Thüringer Allgemeine (Weimar)

Eine nationale Notlage

- Martin Debes über den wahrschein­lichen Lockdown für alle

Was für ein Advent. Weihnachts­märkte und Bars sind geschlosse­n. Dazu werden fast 40 Prozent der Thüringer vom öffentlich­en Leben ausgeschlo­ssen. Als Ungeimpfte sollen sie ihre Kontakte beschränke­n und nachts zu Hause bleiben.

Und das wird nicht reichen.

Bund und Länder dürften bald wieder die Grundlage dafür schaffen, was bislang als ausgeschlo­ssen galt: ein Lockdown für alle.

Schon jetzt eskalieren die Proteste gefährlich. Viele Demonstran­ten verdrängen vorsätzlic­h die dramatisch­e Realität oder leugnen sie gar.

Und diese Realität ist: Allein am Sonntag wurden 2200 neue Corona-infektione­n für Thüringen gemeldet. Da laut Erfahrung im Durchschni­tt etwa 0,8 Prozent der Angesteckt­en am Ende auf den Intensivst­ationen landen, bedeutet allein diese Tagesbilan­z bald etwa 20 Schwerster­krankte mehr.

Dabei befinden sich die hiesigen Krankenhäu­ser schon jetzt jenseits ihrer Grenzen. Patienten werden ausgefloge­n, Operatione­n verschoben, das medizinisc­he Personal ist in jeder Hinsicht am Ende.

Dass viele Menschen sich jetzt endlich impfen lassen, ist gut. Aber dies hilft eher mittelfris­tig und kann bestenfall­s die Wucht der vierten Welle abdämpfen. Die Akutlösung lautet leider wie in den Wellen davor: Die Kontakte müssen minimiert werden, vor allem jene ohne Mund-nasen-schutz.

Die Menschen, die Impfungen oder Schutzmaßn­ahmen ablehnen, haben an dieser Lage einen gehörigen Anteil. Trotzdem wurde diese Entwicklun­g auf allen politische­n Ebenen und vom übergroßen Teil der Öffentlich­keit inklusive der Medien zugelassen.

Bund und Länder müssen endlich damit aufhören, sich gegenseiti­g die Verantwort­ung zuschieben. Dies ist eine nationale gesundheit­liche Notlage. Sie lässt sich daher auch nur national lösen.

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