Bergmann fristlos entlassen
FC Carl Zeiss Jena kündigt Spieler: Gab es Unregelmäßigkeiten im Impfpass?
Jena. Mit einer fristlosen Kündigung hat der FC Carl Zeiss Jena am Dienstag überrascht: Der Fußballregionaligist hat Mittelfeldspieler Theodor Bergmann mit sofortiger Wirkung freigestellt. Offenbar waren den Verantwortlichen bei der Kontrolle der Impfpässe Unregelmäßigkeiten aufgefallen.
Wie unsere Zeitung aus Mannschaftskreisen erfuhr, äußerte sich Bergmann intern skeptisch zur Corona-schutzimpfung. Er gehörte zu jenen Spielern, die im Sommer die vom Klub organisierten Impfangebote nicht wahrgenommen hatte. Deshalb musste er auch nach dem Corona-ausbruch in der Mannschaft im September in Quarantäne. Bergmann sei weiter skeptisch in Sachen Impfung geblieben. Umso überraschter waren die Mitspieler, als er plötzlich doch einen Impfpass vorlegte. Eine einmalige Corona-impfung mit Johnson und Johnson gilt als „vollständige Impfung“, was beispielsweise eine Sonderbehandlung in Sachen Quarantäne mit sich bringt.
Arbeitgeber müssen seit dem 24. November die 3G-nachweise der Arbeitnehmer kontrollieren, die eine Betriebsstätte betreten. Dies hat zur Folge, dass auch Impfzertifikate oder die Impfausweise von vollständig geimpften Mitarbeiter inspiziert werden müssen. Nach Informationen unserer Zeitung hat dies auch der FC Carl Zeiss Jena umgesetzt – und ist so offenbar auf Unregelmäßigkeiten gestoßen.
Auf Nachfrage verweist Geschäftsführer Chris Förster auf die schmale Erklärung in der Pressemitteilung
des Jenaer Fußballclubs, in der er mit diesen Worten zitiert wird: „Wir haben den noch bis zum Saisonende dieses Jahres laufenden Arbeitsvertrag mit Theodor Bergmann außerordentlich gekündigt. Zu darüber hinausgehenden Details werden wir uns aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht weiter einlassen.“
Doch was sagt Theodor Bergmann zu der Kündigung und möglichen Unregelmäßigkeiten in seinem Impfpass? Nichts. Vom Training war der 25-Jährige bereits seit Montag freigestellt. Wir erreichen ihn per Telefon, doch er bittet um Verständnis, in dem schwebenden
Verfahren derzeit nichts sagen zu wollen.
Der Fall läuft auf einen Prozess vor dem Arbeitsgericht in Gera hinaus. Dort wird der Regionalligist bei einer möglichen Klage von Bergmann mit Beweisen belegen müssen, warum er ihm gekündigt hat.
Sportlich hatte Trainer Andreas Patz zuletzt bereits weniger auf Bergmanns Dienste gebaut: Er ließ den früheren Stammspieler mehrfach auf der Reservebank schmoren. Der Mittelfeldmann hatte in dieser Saison 17 Punktspiele für die Jenaer absolviert und einen Treffer vorbereitet. Darüber hinaus kam er in drei Spielen des Thüringenpokals
und im Dfb-pokal-spiel gegen den 1. FC Köln zum Einsatz.
Der gebürtige Thüringer hatte viele Jahre für den FC Rot-weiß Erfurt gespielt, für den er das Gros seiner 95 Drittligapartien absolviert hatte. Er war im Sommer 2020 vom 1. FC Kaiserslautern nach Jena gewechselt. Mehrfach stellte er sein großes spielerisches Potenzial unter Beweis und hatte sich zuletzt auch besser mit der kämpferischen Regionalliga arrangiert. Möglicherweise hat er sich durch seine Auftritte in die Notizbücher anderer Vereine gespielt. Ein Wechsel in der Winterpause wäre bei einer Einigung mit dem FC Carl Zeiss möglich.