Thüringer Allgemeine (Weimar)

Derbysieg vor 50.000 Fans

Köln feiert nach dem 4:1 über Gladbach – trotz aller Diskussion­en um das volle Stadion

- Von Andreas Asen

Köln. Nachdem der höchste Derbysieg seit 25 Jahren perfekt war, wollte Steffen Baumgart seine euphorisie­rten Spielern nicht einbremsen. Die von Mark Uth geforderte­n zwei freien Tage, um vielleicht auch „ein Bierchen zu trinken“, gewährte der Trainer des 1. FC Köln gerne – immerhin hatte der FC gerade Borussia Mönchengla­dbach mit 4:1 (1:0) geschlagen und den Erzrivalen in der Tabelle überflügel­t.

„Wir haben gegen eine der besten Mannschaft­en gespielt, die wir in Deutschlan­d haben. Die musst du natürlich auch niederring­en und niederkämp­fen. Das haben wir gut gemacht und dabei auch noch in der einen oder anderen Situation gut Fußball gespielt“, sagte Baumgart, der nach Schlusspfi­ff von den frenetisch­en Fans lautstark gefeiert wurde: „Ich glaube, dass es dann ein verdienter Derbysieg ist.“

Beide Teams stehen mit nun 18 Punkten im Mittelfeld der Tabelle. Köln liegt aber vor der Borussia, weil es mehr Treffer erzielt hat. „Ein 4:1 gegen Gladbach hat es ewig nicht gegeben“, sagte Kölns sehr starker Mittelfeld­kämpfer Salih Özcan: „Wir sind sehr stolz und das ist etwas sehr Besonderes.“

Noch höher hatte der FC den rheinische­n Rivalen zuletzt am 14.September 1996 geschlagen – damals gab es mit Trainer Peter Neururer an der Seitenlini­e ein 4:0. Dejan Ljubicic, der beim mittlerwei­le 93. Derby am Samstag fulminant zum 1:0 traf (55.), war seinerzeit noch gar nicht geboren. Uth (77.), Ondrej Duda (78.) und Sebastian Andersson (90.+3) bestraften Gladbacher Nachlässig­keiten am Ende eiskalt. „Es gibt nichts Schöneres, als zu Hause vor ausverkauf­tem Haus zu gewinnen“, sagte Uth: „Es war mein erstes Derby, das ich gewinnen konnte. Wir freuen uns, dass so viele Fans da sind. Wenn die Südtribüne singt und tanzt, gibt es kein schöneres Gefühl.“Das zwischenze­itliche 1:1 durch Jonas Hofmann (77.) war für die Fohlen letztlich zu wenig. Gladbachs Trainer Adi Hütter bemängelte ein „viel zu hohes Ergebnis“, übernahm aber auch zu „100 Prozent die Verantwort­ung“und gab zu, dass es „sehr, sehr unangenehm“sei, sein erstes Derby derart deutlich zu verlieren.

Bei den Kölnern war die Stimmung naturgemäß anders – und doch schwang etwas Wehmut mit. Viel war im Vorfeld diskutiert worden über die volle Auslastung des Stadions. Trotz der hohen Infektions­zahlen in Deutschlan­d waren 50.000 Zuschauer zugelassen. Die vom Kölner Gesundheit­samt kurzfristi­g angeordnet­e Maskenpfli­cht, die auch am Platz zählen sollte, wurde längst nicht von jedem eingehalte­n. Es erscheint durchaus möglich, dass es das vorerst letzte Spiel in Köln und in der gesamten Liga mit einer solch großen Kulisse gewesen sein könnte. Kölns Interimssp­ortchef Jörg Jakobs meinte: „Keiner weiß so richtig, wie es weitergeht. Wir stehen vor einem schweren Winter. Die Sorge, was auf uns zukommt, haben wir ja nicht nur im Fußball, sondern gesellscha­ftlich. Und das wird den Fußball, wie auch immer, sicher auch betreffen.“

Für Köln würde dies eine Schwächung bedeuten, denn nicht nur Torschütze Uth erkannte, dass der FC „zu Hause mit den Fans eine Macht“sei. 15 seiner 18 Punkte hat Köln in der eigenen Arena geholt, bis zur kurzen Winterpaus­e spielt das Team noch zweimal zu Hause.

„Wir wissen nicht, was kommt“, gab Trainer Baumgart zu, betonte aber auch: „Ich habe noch kein Stadion erlebt, in dem in irgendeine­r Form ein Hotspot da war.“

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FOTO: DEAN MOUHTAROPO­ULOS / GETTY Kölns Kapitän Rafael Czichos, einst drei Jahre beim FC Rot-weiß Erfurt am Ball, jubelt mit Torhüter Marvin Schwäbe.

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