Thüringer Allgemeine (Weimar)

Vor Omikron zurück in Weimar

Die Künstlerin Susen Reuter war vier Wochen in Südafrika und mahnt zur Sachlichke­it

- Von Michael Baar

Weimar. Die Weimarer Künstlerin Susen Reuter ist gerade von einer Südafrika-reise zurück. Sie spricht über Corona und ihre Eindrücke.

Wurden Sie bei der Rückreise getestet?

Ich bin mit einem negativen PCRTEST eingereist und ebenso mit einem negativen PCR-TEST wieder aus Südafrika ausgereist. Dort, wo ich war, in den Nationalpa­rks, werden Abstand und Hygiene mehr als genau genommen – sogar draußen bei knapp 40 Grad Celsius trugen Angestellt­e der Nationalpa­rks Mund-nasen-bedeckunge­n.

Müssen Sie sich jetzt in Weimar in irgend einer Art und Weise einschränk­en?

Nein. Allerdings bewege ich mich derzeit auch nur im engen Familienkr­eis. Ich trage beim Einkauf Maske und halte Abstand.

Spielte die Omikron-mutante öffentlich in Südafrika bereits eine Rolle?

Nicht solange ich dort war. Am 24. November kam ich sozusagen kurz vor der Nachricht in Frankfurt an. Mich wundert es allerdings nicht, dass sie ausgerechn­et in Südafrika erstmals beschriebe­n wurde. Dort gibt es – nicht allein wegen Corona – hoch spezialisi­erte Forschungs­einrichtun­gen. Ich halte es für denkbar, dass es diese Mutante auch in anderen Ländern längst gibt.

Wie ist denn die Infektions­lage?

Dazu kann ich nur sagen, was ich aus meinen Netzwerken weiß. Die gestiegene­n Inzidenzen treten vor allem in Provinzen mit großer Bevölkerun­gszahl und -dichte auf, also in Johannesbu­rg, Durban oder Kapstadt. Die neue Variante verbreitet­e sich offenbar schneller, zeigt sich aber eher in abgeschwäc­hter Form, das heißt allgemeine­s Unwohlsein, Kraftlosig­keit, Gliedersch­merzen.

Was war der Anlass Ihrer Reise?

Als Autorin und bildende Künstlerin gelten viele meiner Arbeiten vom Aussterben bedrohten Arten. Ich bin deshalb vier Wochen vor allem als Fotografin durch Südafrika gereist. Dort habe ich gesehen, was Corona und die Auswirkung­en der Pandemie für das Land bedeuten.

Was haben Sie festgestel­lt?

Hunger und Armut sind enorm gestiegen. Das kann ich nach 21 Jahren

Afrika-reisen einschätze­n. Mit dem Einbruch des Tourismus werden ganze Landstrich­e lahmgelegt. Dabei ist der Nationalpa­rk-tourismus keinesfall­s mit Aprés-ski-massentour­ismus zu vergleiche­n – es gibt kaum größere Reisegrupp­en. Zumeist bewegen sich Individual­touristen isoliert im Mietwagen durch das Land. Gleichzeit­ig nimmt die Wilderei zu und hat ein bedrohlich­es Ausmaß erreicht. Das Aussterben einiger Arten wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein.

Was können wir in Deutschlan­d dagegen tun?

Ich wünschte mir, wir würden medial sachlicher und weniger reißerisch mit der Mutation umgehen. Der internatio­nale Druck, der erneut auf dem südlichste­n Zipfel Afrikas liegt, und die Auswirkung­en der neuen Covid-variante werden das Land und Anrainerst­aaten wie Botswana und Namibia wohl leider weiter in die Knie zwingen.

 ?? ARCHIV-FOTO: MAIK SCHUCK ?? Susen Reuter aus Weimar ist Autorin, Malerin und Fotografin und hat ein Atelier in der Kulturfabr­ik Apolda.
ARCHIV-FOTO: MAIK SCHUCK Susen Reuter aus Weimar ist Autorin, Malerin und Fotografin und hat ein Atelier in der Kulturfabr­ik Apolda.

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