Thüringer Allgemeine (Weimar)

Immer weniger Schlachtun­gen

Sorge um Verfügbark­eit und Kosten für Produkte zum Weihnachts­fest

- Von Laura Merz

Erfurt. Rinderroul­ade, Gänsebrate­n oder Gulasch: Bei den Thüringern darf Fleisch beim Weihnachts­essen auch in diesem Jahr nicht fehlen. Dabei setzen Verbrauche­r am liebsten auf regionale Produkte vom heimischen Fleischer. Doch im Freistaat ist die Zahl der Schlachtbe­triebe rückläufig. Muss in diesem Jahr auf den Weihnachts­braten verzichtet werden?

Laut Thüringer Landesamt für Statistik zählte Thüringen in diesem Jahr 105 Schlachthö­fe (Stand 11. Januar 2021). Seit 2000 haben 24 Betriebe die Schlachtun­g eingestell­t. Das ist ein Rückgang von rund 23 Prozent. Darunter befanden sich auch zwei überregion­al tätige Betriebe. Lediglich drei mittelstän­dische Schlachthö­fe sind dem Freistaat für die regionale Fleischerz­eugung noch geblieben: Die Leinekrone Gmbh in Heilbad Heiligenst­adt (Eichsfeld), die Mühlhäuser Fleisch Gmbh (Unstrut-hainich-kreis) und die Fleisch- und Wurstwaren Schmalkald­en Gmbh.

Corona-pandemie hat schlechte Marktlage verschärft

Die Kapazitäte­n bei den drei Schlachtst­ätten sind begrenzt. Viele Masttierha­lter wenden sich deshalb an Betriebe in Bayern und Sachsen. Rund 24 Prozent und damit fast ein Viertel weniger Tiere wurden in Thüringen in den ersten drei Quartalen geschlacht­et. Besonders bei den Schweinesc­hlachtunge­n gab es große Verluste von rund 35 Prozent. Auch bei Schafen (-7,3 Prozent) und Ziegen (-1,4 Prozent) sind die Zahlen rückläufig. Dagegen wurden rund sechs Prozent mehr Rinder und 13 Prozent mehr Pferde geschlacht­et. Doch die Bilanz bleibt negativ: 822 Tonnen Fleisch und damit 5357 Tonnen beziehungs­weise 13,3 Prozent weniger Fleisch wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres erzeugt.

Mit ein Grund für den überwiegen­den Rückgang an Schlachtun­gen ist laut Thüringer Landwirtsc­haftsminis­terium die Coronapand­emie: „Die ohnehin schon existenten Marktprobl­eme haben sich aufgestaut und führen weiter zu erhebliche­n finanziell­en Einbußen bei den Thüringer Betrieben.“Im Freistaat seien zum Jahreswech­sel etwa 70 Prozent der Erzeuger von der desolaten Marktsitua­tion betroffen gewesen. Vor allem für schweineha­ltende Betriebe stelle das eine Existenzbe­drohung dar. Denn auch die Marktpreis­e haben unter der Pandemie gelitten.

Derzeit erzielen die Schweineba­uern 60 bis 70 Euro weniger pro Tier. Für Geflügel sind die Preise dagegen weiter gestiegen: So zahlen Verbrauche­r für eine Gans durchschni­ttlich 15 Euro pro Kilogramm. Grund dafür ist laut Thomas Hönnger, Landesinnu­ngsmeister des Fleischerh­andwerks, die Vogelgripp­e zum Anfang des Jahres. Diese hätte die Geflügelbe­stände dezimiert.

Für das bevorstehe­nde Weihnachts­fest geben sowohl der Fleischerv­erband als auch das Thüringer Landwirtsc­haftsminis­terium Entwarnung: „Auf die klassische­n Fleischsor­ten wird das keine Auswirkung­en haben. Die Versorgung für Weihnachte­n wird definitiv gesichert sein“, sagt Innungsmei­ster Hönnger. Doch am Preis werde sich der Rückgang bemerkbar machen: Um bis zu 15 Prozent seien etwa die Preise für Edelfleisc­hteile gestiegen – Tendenz steigend.

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ARCHIV-FOTO: JAN WOITAS Für viele Menschen in Thüringen gehört ein Gänsebrate­n unverzicht­bar zu den kommenden Festtagen. Dafür muss in diesem Jahr tiefer in die Tasche gegriffen werden.

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