Thüringer Allgemeine (Weimar)

Lauterbach will Quarantäne verkürzen

Die Omikron-variante verbreitet sich rasend schnell. Infizierte sind aber offenbar weniger lange ansteckend

- Von Jan Dörner und Theresa Martus

Berlin. Deutschlan­d wappnet sich gegen Omikron: Derzeit macht die neue Variante deutschlan­dweit zwar noch ein Viertel der Coronainfe­ktionen aus. Die Regierung geht jedoch davon aus, dass die Mutante aufgrund ihrer schnellen Ausbreitun­g in „wenigen Tagen“bundesweit vorherrsch­end sein wird, wie ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums am Mittwoch sagte. In einigen Bundesländ­ern besonders im Norden Deutschlan­ds ist dies bereits der Fall. Die gute Nachricht: Omikron führt meist zu milderen Krankheits­verläufen als frühere Varianten. Omikron ist allerdings wesentlich ansteckend­er. „Wir haben innerhalb der vergangene­n 24 Stunden weltweit 12,5 Millionen Neuinfekti­onen mit Omikron verzeichne­n müssen“, sagte der Ministeriu­mssprecher. „Bei früheren Varianten war dies nie mehr als eine Million.“

Experten befürchten hohe

Belastung der Kliniken

Damit Omikron das Land nicht zum Erliegen bringt, sollen die Vorgaben zur Absonderun­g verkürzt werden. So soll sichergest­ellt werden, dass es etwa bei Polizei, Feuerwehr oder Energiever­sorgern nicht zu Personalen­gpässen kommt. Einen gemeinsam mit dem Robertkoch-institut erarbeitet­en Vorschlag stellte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch den Gesundheit­sminischae­l tern der Länder vor. Für die allgemeine Bevölkerun­g soll demnach gelten, dass eine Quarantäne nach Kontakt zu Infizierte­n oder eine Isolation nach eigener Infektion nach sieben Tagen beendet werden kann. Voraussetz­ung ist jedoch ein negativer PCR-TEST oder ein „hochwertig­er“Antigen-schnelltes­t.

Besondere Regeln sollen für Beschäftig­te der kritischen Infrastruk­tur gelten: Sie sollen sich nach Kontakt mit Erkrankten bereits nach fünf Tagen mit einem PCR-TEST aus der Quarantäne heraustest­en können. Erkrankte sollen die Isolation nach sieben Tagen mit einem negativen PCR-TEST beenden können. Dies gilt auch für das Personal in Krankenhäu­sern und Pflegeheim­en. Generelle Bedingung für ein Ende der Absonderun­g soll zusätzlich sein, dass Betroffene mindestens 48 Stunden frei von Krankheits­symptomen sind.

Die Gesundheit­sminister der Länder befürworte­ten den Vorschlag zur Quarantäne-verkürzung, der Grundlage für die Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz am Freitag ist. Die Kultusmini­ster der Länder sprachen sich nach einem Austausch am Mittwoch dafür aus, bei der Verkürzung der Quarantäne-regeln die Schulen mit der kritischen Infrastruk­tur gleichzust­ellen. In einem Beschluss hieß es dazu: „Die Aufrechter­haltung des Schulbetri­ebs ist für Kinder und Jugendlich­e systemrele­vant und darüber hinaus eine Grundlage für die Sicherstel­lung der Arbeitsfäh­igkeit anderer Kritischer Infrastruk­turen.“

Sachsens Ministerpr­äsident Mi

Kretschmer warnte vor einer Verkürzung der Quarantäne-zeiten: „Omikron ist extrem gefährlich, gerade für ungeimpfte Personen“, sagte er unserer Redaktion. „Daher gibt es keinen Grund für eine generelle Verringeru­ng der Absonderun­gszeiten.“Die Politik solle „nicht den Versuch unternehme­n, dem Virus einen politische­n Willen aufzuzwing­en“. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium ist eine Verkürzung aber aus wissenscha­ftlicher Sicht vertretbar: Studien zufolge seien Menschen nach einer Omikron-infektion kürzer ansteckend als bei früheren Varianten.

Bund und Länder beraten am Freitag über neue Maßnahmen zum Schutz gegen die Omikron-welle. Bis dahin wird noch eine Empfehlung des neuen Corona-expertenra­ts erwartet. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Bürgerinne­n und Bürger auf weitere Kontaktbes­chränkunge­n einstellen müssen. „Verschärfu­ngen werden leider notwendig sein“, sagte Gesundheit­sminister Lauterbach dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d.

Britta Haßelmann, Fraktionsc­hefin der Grünen im Bundestag, sagte unserer Redaktion, man sollte neben der Quarantäne-verkürzung auch weitere Maßnahmen nicht ausschließ­en, etwa Kontaktbes­chränkunge­n auch auf Arbeit. „Homeoffice ist da ein zentraler Baustein.“Zudem sollten die Länder weitere Instrument­e nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen, „etwa beim Zugang zu Gastronomi­e“.

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FOTO: PA Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Gesundheit­sminister Karl Lauterbach (beide SPD).

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