Raritäten von Rollbüchern bis zu kalligraphischen Unikat-büchern
8. Biennale Buchkunst Weimar: 33 Künstlerinnen und Künstler geben Einblick in die faszinierende Welt der Künstlerbücher
Bis zuletzt hatte sie gebangt, ob die 8. Biennale Buchkunst im Seminargebäude der Weimarhalle stattfinden kann. „Als Kulturveranstaltung und unter Einhaltung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie durften wir“, erklärt Veranstalterin Gudrun Illert. 33 Künstlerinnen und Künstler aus dem ganzen Bundesgebiet stellten ihre Werke vor, sechs von ihnen waren erstmals dabei.
So präsentierte Ann-christin Müller erstmals in Weimar das gemeinsam mit Paul Lichtenegger 2010 entwickelte Rollbuch. Einen elf Meter langen künstlerisch gestalteten Papierstreifen lässt der „Leser“
in einem Kurbel-kasten aus Pappelholz ablaufen. Künstler aus China, Korea, Russland, Brasilien, Spanien und Italien gestalteten die schmalen Papierbahnen so fantasievoll und abwechslungsreich, dass diese ungewöhnliche Lektüre Jung wie Alt gleichermaßen Freude bereitet.
Die Biennale ist aber nicht nur Plattform zur Präsentation, sondern auch eine Möglichkeit des Erfahrungsaustauschs mit anderen Buchkünstlern, von denen jeder meistens Einzelkämpfer im eigenen Atelier ist. Gerade in der Pandemie, wo so vieles ausfalle, sei das sehr wichtig, hob Rolf Lock aus Düren hervor, der bereits mehrfach in Weimar dabei war. „Wir tauschen uns untereinander aus“, sagte er. Viele Möglichkeiten gab es dazu 2021 nicht. Vieles sei abgesagt worden.
Erstmals dabei war auch Tanja Leonhardt vom gleichnamigen Atelier in Schotten. Vorsichtig öffnet sie eines ihrer Unikat-künstlerbücher, das Kranichen auf ihrem Flug nach Afrika folgt. Ihre „Seidensprachen in der Natur“reisten insbesondere in nordische Länder, um sich vor Ort temporär mit der Natur zu verbinden und so „Räume in Bewegung“zu schaffen. Wer mit ihr ins Gespräch kam, erfuhr, dass sie seit Ausbruch der Pandemie mit einem speziellen Naturdruck-verfahren arbeitet so mit Beifuß, Winde oder Goldrute, wobei sich auf dem Papier interessante Strukturen bilden. Überhaupt gewährten die Gespräche und Begegnungen interessante Einblicke in die faszinierende Welt der Künstlerbücher.
„So eine Veranstaltung gibt es in ganz Thüringen sonst nicht“, hob Oberbürgermeister Peter Kleine bei der Eröffnung am Freitag hervor. Weimar spielt mit der Biennale in einer Liga mit Städten wie München Berlin, Hamburg und Erlangen. Gudrun Illert zeigte sich sehr zufrieden mit der guten Resonanz trotz der Einschränkungen durch die Pandemie-maßnahmen.
Die Buchkünstler freuten sich über ein sehr interessiertes Publikum und blicken weit voraus, – auf die 9. Biennale Buchkunst Weimar 2023.