Thüringer Schildbürgerstreich
Der im Dezember ausgefallene Umzug des Landgerichts Erfurt führt kurzzeitig zu behördlicher Verwirrung
Erfurt. Irgendwo im Justizbereich müssen zum Jahresende die Alarmglocken geschrillt haben. Denn die vor Weihnachten am alten Postscheckamt in Erfurt angeschraubten neuen Schilder für das Landgericht Erfurt sind zu Beginn 2022 wieder verschwunden. Nicht geklaut. Nein. Vielmehr ist das Gebäude des Postcheckamts noch immer kein Gericht, sondern nur eine Baustelle.
Wahrscheinlich hatte ein eifriger Mitarbeiter übersehen, dass auch der im Dezember geplante Umzug des Landgerichts vom Domplatz ins umgebaute Postscheckamt erneut geplatzt war. Denn die angeschraubten Schilder samt Staatswappen und Öffnungszeiten des Gerichts verkündeten vor Weihnachten etwas ganz anderes.
Diese Zeitung berichtete, dass sich der Umzug ein weiteres Mal verzögert hatte, und veröffentlichte ein Foto der Gerichtsschilder. Den Verantwortlichen muss schlagartig der Schildbürgerstreich aufgefallen sein. Denn mit der offiziellen Beschilderung des alten Postcheckamts als Landgericht wurde die Baustelle über Nacht zum Gericht. Das Hausrecht des Landgerichts hätte sich womöglich auch aufs Baugeschehen auswirken können, vielleicht sogar sitzungspolizeiliche Verfügungen Rechtskraft für die Bauarbeiten erlangt. Von Verantwortlichkeiten
ganz zu schweigen. All das hätte Probleme bereiten können, denn für den Umbau des Postcheckamts in ein Gerichtsgebäude ist nicht die Justiz, sondern das Landesamt für Bau und Verkehr zuständig. Bisher sei das Ausweichgebäude für das Landgericht noch nicht der Justiz übergeben worden, bestätigt zu Jahresbeginn ein Sprecher des Justizministeriums dieser Zeitung. Ein Termin dafür und den Umzug stehe noch nicht fest. Deutlich zu erkennen ist das an der Außenwand des alten Postcheckamts. Denn die Mitte Dezember voreilig angeschraubten Gerichtsschilder sind verschwunden. Damit kann auf der Baustelle alles weiter seinen gewohnten Gang gehen.