Coronaproteste auch in Dörfern
Kabinett debattiert die Demosituation
Erfurt. Unangemeldete Corona-proteste finden in immer mehr Orten in Thüringen statt – und längst nicht mehr nur in den größeren Städten. Am Montag waren nach Polizeiangaben etwa 17.000 Menschen in 60 Orten auf der Straße.
Auf der in einschlägigen Foren im Internet verbreiteten Liste stehen dabei neben den großen Städten Erfurt, Jena, Gera oder Weimar auch kleinere Orte. Schon in den vergangenen Wochen waren Demonstrationen beispielsweise aus dem 2500Einwohner-ort Uder im Eichsfeld dokumentiert. Schlossvippach im Landkreis Sömmerda oder Krölpa und Tanna im Saale-orla-kreis werden auf verschiedenen Terminlisten als Beispiele für Demonstrationsschauplätze benannt.
In der Kleinstadt Kaltennordheim (Landkreis Schmalkaldenmeiningen, etwa 5700 Einwohner) registrierte die Polizei am Montag 100 Teilnehmer bei einem nicht angemeldeten Protestzug. Dort habe man zwei Initiatoren ausfindig machen können, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Beiden drohe jetzt ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1500 Euro.
Schwerpunkt der Proteste war an diesem Montag wieder Ostthüringen. In Gera zählte die Polizei 3500 Personen auf dem Theaterplatz. Die Zahl steht im Widerspruch zu Teilnehmerangaben. Hier war von mehr als 5000 Demonstranten die Rede.
Das Landeskabinett befasste sich am Dienstag mit der Lage bei den zumeist nicht angemeldeten Demonstrationen. Das sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im Anschluss an die Sitzung. Der Innenminister Georg Maier (SPD) habe die Situation dargestellt und man sei sich im Kabinett darüber einig gewesen, an die Menschen zu appellieren, auf Demonstrationen zu verzichten. Tiefensee machte aber klar, dass er Verständnis für Menschen habe, die „an der einen oder anderen Stelle ihren Unmut äußern“wollten. Dafür, sagte der Spd-politiker, gebe es andere Instrumente, als an nicht angemeldeten Demonstrationen teilzunehmen.