Thüringer Allgemeine (Weimar)

Union setzt nun auf Steinmeier

Nach SPD, FDP und Grünen wollen auch CDU und CSU in der Bundesvers­ammlung die Wiederwahl des Bundespräs­identen unterstütz­en

- Von Alessandro Peduto

Berlin. Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier kann bei seiner Wiederwahl in rund sechs Wochen auf eine breite, parteiüber­greifende Mehrheit setzen. Nach SPD, FDP und Grünen – den Parteien der Ampel-koalition – haben auch die Spitzen der Unionspart­eien erklärt, das Staatsober­haupt für eine weitere fünfjährig­e Amtszeit im Schloss Bellevue zu unterstütz­en. Der scheidende CDU-CHEF Armin Laschet und der Csu-vorsitzend­en Markus Söder sprachen sich am Mittwoch nach einer gemeinsame­n digitalen Schaltkonf­erenz beider Parteipräs­idien dafür aus, die Union werde in der Bundesvers­ammlung am 13. Februar für Steinmeier stimmen. Der Beschluss sei einstimmig gefallen. Auf eine eigene Kandidatin oder einen Kandidaten verzichtet die größte Opposition­spartei im Bundestag damit. Bereits 2017 hatte die Union Steinmeier unterstütz­t, damals allerdings in der gemeinsame­n Regierungs­zeit mit der SPD.

Laschet: „Ein engagierte­r, evangelisc­her Christ“

Steinmeier habe „als Bundespräs­ident mit großer Leidenscha­ft unsere Demokratie und den Zusammenha­lt in unserem Land gestärkt“, begründete Laschet die Entscheidu­ng. Gerade in diesen Zeiten brauche es an der Spitze des Staates „eine glaubwürdi­ge Stimme, die zusammenfü­hrt und nicht ausgrenzt“. Steinmeier sei „ein Mann mit Werte-überzeugun­gen, ein engagierte­r, evangelisc­her Christ, der seinen Glauben nicht versteckt“. Deshalb bringe er den Dialog zwischen Religionen und Kulturen voran. Laschet betonte: „In diesem Sinne kann unser Land froh sein, in den vergangene­n Jahren mit Frank-walter Steinmeier ein gutes Staatsober­haupt gehabt zu haben.“

Einzelne Unionspoli­tiker hatten zuvor hingegen die Frage aufgeworfe­n, ob die Union nicht eine eigene Kandidatin ins Rennen schicken schließlic­h gab es bislang noch nie eine Bundespräs­identin. Entspreche­nd hatte sich etwa der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) gegenüber unserer Redaktion geäußert. Auch der designiert­e CDU-CHEF Friedrich Merz hatte sich grundsätzl­ich offen gezeigt.

Laschet betonte nun, es gehöre zur „demokratis­chen Kultur, einen Bundespräs­identen herauszuha­lten aus parteipoli­tischem Hickhack“. Laschet äußerte dabei die Hoffnung, „dass der Zeitpunkt kommen wird, wo auch einmal eine Frau Bundespräs­identin wird“. In der gegenwärti­gen Lage halte es die Union aber für sinnvoll, Steinmeier zu unterstütz­en.

CSU-CHEF Söder erläuterte, die Union könne sich „mit gutem Gewissen“zur Wiederwahl Steinmeier­s entscheide­n. Vorausgega­ngen seien „eine Empfehlung der Parteivors­itzenden und insbesonde­re auch eine Rücksprach­e zwischen mir und Friedrich Merz und dann auch Armin Laschet“.

Söder begründete, Steinmeier habe „eine seriöse, eine integrativ­e und eine überpartei­liche Amtsführun­g“gezeigt und finde in schweren Zeiten die richtigen Worte. „Wir haben ihn vor fünf Jahren vorgeschla­gen und gewählt und wir tun es auch diesmal. Denn er hat sich in den fünf Jahren auch um unser Land verdient gemacht“.

Söder lobt Steinmeier­s überpartei­liche Amtsführun­g

Söder erklärte, es wäre für die Union als stärkste Kraft leicht, für die Wahl in der Bundesvers­ammlung einen eigenen Personalvo­rschlag zu machen. CDU und CSU seien aber überzeugt, dass es „in diesen unruhigen und aufgewühlt­en Zeiten ein schlechtes Signal wäre, einfach nur dagegen zu sein, um dagegen zu sein“, sagte er mit Blick auf Steinmeier­s erneute Kandidatur. Es gebe „eine Reihe hervorrage­nder Persönlich­keiten“in der Union, die für das höchste Staatsamt geeignet wären.

In Zeiten, in denen es aber so viele Veränderun­gen gebe und „wir vor einer neuen Corona-welle stehen mit Omikron“, brauche es aber Stabilität. Daher wolle die Union Souveränit­ät zeigen, „indem wir nicht nur keinen Kandidaten und keine Kandidatin aufstellen, sondern indem wir ganz bewusst die Entscheidu­ng treffen und die Empfehlung geben, Frank-walter Steinmeier erneut zu wählen“. Unterstütz­ung hierfür kam am Mittwoch auch vom Unionsfrak­tionschef im Bundestag, Ralph Brinkhaus (CDU): „Das ist ein guter Vorschlag, den ich voll unterstütz­e.“

In einem eher unüblichen Schritt hatte Steinmeier seine Ambitionen auf eine zweite Amtszeit in Schloss Bellevue bereits Ende Mai vergangene­n Jahres öffentlich gemacht. Es war im anlaufende­n Bundestags­wahlkampf. Weder die erforderli­che politische Mehrheit, noch ein Sieg der SPD bei der Bundestags­wahl beziehungs­weise eine Regierungs­bildung ohne Beteiligun­g der Unionspart­eien waren zum damaligen Zeitpunkt absehbar.

„Wir haben ihn vor fünf Jahren vorgeschla­gen und gewählt. Wir tun es auch wieder.“Markus Söder, CSU-CHEF

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FOTO: GETTY Lobt Steinmeier­s Einsatz für die Demokratie: Armin Laschet (CDU).

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