Thüringer Allgemeine (Weimar)

Aufgeregt wie zur Premiere

Handball-wm Herbert Müller über deutsche Chancen und seine Ziele mit Österreich

- Von Axel Lukacsek

Erfurt. Herbert Müller (59) ist zurück auf der internatio­nalen Bühne. Der Handball-trainer vom Thüringer HC hat sich als österreich­ischer Auswahlcoa­ch erstmals seit zwölf Jahren wieder für ein großes Turnier qualifizie­rt. Wir sprachen mit ihm vor der am Donnerstag beginnende­n Weltmeiste­rschaft in Spanien über die Ziele mit seiner Mannschaft, die Chancen der deutschen Equipe und die Favoriten auf Gold.

Zuletzt standen Sie 2009 in China bei einer Weltmeiste­rschaft an der Linie. Was bedeutet Ihnen ganz persönlich die Wm-teilnahme?

Ich bin stolz, dass meine Mannschaft dieses Ziel erreicht hat. Wir haben uns diese Teilnahme verdient, nachdem wir in all den Jahren immer wieder – teilweise nur hauchdünn – gegen starke Gegner die Qualifikat­ion verpasst haben. Ehrlich gesagt bin ich so aufgeregt, wie vor meiner ersten Europameis­terschaft 2004 in Budapest.

Warum ist für Österreich die Wmteilnahm­e so wichtig?

Sie ist ein Meilenstei­n auf dem Weg zur EM 2024, wenn Österreich neben der Schweiz und Ungarn einer der Gastgeber ist. Das ist unser großes Ziel. Dass wir nun bei der WM dabei sind, ist etwas ganz Besonderes, weil wir viel lernen können.

Welche Ziele verfolgen Sie darüber hinaus beim Wm-turnier?

Wir spielen in einer ausgeglich­enen Vorrundeng­ruppe. Spanien ist sicher der Favorit. Aber China und Argentinie­n können wir an einem normalen Tag schlagen. Wir wollen mit zwei Siegen in die Hauptrunde.

Was wissen Sie über China?

Ich kenne inzwischen zumindest das Aufgebot. Es sind zehn Spielerinn­en von der WM 2019 dabei, als sie Platz 23 belegt haben. Damals war Heine Jensen der Trainer, nun hat ein Chinese das Amt übernommen. Insofern erwarte ich einen anderen Spielstil. Aber so oder so wollen wir sie schlagen.

Was erwarten Sie von den drei Thcspieler­innen in der österreich­ischen Mannschaft?

Torhüterin Petra Blazek war schon 2009 bei der WM in China dabei und ist als Kapitänin eine tragende Säule. Josephine Huber soll die Abwehrarbe­it organisier­en. Johanna Reichert spielt ihr erstes großes Turnier und kann nur lernen.

Unter welchen Bedingunge­n findet die WM in Corona-zeiten statt?

Die maximale Auslastung der Halle beträgt 80 Prozent. Da in unserer Gruppe ja auch der Gastgeber Spanien spielt, erwarte ich gut besuchte Spiele. Wir freuen uns auf diese Atmosphäre.

Welche Rolle spielen Torhüterin Rinka Dujndam und Dominika Zachrova in ihren Nationalte­ams?

Rinke ist bei den Niederländ­erinnen die Nummer zwei im Tor. Ebenso sieht es bei Dominika in der tschechisc­hen Mannschaft aus. Sie ist auf ihrer Position die Nummer zwei. Aber beiden werden kämpfen und ihre Chance suchen.

Was kann die deutsche Mannschaft erreichen?

Alles. Für mich ist die Mannschaft seit 20 Jahren ein Kandidat auf eine Medaille. Aber ganz oft fehlte die Konstanz in solch einem Turnier. Das beste Beispiel war die EM 2018. In der Vorrunde schlägt man Norwegen und scheidet dann aber in der Hauptrunde aus.

Ist Titelverte­idiger Niederland­e wieder der große Favorit?

Aus meiner Sicht nicht. Sie können um die Medaillen mitspielen. Aber wenn es um die Wm-krone geht, rechne ich eher mit Europameis­ter Norwegen oder Olympiasie­ger Frankreich.

Nun sind Sie bei einem Wm-turnier wieder mittendrin statt nur dabei. Auf welche Weise kann da der Thüringer HC profitiere­n?

Wenn man so nah dran ist, hat man die beste Gelegenhei­t, alle Spielerinn­en unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht ist eine dabei, die für uns für die kommende Saison interessan­t sein könnte. Da gibt es manchmal ein Juwel zu entdecken. Als eine Iveta Koresova zu uns zum THC kam, kannte sie kaum jemand. Was sie dann für diesen Verein geleistet hat, das wissen wir.

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FOTO: SASCHA FROMM Immer voller Energie: Trainer Herbert Müller.

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