Jeder Dritte ist Geringverdiener
Studie: Hoher Anteil bei Beschäftigten in Thüringen. Frauen häufiger betroffen
Erfurt. In Thüringen verdienen etwa 170.000 Vollzeitbeschäftigte weniger als 2284 Euro brutto im Monat. Nach einer Studie des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-böckler-stiftung gehörten damit 32,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2020 der Gruppe der sogenannten Geringverdiener an.
Dabei weisen Regionen in Ostthüringen sowohl die landesweit höchste Quote (Saale-orla-kreis mit 41,2 Prozent der Vollzeitbeschäftigten) als auch geringste Quote (Jena mit 18,7 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit) auf. Bundesweit lag die Quote im Durchschnitt dagegen nur bei knapp 19 Prozent.
Laut Definition der Bundesagentur für Arbeit gilt ein Verdienst von weniger als 2284 Euro monatlich als „unterer Entgeltbereich“, da er weniger als zwei Dritteln des mittleren monatlichen Bruttoarbeitsentgeltes entspricht. Neben dem Saaleorla-kreis gehörte auch das Altenburger Land in Ostthüringen mit 39,9 Prozent zu den zehn Städten und Landkreisen mit den höchsten Quoten bundesweit.
Unter den Frauen müssen bundesweit 25,4 Prozent mit einem niedrigen Monatseinkommen trotz Vollzeitarbeit auskommen, unter den Männern 15,4 Prozent. In Thüringen liegen die Werte bei 29,4 beziehungsweise 39,4 Prozent. Besonders ausgeprägt ist der untere Entgeltbereich den Angaben der Wissenschaftler nach in einigen Branchen wie dem Gastgewerbe, in der Leiharbeit oder der in der Landund Forstwirtschaft.
„Dass Arbeit oftmals nicht vor Armut schützt, ist nach wie vor einer der größten sozialpolitischen Skandale unserer Zeit. Die beabsichtigte Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro kann ein Beitrag sein, dem entgegenzuwirken“, sagte der Vorsitzende des DGB Hessen-thüringen Michael Rudolph. Wer arbeitet, habe auch ein Recht auf einen armutsfesten Lohn, forderte Rudolph die Bundesregierung auf, Lohnarmut zu beenden. Leitartikel