Mühlhäuser will Weltärzte-orchester nach Thüringen holen
Stephan Nautscher-timmermann spielt in dem Ensemble seit 2017 Kontrabass. Konzert-erlöse stets gespendet
Mühlhausen. Die Verbindung von „musikalischem Höchstgenuss mit globaler medizinischer Verantwortung“haben sich die Gründerväter auf die Fahnen geschrieben. Seit 2008 existiert das „World Doctors Orchestra“(WDO) – ein Orchester, das ausschließlich aus Ärztinnen und Ärzten besteht.
Einer von ihnen ist der Mühlhäuser Stephan Nautscher-timmermann. „Ich bin engagierter Laienmusiker“, sagt er. 2017 wird er von Kollegen für eine Teilnahme an einem Konzert vorgeschlagen. Ein Höhepunkt für ihn: der Auftritt in der Elbphilharmonie in Hamburg im Jahr darauf. Das Konzerthaus war da gerade zwei Jahre fertiggestellt. Zum World-doctors-orchestra brachte ihn sein Engagement im bayrischen Ärzteorchester, für das er 2017 noch aktiv gewesen ist.
1500 Mitglieder aus der ganzen Welt
Was den 48-Jährigen an dem 1500 Mitglieder zählenden Ärzteorchester, dem er angehört, begeistert? „Da kommt wirklich für gute Zwecke immer eine nennenswerte Summe zusammen.“Nautscher-timmermann spielt den Kontrabass. Das Instrument fasziniert ihn seit Schulzeiten, obwohl er zunächst Saxofon spielt, später dann aber wechselt. Den ersten Kontrabass leiht er noch von dem Gymnasium aus, das er besucht – da ist das Abitur längst geschrieben. Bei der Anschaffung
des ersten eigenen Instrumentes unterstützen ihn dann seine Eltern. 7000 Mark werden dafür fällig. Für einen Studenten eine kaum zu stemmende Summe.
In der Pandemie wird es auch für das Weltärzteorchester schwer, Auftritte zu organisieren. Dennoch: 2021 stehen die Musiker in Koblenz und Frankfurt auf der Bühne. Auch in Bonn und Dortmund wurden Konzerte gespielt. Neben dem Facharzt für Anästhesiologie ist aus Thüringen noch eine Jenaer Ärztin dabei. „Das Konzert ist mit einem strengen Hygienekonzept organisiert worden“, sagt der 48-Jährige. Anders sei das in Coronazeiten nicht möglich. Zutritt hatte nur Publikum, das entweder von Corona genesen oder gegen das Coronavirus geimpft war.
Schon im August waren bei dem Konzert in Bonn die Regelungen so streng, dass sich Publikum und Musiker nicht begegnen durften. Das war zu einer Zeit, als die Coronazahlen gerade messbar waren.
Die Erlöse der Auftritte kommen immer gemeinnützigen Zwecken zugute. Deshalb werden für die Auftritte stets Sponsoren gesucht und für das Orchester wird keine Gage fällig – ganz im Gegenteil: Die Mitglieder zahlen sogar noch einen Beitrag dafür, dass sie teilnehmen können. Pro Konzert-projekt werden 400 Euro fällig.
Bis 2024 ist das Orchester bereits ausgebucht. In diesem Jahr sind beispielsweise Auftritte in Boston, Amsterdam, aber auch in Anguilla geplant. Ob das Konzert im Januar auf den britischen Jungferninseln stattfinden kann, das steht ob der Corona-situation allerdings weiterhin in den Sternen.
In der Regel wird bei den Auftritten mit großer Besetzung gespielt. Ob auch Auftritte in Thüringen denkbar seien? „Grundsätzlich ja“, sagt der Mühlhäuser – allerdings dürfte das frühestens ab 2025 realisierbar sein. Die Vorbereitung einer solchen Konzertreise würde schließlich ungefähr ein Jahr in Anspruch nehmen mit der Suche nach Sponsoren und der Zusammenstellung des Orchesters.
Im Studium fehlte die Zeit für überregionale Projekte
Die Auftritte des „WDO“gehen immer mit mehreren intensiven Probentagen einher, die komprimiert vor den Konzerten stattfinden. Denn die Musiker sind über den gesamten Globus verteilt, weshalb manche Abstimmung auch digital stattfinden muss.
Die Orchester-laufbahn des engagierten Laienmusikers ist schon 30 Jahre lang. „Im Studium habe ich in der jungen Philharmonie in Erlangen mitgespielt“, sagt er. Für überregionale Projekte fehlte ihm allerdings damals Zeit. Mittlerweile lasse sich das aber miteinander verbinden, auch wenn die Corona-pandemie den Arzt beruflich fordert – denn, wenn seine Praxis in Mühlhausen zu ist, dann ist er entweder im Impfeinsatz oder als Notarzt in der Region im Einsatz.