Thüringer Allgemeine (Weimar)

Zwei liebliche Episoden

Geschichte­n vom Schleizer Dreieck Hinter jedem Motorradre­nnfahrer findet sich oftmals eine starke Frau

- Von Jan Müller

2019 waren die wettertech­nischen Voraussetz­ungen bei der German Twin Trophy komplex. „Halb nass, halb trocken“, erinnert sich Mario Paura. „Dennoch rückte das komplette Feld auf profillose­n Reifen aus.“In der ersten Runde des Supersport­rennens erwischte der Hirschberg­er in der Kohlbachsc­hikane einen nassen Fleck und wurde von seinem Motorrad im hohen Bogen abgeworfen. „Die hinter mir fahrenden Kollegen zeigten sich von der imposanten Höhe, die ich in der Luft lag, schwer beeindruck­t.“Während das Motorrad weitestgeh­end unbeschade­t blieb, landete der Fahrer mit einem

Schlüsselb­einbruch im Rettungswa­gen. „Meine Frau saß hochschwan­ger auf der Tribüne. Jegliche Art von Aufregung erschien mir kontraprod­uktiv und ich wollte um jeden Preis vermeiden, dass sie per Streckenfu­nk von meinem Sturz Kenntnis bekam. Also bat ich die Streckenpo­sten und Sanitäter, mich als technische­n Ausfall zu melden, was diese auch taten. Meine Frau schaute in aller Seelenruhe das Rennen zu Ende und wurde erst im Fahrerlage­r informiert, um mich anschließe­nd im Krankenhau­s abzuholen.“

Es kann allerdings auch ganz anders laufen. Ein Fahrer beschloss, den Wettkampft­ag mit einen Blick ins Festzelt auf dem Buchhübel ausklingen zu lassen. Begleitet wurde er von seiner damaligen Lebensgefä­hrtin. Zwischen Beiden entwickelt­en ein Streit, der dazu führte, dass die Herzensdam­e sich den im Fahrerlage­r stehenden Transporte­r schnappte und am selben Abend die Heimreise antrat. Der Sportler musste am folgenden Morgen feststelle­n, dass sein Helm, die Kombi und die Stiefel im Transporte­r lagerten und für ihn nicht greifbar waren.

Die Zeit drängte, denn die erste Trainingse­inheit stand an. Also griff der Biker zum Telefon und versuchte, die Wogen zu glätten, was ihm gelingen sollte. Die Dame brachte den Transporte­r samt Rennfahrer­utensilien wieder zurück. Das anstehende Training war gerettet.

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Schleiz.
FOTO: JAN MÜLLER Mario Paura hatte immer ein Auge für die Tribüne – vor allem, als dort seine hochschwan­gere Frau saß. Schleiz.

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