Immer weniger Schlachtungen
Sorge um Verfügbarkeit und Kosten für Produkte zum Weihnachtsfest
Erfurt. Rinderroulade, Gänsebraten oder Gulasch: Bei den Thüringern darf Fleisch beim Weihnachtsessen auch in diesem Jahr nicht fehlen. Dabei setzen Verbraucher am liebsten auf regionale Produkte vom heimischen Fleischer. Doch im Freistaat ist die Zahl der Schlachtbetriebe rückläufig. Muss in diesem Jahr auf den Weihnachtsbraten verzichtet werden?
Laut Thüringer Landesamt für Statistik zählte Thüringen in diesem Jahr 105 Schlachthöfe (Stand 11. Januar 2021). Seit 2000 haben 24 Betriebe die Schlachtung eingestellt. Das ist ein Rückgang von rund 23 Prozent. Darunter befanden sich auch zwei überregional tätige Betriebe. Lediglich drei mittelständische Schlachthöfe sind dem Freistaat für die regionale Fleischerzeugung noch geblieben: Die Leinekrone Gmbh in Heilbad Heiligenstadt (Eichsfeld), die Mühlhäuser Fleisch Gmbh (Unstrut-hainich-kreis) und die Fleisch- und Wurstwaren Schmalkalden Gmbh.
Corona-pandemie hat schlechte Marktlage verschärft
Die Kapazitäten bei den drei Schlachtstätten sind begrenzt. Viele Masttierhalter wenden sich deshalb an Betriebe in Bayern und Sachsen. Rund 24 Prozent und damit fast ein Viertel weniger Tiere wurden in Thüringen in den ersten drei Quartalen geschlachtet. Besonders bei den Schweineschlachtungen gab es große Verluste von rund 35 Prozent. Auch bei Schafen (-7,3 Prozent) und Ziegen (-1,4 Prozent) sind die Zahlen rückläufig. Dagegen wurden rund sechs Prozent mehr Rinder und 13 Prozent mehr Pferde geschlachtet. Doch die Bilanz bleibt negativ: 822 Tonnen Fleisch und damit 5357 Tonnen beziehungsweise 13,3 Prozent weniger Fleisch wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres erzeugt.
Mit ein Grund für den überwiegenden Rückgang an Schlachtungen ist laut Thüringer Landwirtschaftsministerium die Coronapandemie: „Die ohnehin schon existenten Marktprobleme haben sich aufgestaut und führen weiter zu erheblichen finanziellen Einbußen bei den Thüringer Betrieben.“Im Freistaat seien zum Jahreswechsel etwa 70 Prozent der Erzeuger von der desolaten Marktsituation betroffen gewesen. Vor allem für schweinehaltende Betriebe stelle das eine Existenzbedrohung dar. Denn auch die Marktpreise haben unter der Pandemie gelitten.
Derzeit erzielen die Schweinebauern 60 bis 70 Euro weniger pro Tier. Für Geflügel sind die Preise dagegen weiter gestiegen: So zahlen Verbraucher für eine Gans durchschnittlich 15 Euro pro Kilogramm. Grund dafür ist laut Thomas Hönnger, Landesinnungsmeister des Fleischerhandwerks, die Vogelgrippe zum Anfang des Jahres. Diese hätte die Geflügelbestände dezimiert.
Für das bevorstehende Weihnachtsfest geben sowohl der Fleischerverband als auch das Thüringer Landwirtschaftsministerium Entwarnung: „Auf die klassischen Fleischsorten wird das keine Auswirkungen haben. Die Versorgung für Weihnachten wird definitiv gesichert sein“, sagt Innungsmeister Hönnger. Doch am Preis werde sich der Rückgang bemerkbar machen: Um bis zu 15 Prozent seien etwa die Preise für Edelfleischteile gestiegen – Tendenz steigend.