„Im Sommer den richtigen Weg gegangen“
Biathlon Vanessa Voigt über den Durchbruch im Weltcup, verändertes Training, Olympia und ihr Oberhof-debüt
Oberhof.
oder durch die Zuschauer wie zuletzt in Le Grand Bornand kalt?
Beim Schießen bin ich im Tunnel; da nehme ich kaum etwas wahr. Aber gerade in Frankreich war es schon krass, vor dieser Kulisse zu laufen. Da ist man teilweise von der Stimmung getragen worden.
Bedauern Sie es deshalb umso mehr, bei Ihrem Weltcup-einstand in Oberhof keine Unterstützung durch die Fans zu haben?
Das geht uns allen so. Oberhof ist ja bekannt für seine tolle Stimmung; gerade am Birxstieg muss es der Wahnsinn sein. Das will ich unbedingt mal erleben. Bisher war ich in der Weltcup-woche immer selbst zu Wettkämpfen unterwegs, habe die meisten Rennen im Fernseher verfolgt. Cool, dass ich jetzt zum ersten Mal live dabei sein kann.
Als aktuell 18. des Gesamtweltcups sind Sie zweitbeste Deutsche. Müssen Sie sich manchmal kneifen, wie schnell das alles ging?
Ja, ich kann es selbst kaum glauben. Ich weiß zwar, dass ich meine Leistung konstant abrufen kann; dass ich nicht so viele Ausreißer nach oben oder unten habe. Doch wie gut es bisher lief, dass ich immer in den Punkten gewesen bin, das hat mich schon überrascht.
Haben Sie eine Erklärung dafür?
Die Ergebnisse zeigen, dass ich im Sommer den richtigen Weg gegangen bin. Der Trainerwechsel von Peter Sendel zu Florian Steirer und Kristian Mehringer, das wechselweise Training in Oberhof und Ruhpolding, die deutlich gesteigerten Umfänge und Stunden: Schon zur Deutschen Meisterschaft im September hatte ich gemerkt, dass es anschlägt. Und dieses gute Gefühl hat sich dann im Weltcup verfestigt. Nach dem ersten schweren Einzel in Östersund hatte ich schon im Ziel wieder Lust auf die nächsten 15 Kilometer. Das kannte ich so nicht.
Was hat Sie bei den ersten Weltcups am meisten beeindruckt?
Wie in den Verfolgungsrennen vom Tempo her die Post abging. Das war unglaublich. Da habe ich so richtig gemerkt, wie groß der Unterschied im Vergleich zum IBU-CUP ist. Und emotional war der größte Moment für mich, meine erste Staffel laufen zu dürfen. Ein Teil der deutschen Mannschaft zu sein, hat mich echt glücklich und stolz gemacht.
Läuferisch sind Sie durchschnittlich 6,3 Sekunden pro Kilometer hinter der Weltspitze zurück. Liegen dort Ihre größten Reserven?
Von der Schießgeschwindigkeit abgesehen, sicherlich. Wenn man aber bedenkt, dass ich letztes Jahr etwa zehn Sekunden zurück war, bin ich mit den Fortschritten absolut zufrieden. Die meiste Zeit verliere ich auf der ersten Runde. Aber das wissen wir, und das gehen wir im kommenden Sommer an: mit mehr kürzeren und schnelleren Einheiten.
Wie wichtig war es für Sie, mit zwei Platzierungen unter den Top 15 bereits frühzeitig die Olympia-norm geschafft zu haben?
Ganz ehrlich? Gar nicht. Die Norm war nicht in meinem Kopf, als es losging. Mein Ziel war es, mich für die nächsten Weltcups zu qualifizieren. Und ich wollte in jedem Rennen zeigen, dass ich ins Team gehöre. Doch je näher Olympia jetzt rückt, desto mehr will man natürlich dabei sein. Davon träumt ja jeder Sportler.
Trüben die ganzen politischen Diskussionen und die rigiden Coronavorgaben in China Ihre Vorfreude auf die Spiele?
Überhaupt nicht. Für mich wäre alles neu bei Olympia; ich kann daher keine Vergleiche ziehen oder bestimmte Erwartungen haben. Für uns als Sportler geht es darum, Wettkämpfe zu bestreiten, unsere bestmögliche Leistung abzurufen. Auf diese zwei Wochen trainiert man das ganze Jahr hin. Politische Debatten müssen andere führen.
Und die Corona-restriktionen, die vor allem von den Rennrodlern angeprangert wurden?
Es ist für alle eine schwierige Zeit. Natürlich wären ein positiver Test und die Quarantäne in China das Schlimmste, was passieren könnte. Aber wir können nicht mehr tun, als das Hygienekonzept strikt einzuhalten. Uns vorher verrückt zu machen, bringt ja auch nichts.