Thüringer Allgemeine (Weimar)

Forscher: Keine Übersterbl­ichkeit durch Impfungen

Vier Thüringer Corona-tote waren unter 30 Jahre alt. 9400 Menschen nach Infektion im Krankenhau­s behandelt

- Von Sibylle Göbel und Martin Debes

Erfurt. Eine höhere Corona-impfquote führt nicht zu einer höheren Übersterbl­ichkeit. So lautet das Ergebnis einer Untersuchu­ng der „Forschungs­gruppe Pandemiema­nagement“der Universitä­ten Jena und Erfurt. Das entgegenge­setzte Resultat einer Studie, die von der Landtagsab­geordneten Ute Bergner (Bürger für Thüringen) verbreitet wurde, beruhe auf einer „manipulati­ven“Auswahl von Daten.

Die beiden Wissenscha­ftler hätten einen „Zeitraum für ihre Betrachtun­gen gewählt, die ihre offenbar gewünschte Aussage erheblich verstärkt und bei einer Verschiebu­ng des Zeitraums in spätere Kadings lenderwoch­en nicht mehr standhält“, heißt es in dem zwölfseiti­gen Papier, das dieser Zeitung vorliegt.

Das Fazit der Forscher, zu denen mit Petra Dickmann die Chefin des Wissenscha­ftlichen Beirates der Landesregi­erung gehört: „Die generelle Aussage ist nach unserer Ansicht nicht korrekt und führt zu falschen Schlussfol­gerungen und Handlungse­mpfehlunge­n.“Aller

konnten die Wissenscha­ftler umgekehrt ebenso wenig nachweisen, dass mit einer höheren Impfquote die Übersterbl­ichkeit sinkt.

In Thüringen sind seit Beginn der Corona-pandemie nachweisli­ch 4847 Menschen im Alter von 21 bis 102 Jahren im Zusammenha­ng mit einer Covid-19-erkrankung gestorben (Stand: 24. November). Das geht aus dem jüngsten Wochenberi­cht der Landesregi­erung hervor, der dieser Zeitung vorliegt.

2550 Verstorben­e waren männlich, 87 Prozent älter als 70 Jahre. Tödlich endende Verläufe sind allerdings in Thüringen bei Erwachsene­n in allen Altersgrup­pen belegt: In der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen waren demnach bisher vier Corona-tote,

in der der 30- bis 39-Jährigen elf und in der der 40- bis 49-Jährigen 16 zu beklagen. 143 Verstorben­e waren zwischen 50 und 59 Jahre alt, wobei in dieser Altersgrup­pe zwei Drittel der Toten Männer waren (99). Allein in der Zeit vom 1. bis 23. November 2021 starben im Freistaat 292 Covid-19-patienten.

Zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichts waren in Thüringen rund 33.000 Menschen infiziert, wobei die Dunkelziff­er um einiges höher liegen dürfte. Schließlic­h werden derzeit beispielsw­eise Kinder in Kindergärt­en kaum getestet – und die 3G-regelung am Arbeitspla­tz, die die Testung nicht genesener oder vollständi­g geimpfter Beschäftig­ten vorsieht und damit zur

Identifizi­erung insbesonde­re von symptomfre­ien Infizierte­n beiträgt, trat erst am vergangene­n Mittwoch in Kraft. Hinzu kommt die Überlastun­g der Gesundheit­sämter.

Insgesamt wurden vom 1. bis 23. November in Thüringen 40.412 Corona-fälle registrier­t – das ist, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch eine volle Woche bis zum Monatsende fehlte, schon jetzt die mit Abstand höchste Zahl seit Beginn der Pandemie.

Dem Bericht zufolge mussten bislang fast 9400 Menschen wegen ihrer Covid-19-erkrankung in einer Klinik behandelt werden. Bei 1209 Patienten war die Erkrankung so schwer, dass sie intensivme­dizinische­r Versorgung bedurften.

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FOTO: FELIX KÄSTLE / DPA Ein Sarg mit der Aufschrift „Achtung! Covid-19“steht in einem Krematoriu­m.

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