Neue Chance für Weimars „Villa Winzig“
Klein-kindergarten könnte in Trägerschaft des Lebenshilfe-werkes in der „Alten Feuerwache“Bestand behalten
Weimar. Sie ist eine Art Stehaufmännchen in der Weimarer Kindergartenlandschaft – die „Villa Winzig“in zweiter Reihe an der Steubenstraße. Obwohl ihr erneutes Aus bereits beschlossene Sache ist, muss das nicht das generelle Ende der Einrichtung bedeuten. Weimars Jugendhilfeausschuss hat in der kommenden Woche darüber zu entscheiden, ob der Kindergarten an anderer Stelle im Stadtgebiet eine neue Chance erhält.
Bis Ende 2009 war in dem Haus in Nachbarschaft der Notenbank noch der Robert-koch-kindergarten der Diakonie untergebracht – bis dieser an die Ecke Humboldt-/ Schubertstraße in seinen „Sophiengarten“umzog. Die alte Koch-kita stand danach einige Zeit leer und wurde zudem als Übergangsquartier für andere Einrichtungen genutzt – etwa während der Sanierung des Gaberndorfer Kindergartens. 2012 stieg in der Stadt der Bedarf an Krippenplätzen merklich an. Die Stadt holte die Einrichtung in der Steubenstraße deshalb für Kinder bis drei Jahre zurück in den Bedarfsplan und gab die Trägerschaft an das Lebenshilfe-werk.
Inzwischen ist die Zahl des Nachwuchses im Krippenalter in Weimar wieder spürbar gesunken. Der erhebliche Geburtenknick aus der Nachwendezeit schlägt nun ein zweites Mal durch. Die Kinder, die damals nicht zur Welt kamen, fehlen heute als Eltern. Die Stadt kam deshalb mit dem Träger und den Eltern
der „Villa Winzig“überein, den ohnehin befristet angelegten Betrieb perspektivisch nicht fortzuführen und somit die Kosten für 30 Betreuungsplätze zu sparen.
Zwei Szenarien stehen dafür zur Diskussion: Schließt die Villa bereits zum 31. August 2022, könnten die voraussichtlich 15 dann noch in der Einrichtung betreuten Kinder in den ebenfalls vom Lebenshilfewerk getragenen Hufeland-kindergarten wechseln. Wäre die Schließung um ein weiteres Jahr auf 2023 hinauszuschieben, könnten indes alle Schützlinge, da schon jetzt ein Aufnahmestopp gilt, planmäßig ihre Krippenzeit in der angestammten Einrichtung beenden.
In beiden Fällen wäre das Schicksal der „Villa Winzig“nicht vollends besiegelt – wohl das des Gebäudes, nicht aber jenes des kleinen Kindergartens. Der Trägerverein der „Alten Feuerwache“an der Erfurter Straße meldete Interesse an, auf seinem Areal eine kleine Tagesstätte fürs Quartier in der Art eines Kinderladens
mit 15 Betreuungsplätzen einzurichten. Für deren Trägerschaft empfiehlt sich wiederum das Lebenshilfe-werk. Um bei dieser Größe personell etwa bei Urlaub oder Krankheit nicht an unlösbare Grenzen zu geraten, solle diese Einrichtung als Außengruppe des Hufeland-kindergartens geführt werden. Auch die Sprösslinge aus der „Villa Winzig“würden die Möglichkeit bekommen, hierher zu gehen. Allerdings sei absehbar, dass der Umbau der Feuerwache in diesem
Sommer noch nicht abgeschlossen wird und ein Umzug aus der Steubenstraße, sofern er bereits 2022 vonstatten ginge, nur mit Zwischenstation in der Richard-strauss-straße funktioniert.
Bleibt noch die Kostenfrage: Mit Einrichtung des neuen Kinderladens würde die Stadt schließlich nur die Hälfte der ursprünglich geplanten Kindergarten-plätze einsparen. Ob sich Weimar das leisten solle, hat der Jugendhilfeausschuss am 12. Januar zu entscheiden.