man das als Fehler bezeichnen kann. Und er weiß, dass er sich seiner Verantwortung stellen muss. Herr Metzelder selber war über sich selbst erschrocken, als das alles aufgetaucht ist, über sich erschrocken, dass es so etwas wie ein
Doppelleben gibt.“Es sei eher um „diesen Kick auch mit Dingen“gegangen, „die man tunlichst nicht anfassen sollte.“
Die 40-jährige Hamburgerin, die mit Metzelder eine Nacht in einem Hotel verbracht und ihn in einem Gespräch mit der „Zeit“schwer belastet hatte, nennt Sommer eine „Provokateurin“, weil sie Metzelder animiert habe, Bilder zu schicken. Gegen sie liegt in Hamburg ein Strafbefehl vor, weil sie ihn auch aus Sicht der Staatsanwaltschaft ermuntert hat. Ihr Anwalt Leon Kruse geht dagegen vor, es wird nach langem Ringen eine Verhandlung geben, die dazu führt, dass sie, so Kruse, „als Zeugin in Düsseldorf nicht zur Verfügung stehen wird“. Kruse hat mehrfach betont, seine Mandantin habe Metzelders Bilder nicht gewollt. Sie sei zum Schein auf seine Angebote eingegangen, um ihn letztlich zu überführen.
Dass Metzelder kinderpornografisches Material auf seinem Smartphone besaß, streitet Sommer im Gespräch mit RTL nicht ab, versucht aber, es herunterzuspielen: Es sei „gerade nicht eine ganze Menge“gewesen, so der Anwalt. Da werde „maßlos übertrieben“. Die Staatsanwaltschaft spricht indes von 297 Bildern.
Sommer beharrt: „Auf dem Handy findet man vieles an jungen Frauen, die Sie und ich genauso attraktiv fänden.“Dem Vorhalt des Reporters, dass für jedes kinderpornografische Bild irgendwo ein Kind gequält wurde, weicht der Anwalt kühl aus. Das dürfe ja nichts daran ändern, dass „das Benutzen eines Bildes in der Strafbarkeit ganz erheblich unter dem angesiedelt sein muss, was dann beim tatsächlichen Missbrauch erfolgen muss.“
Sommer bestätigt, dass Metzelder sich seit anderthalb Jahren in einer Therapie befindet. „Es ist eine Hilfe, sich selbst bewusst zu machen, wie man in seiner Situation mit bestimmten Fragen wie Sexualität und Frauen umgegangen ist.“
Dass Metzelder, der in Düsseldorf lebt, einsam sei, ist für Sommer nachvollziehbar: „Kinderpornografie führt sofort zu bestimmten Emotionen und Schubladen, die im Ergebnis dazu führen, dass man nicht nur seine gesellschaftliche Stellung verliert, sondern auch alle freundschaftlichen Kontakte.“
Christoph Metzelder wurde für sein außerordentliches Engagement mit seiner Stiftung für benachteiligte Kinder 2017 unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sollte er verurteilt werden, droht ihm eine Geld- oder mehrmonatige Bewährungsstrafe.