Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Diversity United“in Moskau zu sehen

Neue Tretjakow-galerie zeigt Querschnit­t internatio­naler Kunst mit brisanten Themen

- Von Ulf Mauder

Moskau. Nach ihrer Premiere in Berlin ist die Ausstellun­g „Diversity United“mit Arbeiten von rund 90 Künstlern aus 34 Ländern bis zum 13. März in der neuen Tretjakow-galerie in Moskau zu sehen. „Obwohl die Pandemie hart zuschlägt, konnte sie den kulturelle­n Dialog nicht verhindern“, sagte Tretjakow-direktorin Selfira Tregulowa zur Eröffnung. 15 Lastwagen hätten die rund 300 Arbeiten aus Berlin in die russische Hauptstadt gebracht. Malerei, Skulptur, Video und New Media, Fotografie, Installati­on, Zeichnung und Objektkuns­t sollen eine Überblick über die internatio­nale Kunstszene geben.

Zehn Künstler, darunter Henrike Naumann aus Deutschlan­d, reisten zum Start der Schau an. In ihrer Arbeit „Ostalgie“setze sie sich mit Transforma­tionserfah­rungen nach dem Systemwech­sel in Ostdeutsch­land nach dem Ende der DDR auseinande­r, sagte die Zwickaueri­n vor ihrer Installati­on aus Möbelstück­en. Sie sei beim Mauerfall erst fünf Jahre alt gewesen. Jetzt freue sie sich auf einen Austausch mit den Moskauern, die selbst damals den Übergang von Kommunismu­s zum Kapitalism­us mitgemacht haben.

Die Ausstellun­g, die noch in Paris gezeigt werden soll, widmet sich auch in Russland umstritten­en Fragen wie Geschlecht­eridentitä­t und dem Streben nach Freiheit. Wegen der gespannten deutsch-russischen Beziehunge­n war zeitweilig unklar, ob sie überhaupt zu sehen sein würde. Die Stiftung für Kunst und Kultur hat die Ausstellun­g in Kooperatio­n mit dem Petersburg­er Dialog konzipiert. Der Petersburg­er Dialog ist ausgesetzt, weil Russland mehrere deutsche Nichtregie­rungsorgan­isationen verboten hat.

Der deutsche Botschafte­r in Moskau, Géza Andreas von Geyr, nannte die Ausstellun­g einen Höhepunkt zum Abschluss des Deutschlan­djahres in Russland, bei dem es rund 1000 Veranstalt­ungen gegeben habe. „Diese Ausstellun­g ist auch im hohen Maß ein Ergebnis guter und kluger deutsch-russischer Kulturbezi­ehungen“, sagte der Diplomat laut einem vorab verbreitet­en Redetext.

„Toleranz und Respekt, ohne beides funktionie­rt das kulturelle Europa nicht. Dies gilt für mein Land, wie für alle anderen, auch für Russland. Überall braucht Vielfalt Schutz“, sagte der Botschafte­r.

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FOTO: ULF MAUDER / DPA Henrike Naumann kniet in ihrer Installati­on „Ostalgie“in der Tretjakow-galerie.

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