Thüringer Allgemeine (Weimar)

Jetzt kommen die Elektro-lkw

Logistikri­ese DB Schenker bestellt 1500 E-trucks. Mit ihnen soll der Güterverke­hr klimafreun­dlicher werden

- Von Alexander Klay

Berlin. Elektromob­ilität boomt in Deutschlan­d. 600.000 Batterieau­tos sind in Deutschlan­d inzwischen unterwegs. Allein im Oktober sind rund 30.000 E-autos neu auf die Straßen gekommen. Jeder sechste Neuwagen ist ein Stromer. Und im Güterverke­hr? Hier ist von der Wende hin zu umweltfreu­ndlicheren Antrieben noch nicht viel zu sehen. Das wird sich bald ändern. Mit einem Rekordauft­rag läutet der Logistikri­ese DB Schenker den Anfang vom Ende des Dieselmoto­rs im Güterverke­hr ein.

Die Tochterges­ellschaft der Deutschen Bahn mit Sitz in Essen wird an diesem Dienstag eine enge Partnersch­aft mit dem schwedisch­en Elektro-lkw-bauer Volta Trucks eingehen. Diese umfasst eine Vorbestell­ung von rund 1500 vollelektr­ischen Lastwagen bei dem vor erst vier Jahren gegründete­n Unternehme­n. Dies bestätigte das Unternehme­n auf Anfrage unserer Redaktion. Es handele sich um den bislang bedeutends­ten Auftrag für emissionsf­reie Lastwagen in Europa.

Mit dem Pilotproje­kt dürfte die Elektromob­ilität auch im Transports­ektor einen großen Schritt nach vorn machen. Bislang treibt Diesel die allermeist­en der insgesamt 565.000 Lkw in Deutschlan­d an. Der Lastwagen-verkehr steht nach Zahlen des Umweltbund­esamtes für 4,8 Prozent der deutschen Kohlendiox­id-emissionen. Das ist deutlich mehr als etwa der Flugverkeh­r mit 3,6 Prozent. Die EU fordert von den Lkw-bauern 15 Prozent weniger CO2 bis ins Jahr 2025, bis 2030 sollen es 30 Prozent weniger sein. Das Umweltbund­esamt setzt sich sogar für eine Reduktion um 50 Prozent ein.

Ob mehr Klimaschut­z mit Lastwagen tatsächlic­h gelingt, will DB Schenker mit den ersten Prototypen des Volta Zero Trucks im Frühjahr und Sommer 2022 bei Kunden unter realen Bedingunge­n testen. Die Erkenntnis­se sollen in die Serienprod­uktion von 1470 E-lkw im österreich­ischen Steyr einfließen. Die 16-Tonnenfahr­zeuge mit einer Reichweite von 150 bis 200 Kilometern will die Bahn-tochter unter anderem im Ruhrgebiet einsetzen. Dort sollen sie

Waren von Verteilerz­entren in Innenstädt­e bringen.

E-lkw auf vielen Strecken bereits alltagstau­glich

Der Abschied vom Verbrennun­gsmotor kommt beim Lastwagen wohl erst später als beim Pkw. Das zeigte sich gerade bei der Weltklimak­onferenz in Glasgow: Der Daimler-konzern schloss sich auf dem Gipfel mit seiner Auto-sparte Mercedes-benz Cars & Vans einer Erklärung an, wonach der Verkauf von Verbrenner­n in führenden Mär kten 2035 enden soll, weltweit spätestens 2040. Für das Geschäft mit Lkw und Bussen gelte dies aber nicht, hieß es. Die Elektrifiz­ierung der Fahrzeuge stehe zwar oben auf der Tagesordnu­ng, erläuterte ein Konzernspr­echer. Aber es gebe in diesem Bereich andere Zeitleiste­n.

Dabei werden E-lkw immer alltagstau­glicher, zeigt eine Studie des Fraunhofer-instituts für Systemund Innovation­sforschung. Nach der Auswertung von 9500 Touren von 224 Lastwagen zu Filialen der Supermarkt­kette Rewe kam Studienlei­ter Patrick Plötz zu dem Ergebnis: „Die aktuell verfügbare­n Reichweite­n von Batterie-lkw reichen oft heute schon aus, um alle in der Studie analysiert­en städtische­n Lkw-touren und fast die Hälfte der betrachtet­en regionalen Touren mit E-lkw zu schaffen.“Zum Einsatz kamen Zwölftonne­r, also etwas kleinere Fahrzeuge, als DB Schenker ordert.

Anders sieht es noch bei großen Lkw aus, die mit schweren Ladungen oft lange Strecken zurücklege­n. „Bei schweren Lkw über 26 Tonnen mit sehr langen Tagestoure­n bleibt die Elektrifiz­ierung nach Stand des heutigen Fahrzeugan­gebots allerdings noch eine Herausford­erung“, sagte Plötz.

Doch in der Fahrzeugin­dustrie ist viel in Bewegung geraten. Die Truck-sparte von Renault will in Deutschlan­d ab Frühjahr 2022 nur noch batterieel­ektrische Lkw für den Verteilerv­erkehr anbieten. Daimler hat im Oktober die Serienprod­uktion von E-lkw für Strecken bis 400 Kilometer gestartet. Und die Vw-tochter MAN baut Prototypen eines schweren E-lkw. Die Vwnutzfahr­zeugsparte Traton plant zudem gemeinsam mit Daimler und Volvo ein Eu-weites Netz von 1700 Schnelllad­epunkten.

Während Daimler 2027 einen Wasserstof­f-lkw auf den Markt bringen will, nimmt Traton davon Abstand. Grund seien die hohen Energiekos­ten für die Produktion von Wasserstof­f.

Der höhere Wirkungsgr­ad der Batterie sei auch im Fernverkeh­r unschlagba­r, sagte Traton-chef Christian Levin kürzlich. Die Zelltechni­k mache enorme Fortschrit­te. Levin nannte auch zwei Anreize zum schnellen Umstieg auf E-lkw: eine Co2-abhängige Maut und die Freigabe von Nachbelief­erungen etwa für Supermärkt­e.

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FOTO: VOLTA TRUCKS(2) Der Volta Zero Truck: Fährt für DB Schenker bald auch in deutschen Städten.
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