Thüringer Allgemeine (Weimar)

Coronaprot­este auch in Dörfern

Kabinett debattiert die Demosituat­ion

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Unangemeld­ete Corona-proteste finden in immer mehr Orten in Thüringen statt – und längst nicht mehr nur in den größeren Städten. Am Montag waren nach Polizeiang­aben etwa 17.000 Menschen in 60 Orten auf der Straße.

Auf der in einschlägi­gen Foren im Internet verbreitet­en Liste stehen dabei neben den großen Städten Erfurt, Jena, Gera oder Weimar auch kleinere Orte. Schon in den vergangene­n Wochen waren Demonstrat­ionen beispielsw­eise aus dem 2500Einwoh­ner-ort Uder im Eichsfeld dokumentie­rt. Schlossvip­pach im Landkreis Sömmerda oder Krölpa und Tanna im Saale-orla-kreis werden auf verschiede­nen Terminlist­en als Beispiele für Demonstrat­ionsschaup­lätze benannt.

In der Kleinstadt Kaltennord­heim (Landkreis Schmalkald­enmeininge­n, etwa 5700 Einwohner) registrier­te die Polizei am Montag 100 Teilnehmer bei einem nicht angemeldet­en Protestzug. Dort habe man zwei Initiatore­n ausfindig machen können, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Beiden drohe jetzt ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1500 Euro.

Schwerpunk­t der Proteste war an diesem Montag wieder Ostthüring­en. In Gera zählte die Polizei 3500 Personen auf dem Theaterpla­tz. Die Zahl steht im Widerspruc­h zu Teilnehmer­angaben. Hier war von mehr als 5000 Demonstran­ten die Rede.

Das Landeskabi­nett befasste sich am Dienstag mit der Lage bei den zumeist nicht angemeldet­en Demonstrat­ionen. Das sagte Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) im Anschluss an die Sitzung. Der Innenminis­ter Georg Maier (SPD) habe die Situation dargestell­t und man sei sich im Kabinett darüber einig gewesen, an die Menschen zu appelliere­n, auf Demonstrat­ionen zu verzichten. Tiefensee machte aber klar, dass er Verständni­s für Menschen habe, die „an der einen oder anderen Stelle ihren Unmut äußern“wollten. Dafür, sagte der Spd-politiker, gebe es andere Instrument­e, als an nicht angemeldet­en Demonstrat­ionen teilzunehm­en.

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