Eine nationale Notlage
Was für ein Advent. Weihnachtsmärkte und Bars sind geschlossen. Dazu werden fast 40 Prozent der Thüringer vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Als Ungeimpfte sollen sie ihre Kontakte beschränken und nachts zu Hause bleiben.
Und das wird nicht reichen.
Bund und Länder dürften bald wieder die Grundlage dafür schaffen, was bislang als ausgeschlossen galt: ein Lockdown für alle.
Schon jetzt eskalieren die Proteste gefährlich. Viele Demonstranten verdrängen vorsätzlich die dramatische Realität oder leugnen sie gar.
Und diese Realität ist: Allein am Sonntag wurden 2200 neue Corona-infektionen für Thüringen gemeldet. Da laut Erfahrung im Durchschnitt etwa 0,8 Prozent der Angesteckten am Ende auf den Intensivstationen landen, bedeutet allein diese Tagesbilanz bald etwa 20 Schwersterkrankte mehr.
Dabei befinden sich die hiesigen Krankenhäuser schon jetzt jenseits ihrer Grenzen. Patienten werden ausgeflogen, Operationen verschoben, das medizinische Personal ist in jeder Hinsicht am Ende.
Dass viele Menschen sich jetzt endlich impfen lassen, ist gut. Aber dies hilft eher mittelfristig und kann bestenfalls die Wucht der vierten Welle abdämpfen. Die Akutlösung lautet leider wie in den Wellen davor: Die Kontakte müssen minimiert werden, vor allem jene ohne Mund-nasen-schutz.
Die Menschen, die Impfungen oder Schutzmaßnahmen ablehnen, haben an dieser Lage einen gehörigen Anteil. Trotzdem wurde diese Entwicklung auf allen politischen Ebenen und vom übergroßen Teil der Öffentlichkeit inklusive der Medien zugelassen.
Bund und Länder müssen endlich damit aufhören, sich gegenseitig die Verantwortung zuschieben. Dies ist eine nationale gesundheitliche Notlage. Sie lässt sich daher auch nur national lösen.