Vor Omikron zurück in Weimar
Die Künstlerin Susen Reuter war vier Wochen in Südafrika und mahnt zur Sachlichkeit
Weimar. Die Weimarer Künstlerin Susen Reuter ist gerade von einer Südafrika-reise zurück. Sie spricht über Corona und ihre Eindrücke.
Wurden Sie bei der Rückreise getestet?
Ich bin mit einem negativen PCRTEST eingereist und ebenso mit einem negativen PCR-TEST wieder aus Südafrika ausgereist. Dort, wo ich war, in den Nationalparks, werden Abstand und Hygiene mehr als genau genommen – sogar draußen bei knapp 40 Grad Celsius trugen Angestellte der Nationalparks Mund-nasen-bedeckungen.
Müssen Sie sich jetzt in Weimar in irgend einer Art und Weise einschränken?
Nein. Allerdings bewege ich mich derzeit auch nur im engen Familienkreis. Ich trage beim Einkauf Maske und halte Abstand.
Spielte die Omikron-mutante öffentlich in Südafrika bereits eine Rolle?
Nicht solange ich dort war. Am 24. November kam ich sozusagen kurz vor der Nachricht in Frankfurt an. Mich wundert es allerdings nicht, dass sie ausgerechnet in Südafrika erstmals beschrieben wurde. Dort gibt es – nicht allein wegen Corona – hoch spezialisierte Forschungseinrichtungen. Ich halte es für denkbar, dass es diese Mutante auch in anderen Ländern längst gibt.
Wie ist denn die Infektionslage?
Dazu kann ich nur sagen, was ich aus meinen Netzwerken weiß. Die gestiegenen Inzidenzen treten vor allem in Provinzen mit großer Bevölkerungszahl und -dichte auf, also in Johannesburg, Durban oder Kapstadt. Die neue Variante verbreitete sich offenbar schneller, zeigt sich aber eher in abgeschwächter Form, das heißt allgemeines Unwohlsein, Kraftlosigkeit, Gliederschmerzen.
Was war der Anlass Ihrer Reise?
Als Autorin und bildende Künstlerin gelten viele meiner Arbeiten vom Aussterben bedrohten Arten. Ich bin deshalb vier Wochen vor allem als Fotografin durch Südafrika gereist. Dort habe ich gesehen, was Corona und die Auswirkungen der Pandemie für das Land bedeuten.
Was haben Sie festgestellt?
Hunger und Armut sind enorm gestiegen. Das kann ich nach 21 Jahren
Afrika-reisen einschätzen. Mit dem Einbruch des Tourismus werden ganze Landstriche lahmgelegt. Dabei ist der Nationalpark-tourismus keinesfalls mit Aprés-ski-massentourismus zu vergleichen – es gibt kaum größere Reisegruppen. Zumeist bewegen sich Individualtouristen isoliert im Mietwagen durch das Land. Gleichzeitig nimmt die Wilderei zu und hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht. Das Aussterben einiger Arten wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.
Was können wir in Deutschland dagegen tun?
Ich wünschte mir, wir würden medial sachlicher und weniger reißerisch mit der Mutation umgehen. Der internationale Druck, der erneut auf dem südlichsten Zipfel Afrikas liegt, und die Auswirkungen der neuen Covid-variante werden das Land und Anrainerstaaten wie Botswana und Namibia wohl leider weiter in die Knie zwingen.