Weihnachten ist noch nicht vorbei
Zehn Kirchgemeinden laden auf dem Südeichsfelder Krippenweg zum Staunen und Besinnen ein
In den Städten blieben die Weihnachtsmärkte im vergangenen Jahr größtenteils geschlossen, die weihnachtliche Beleuchtung der Fußgängerzonen ist abgebaut und die Weihnachtsbäume auf den Marktplätzen sind im Sägewerk gelandet.
Auch in den Häusern und Wohnungen ist der Weihnachtsschmuck abgebaut und zum Jahresbeginn wieder in den Kartons und Kisten verstaut. Und doch gibt es Menschen, die von Weihnachten nicht genug bekommen können.
Für die gibt es den Südeichsfelder Krippenweg. Seit 1990 laden zehn Kirchgemeinden des Eichsfeldes zwischen Weihnachten und Ende Januar Besucher ein, diese Kirchen mit ihren Kunstwerken und Weihnachtskrippen unterschiedlicher Größe und Ausprägung zu betrachten. Mittelpunkt des Krippenweges ist die größte Dorfkirche des Eichsfeldes in Küllstedt. Hier nimmt die um 1960 in Oberammergau geschnitzte Krippe den gesamten Chorraum ein. In der Pfarrkirche in Kefferhausen gibt es neben einer ca. 60 Jahre alten Terrakottakrippe ganzjährig ein Chorfenster zu sehen wo die Geburtsszene in Bethlehem dargestellt wird. Die ehemalige Klosterkirche auf dem Kerbschen
Berg in Dingelstädt zeigt in der Weihnachtszeit eine Krippe mit 70 Zentimeter hohen Figuren und schon in der Adventszeit eine Herbergssuche der heiligen Familie mit Figuren aus Südtirol.
In der Kirche St. Peter und Paul ist neben des Krippe das ganze Jahr eine sogenannte Doppelmadonna im Strahlenkranz aus dem 16. Jahrhundert zu bewundern. Hier wurden aus einem Holzstamm zwei Madonnen Rücken an Rücken heraus geschnitzt. Dies ist ein kunsthistorische Besonderheit. Auch die Krippe im weithin sichtbaren sogenannten Eichsfelder Dom in Effelders Kirche St. Alban kann man bewundern. Den Stall der großen Weihnachtskrippe in Bickenried wurde von einem Gemeindemitglied gebaut und die dazugehörigen Figuren von einem Bewohner aus einem Nachbarort geschnitzt.
In Lengenfeld unterm Stein kann man den alten eindrucksvollen Eisenbahnviadukt bestaunen. Züge fahren hier schon lange nicht mehr aber im Sommer Fahrrad-draisinen auf drei verschieden langen Strecken. In der Pfarrkirche Maria Geburt kann man eine stattliche Weihnachtskrippe bewundern. Zur Weihnachtszeit ist in der St. Jakobuskirche in Struth eine schlichte Holzkrippe zu sehen. Vorletzte Station
der Runde ist die Pfarrkirche St. Ursula und Gefährtinnen in Geismar. Zu Füßen des barocken Hochaltars steht eine Weihnachtskrippe mit über 100 Jahre alten Figuren. Höhepunkt des Südeichsfelder Krippenweges ist ohne Zweifel die Wallfahrtskirche Sankt Salvator auf dem Hülfensberg bei Küllstedt. Über viele Jahre war dieser Ort unmittelbar an der ehemaligen innerdeutschen Grenze gelegen, nur für wenige Menschen erreichbar. Die dreischiffige Kirche wurde zwischen 1360 und 1370 erbaut. Zu seiner Erbauungszeit zählte sie zu den sieben bedeutendsten Wallfahrtsorten Deutschlands.
Die Krippe hat ihren Platz vor dem Marienaltar und die Figuren sind es wert, intensiv betrachtet zu werden. So gibt es einen inzwischen einen in vielen Kirchen verbannten „Nick“engel zu sehen. Beim Einwurf einer Spende nickt dieser zum Dank. Die Bemalung im Hintergrund zeigt den Hülfensberg mit seinen umgebenden Orten. Im linken Seitenflügel des Hauptaltares ist ganzjährig die Geburtsszene zu betrachten. Die Kirche birgt noch einige Kunstschätze und auf zwei besondere möchte ich hinweisen.
Da ist zum einen das über 900 Jahre alte Hülfenskreuz welches im Jahre im Jahre 1070 geschnitzt wurde. Seit 800 Jahren ist das Kreuz hier und seitdem kommen auch die Wallfahrer auf den Berg. Kurz nach dem Eingang hängt an der Decke ein beleuchtetes Stück Eichenholz.
Der Volksmund sagt, dass dies ein Stück vom Holz der Donareiche sein soll, welche der Heilige Bonifatius – der Apostel der Deutschen – 723 fällte. Dendrochronologische Untersuchungen konnten dieses Alter aber nicht genau bestätigen. Steht man wieder vor der Kirche und läuft ein paar Meter kann man den wunderbaren Blick über das Werratal und das Eichsfeld genießen. Und wieder daheim kann die Weihnachtszeit beim vielleicht letzten Stück Stollen und herrlich duftendem Glühwein ausklingen.