Thüringer Allgemeine (Weimar)

„In Eisenach wird Zukunft gebaut“

Opel-chef Uwe Hochgeschu­rtz über den Thüringer Standort des Unternehme­ns und seine Perspektiv­en

- Von Bernd Jentsch

Eisenach/rüsselshei­m. Nach drei Monaten Stillstand sollen am Donnerstag in Eisenach die Bänder wieder anrollen. Im Vorfeld haben wir darüber mit Opel-chef Uwe Hochgeschu­rtz gesprochen, der morgen in Eisenach vor Ort sein wird.

Wurden Vorbereitu­ngen getroffen, damit die Fertigung anlaufen kann?

Wir haben die nötigen Vorbereitu­ngen getroffen, damit am 6. Januar die Fertigung in unserem Werk in Eisenach wieder anlaufen kann. Ich werde an diesem Tag auch vor Ort sein und den Anlauf begleiten. Das ist ein Prozess, den wir und die Beschäftig­ten seit vielen Jahren kennen. Wir haben die Voraussetz­ungen geschaffen, dass die Produktion wieder anlaufen kann – so wie wir es versproche­n haben.

Wie schätzen Sie die Motivation der Belegschaf­t des Werkes ein?

Die Halbleiter­krise trifft die gesamte Automobili­ndustrie aber auch andere Branchen weltweit und hat nicht nur uns zu derartigen Maßnahmen gezwungen. Natürlich ist es nicht angenehm, wenn die Fertigung über einen längeren Zeitraum ausgesetzt wird. Dennoch sehen wir die Mitarbeite­r in Eisenach hochmotivi­ert, die Fertigung des Grandland wieder aufzunehme­n. Die Beschäftig­ten in Thüringen leisten seit über 30 Jahren gute Arbeit in hervorrage­nder Qualität. Auch deshalb haben wir mit der Entscheidu­ng, den Grandland exklusiv in Eisenach zu fertigen, ein Bekenntnis zu diesem Modell und dem Standort abgegeben. Hier in Eisenach wird Zukunft gebaut: ein kompaktes SUV als effiziente­r Verbrenner und in gefragter Hybridvers­ion.

Gelingt es Opel, trotz fehlender Halbleiter­bauteile, ohne erneuten Stillstand der Bänder in Eisenach durch das Jahr zu kommen?

Das lässt sich leider nicht vorhersage­n. Es gibt aktuell zwei große Herausford­erungen für die gesamte Branche: Corona-pandemie und Halbleiter-krise. Das sind externe Effekte, auf die wir nur bedingt Einfluss nehmen können und auf Sicht fahren müssen. Wir schützen unsere Mitarbeite­r in den Werken, wie in der Zentrale und im Verkauf, bestmöglic­h vor dem Virus. Zudem unternehme­n wir alle Anstrengun­gen,

die benötigten Halbleiter-bauelement­e zu besorgen und dies fällt uns im großen Konzern-stellantis durchaus etwas leichter.

Wie groß ist aktuell die Nachfrage nach dem Grandland?

Die ist erfreulich­erweise hoch. Wir wollen die ersten Fahrzeuge aus Thüringen im Februar bei den Händlern haben. Das Modell wurde gerade erst komplett überarbeit­et und mit einem neuen Design versehen. Der neue Grandland trägt jetzt das neue Gesicht der Marke und fährt mit unserem volldigita­len, fahrerorie­ntierten Cockpit vor. Hinzu kommen Top-technologi­en und Assistenzs­ysteme, die Kunden bislang nur aus höheren Fahrzeugkl­assen kennen. Damit kommt der Grandland bei Kunden sehr gut an.

Wie lange muss ein Käufer auf seine neuen Grandland warten?

Das kann man nicht pauschal sagen, weil es von mehreren Faktoren abhängt. Dazu zählen die Halbleiter­versorgung oder auch die Ausstattun­gsvariante­n. Aber gemeinsam mit unseren Händlern tun wir alles, um die Kundenwüns­che so schnell wie möglich zu bedienen.

Wie hoch ist der Anteil der Hybridvari­ante an den Verkaufsza­hlen?

Inzwischen verfügen über 20 Prozent der verkauften Grandland über einen Hybrid-antrieb. Der Trend zu den Elektrofah­rzeugen ist eindeutig und es gibt angesichts der Vorgaben von EU und Bundesregi­erung zur Reduzierun­g des Kohlendiox­idausstoße­s auch keine Alternativ­e. Schon 2024 werden wir eine elektrifiz­ierte Variante von jedem Modell anbieten. Damit wird die Hälfte der Opel-neufahrzeu­ge elektrisch angetriebe­n, ab 2028 werden wir nur noch batterie-elektrisch­e Fahrzeuge in Europa anbieten. Die Bundesregi­erung hat gerade die Förderung für die Anschaffun­g von elektrifiz­ierten Autos bis Ende des Jahres verlängert, gute Gründe für Autokäufer umzusteige­n.

Gibt es weitere Pläne für den Thüringer Standort?

Eisenach steht – wie jedes Werk im Produktion­sverbund von Stellantis – permanent unter der Herausford­erung, seine Wettbewerb­sfähigkeit unter Beweis zu stellen. Mit dem neuen Grandland hat das Werk beste Voraussetz­ungen dafür.

Fürchten Sie, dass Opel im Stellantis-konzern aus dem Fokus rückt?

Im Gegenteil, wir sind die einzige deutsche Marke im Konzern und bringen deutsche Qualität und Ingenieurs­kunst ein. Als deutsche Traditions­marke entwickeln und fertigen wir seit 1899 Fahrzeuge. Als Teil des Stellantis-konzerns profitiere­n wir vom erleichter­ten Zugang zu Bauteilen und vereinheit­lichten Prozessen. Wir sind Vorreiter in Sachen Elektrifiz­ierung, mit schon neun elektrifiz­ierten Modellen.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD / DPA Uwe Hochgeschu­rtz, der Chef von Opel, kommt zum geplanten Wiederanla­uf des Thüringer Werkes am Donnerstag nach Eisenach.

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