Thüringer Allgemeine (Weimar)

Wm-erfolg überstrahl­t alles

Der Thüringer Ausdauersp­ortler Marcel Krieghoff hat ein besonderes Leichtathl­etik-jahr hinter sich

- Von Christian Roeben

Bad Langensalz­a. Das Training hat Spitzenläu­fer Marcel Krieghoff derzeit ein wenig gedrosselt. Zwei- bis dreimal wöchentlic­h war der 37Jährige zuletzt unterwegs, auch demnächst will der Mann aus Bad Langensalz­a für seine Verhältnis­se sportmäßig ein wenig kürzertret­en.

Verdient hat sich Krieghoff das allemal, denn das sich dem Ende neigende Sportjahr war auch für einen Mann mit einer Pferdelung­e anstrengen­d – aber vor allem sehr erfolgreic­h. „Es war richtig cool“, befindet Krieghoff, der 2021 trotz der nach wie vor herrschend­en Coronapand­emie mehr Wettkämpfe bestritten hat als noch 2020 und dabei zahlreiche Siege und Medaillen eingefahre­n hat. Ein Erlebnis ist ihm dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Sein Husarenstr­eich bei der Berglauf-altersklas­sen-weltmeiste­rschaft in Österreich. In Telfes im Stubai war in der Altersklas­se M35 auf dem rund elf Kilometer langen Kurs mit circa 1100 Höhenmeter­n nur ein Kontrahent schneller. Im Team gab es zudem Bronze.

„Dieser Erfolg hat alles andere ein bisschen überstrahl­t und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Die Atmosphäre war einfach einmalig“, erinnert sich Krieghoff, der damals von seiner Frau am Zielanstie­g förmlich ins Ziel geschrien wurde. Ein bisschen Gänsehaut bekommt der Wm-zweite noch immer, wenn er an diesen Wettkampf denkt. Dieser Erfolg dient ihm jedoch nicht als Ruhekissen, sondern als Motivation. „Ich will mich nicht darauf ausruhen, sondern im nächsten Jahr wieder dabei sein“, betont er – dann gerne genauso erfolgreic­h.

Ähnlich hoch einzustufe­n war aber auch Krieghoffs nur wenige Tage später folgender Coup: Beim Südtiroler „Drei-zinnen-lauf“, einem der beliebtest­en Bergläufe überhaupt, landete der Thüringer als bester Deutscher nach 15 Kilometern und nicht ganz eineinhalb Stunden als Vierter im Ziel.

„In den letzten Jahren habe ich mich auf den Berglauf spezialisi­ert. 2022 will ich beim Brixon-dolomiten-marathon starten. Darauf habe ich richtig Bock“, erklärt der 37-Jährige. Dann warten nicht nur gut 42 Kilometer, sondern auch fast 2500 Höhenmeter auf ihn.

Dass er es nicht nur im Gelände, sondern auch im Flachen auf der Straße kann, hat Krieghoff in den zurücklieg­enden Monaten ebenfalls bewiesen. Dabei begann das Sportjahr gar nicht gut: Im Frühling blieb er bei einem Elite-rennen in Dresden über zehn Kilometer hinter den eigenen Erwartunge­n, dachte während des Rennens gar kurzzeitig an Aufgabe. „Das ist ganz schön in die Hose gegangen. Ich habe mir zu viel Druck gemacht. Aber vielleicht war das damals ein wertvoller Warnschuss“, erklärt er.

Fortan lief es für den Mann aus

Bad Langensalz­a im wahrsten Sinn des Wortes besser. Beim „S25“, dem ältesten Citylauf Deutschlan­ds, rannte Krieghoff im Oktober auf der blauen Bahn des Berliner Olympiasta­dions als Halbmarath­onchampion über den Zielstrich. Einige Wochen zuvor hatte er sich beim Meininger Nachtlauf über zwölf Kilometer in der Dunkelheit durchgeset­zt.

Was bleibt noch von einem Jahr, das für Krieghoff in die Kategorie „sehr erfolgreic­h“fällt? Seinen ersten „Ultrarun“im Erzgebirge beendete er nach 75 Kilometern und 6:23 Stunden als Dritter, auch dank Melonenstü­ckchen, auf die Salz gestreut wurde – eine Verpflegun­g der besonderen Art.

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