Unkonventionelle Idee
Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Werden wir wieder einen Winter mit Kontaktbeschränkungen oder gar Lockdown kriegen?“
„Ersteres ganz bestimmt. Aber die Sache mit dem Lockdown ist kniffliger...“, sag ich.
„Wärst du denn dafür?“, sagt Pia. „Definiere Lockdown“, sag ich. „Na wärst du dafür, dass wieder Restaurants, Hotels, Schulen, Läden und so weiter schließen müssen?“, sagt Pia.
„Ich wäre dafür, dass auch die Letzten endlich kapieren, dass uns allen mit einem Aufeinanderhocken in Innenräumen nicht geholfen ist; dass Abstand-halten in der Bahn, beim Einkaufen und im Fitness-studio ein Gebot der Stunde ist; dass ein Sich-aus-dem-weg-gehen kein Liebesentzug bedeutet, sondern momentan eher das Gegenteil. Aber es ist so müßig zu beobachten, wie einigen Menschen diese Binsenweisheiten scheinbar egal sind“, sag ich.
„Also doch Lockdown?“, sagt Pia.
„Kindern würde ich wünschen, dass sie in der Schule eine Art
Abenteuer-camp veranstalten. Dass jede Schulklasse für drei Wochen rund um die Uhr in der Schule wohnt, dort von Lehrern, Hortnern, Erziehern und Pädagogen von Vereinen beschäftigt und bespaßt wird – wie in einer Ferienfreizeit, derweil die Eltern unbehelligt ihrem Job nachgehen können und ihre Kinder gewissermaßen unter Quarantänebedingungen eventuelle Corona-infektionen auskurieren. Natürlich alles auf freiwilliger Basis. Wenn Eltern das nicht wollen, dann nicht. Aber für die Kinder wäre das doch eine spannende Vorweihnachtszeit – und sie wären raus aus dem verhängnisvollen Infektionskreislauf“, sag ich.
„Viel zu unkonventionell. Wer solche Ideen hat, der läuft Gefahr, gesteinigt zu werden“, sagt Pia.
„Klar, wie jeder, der momentan irgendwas vorschlägt, was irgendwem weh tun könnte“, sag ich.
„Lockdown zum Beispiel“, sagt Pia.
„Zum Beispiel. Aber immerhin lenken die Gedankenspiele über die Alternativen dazu von leidigen Corona-grübeleien ab“, sag ich.