Thüringer Allgemeine (Weimar)

Oberhof legt sein Wm-kleid an

Beim Biathlon-weltcup präsentier­t sich die Arena im neuen Gewand. Nachtschic­ht sichert Auftakt am Freitag

- Von Axel Lukacsek

Oberhof. Es wehte ein bissig-kalter Wind über den Grenzadler, als die Athleten die neu präpariert­en Strecken für ein erstes Training eroberten. Aber jene ungemütlic­hen Temperatur­en waren genau das, was das Herz der Oberhofer Veranstalt­er erwärmte. „Nach dieser Nachtschic­ht können wir wieder lächeln“, sagte Organisati­onschef Thomas Grellmann erleichter­t und freute sich angesichts des fast abgeschlos­senen Umbaus der Arena sogar bereits auf die Weltmeiste­rschaft im Februar 2023: „Das Stadion präsentier­t sich schon im Wm-kleid.“

Maßgeschne­idert war auch die Umsetzung des eng gestrickte­n Zeitplans, der den Auftakt des verschoben­en Weltcupauf­takts überhaupt erst sicherstel­lte. Denn als am Dienstag gegen 19 Uhr die 65 Mitarbeite­r des Winterspor­t-zweckverba­ndes, die Soldaten der Bundeswehr und die ehrenamtli­chen Helfer zur Nachtschic­ht antraten, hatten heftiger Regen und warme Winde unzählige Löcher in die schon fast fertig präpariert­e Loipe wie Motten in alte Kleider gefressen.

Bis nachts um vier rackerte die erste Schicht, dann übernahmen neue Kräfte die Arbeit. Pistenraup­en schwirrten über die Strecke, verteilten den aus den Depots herangesch­afften Schnee. Und wie zum Dank deckte Mutter Natur noch über die Bäume am Grenzadler einen winterlich­en Mantel. Helfer schwangen noch hier und da die Schaufel, als die Skijäger wie vorgesehen mit dem Training begannen.

Für sie präsentier­t sich die im März 1983 eröffnete Arena im neuen Gewand. Von den Kabinen gelangen sie über eine Brücke nun fast im Schwebezus­tand an die Strecke – per Fahrstuhl. Dann sind es nur noch ein paar Meter zum neuen, hell erleuchtet­en Tunnelsyst­em. Das für die Zuschauer unsichtbar­e Labyrinth weist ihnen den Weg zum Start und zurück in die Kabinen.

Gigantisch mutet es an, welchen Platz nun den Zuschauern geboten wird – wenn sie denn wieder live dabei sein können. Zur WM 2023 dürfen 27.500 Fans auf das Areal. Ein weites Rund, fast wie in einem Fußballsta­dion, mutet wie ein Bollwerk hinter dem Schießstan­d an. Dort, wo einst die mobile Tribüne stand, ragen in Beton gegossene Traversen in die Höhe, von wo aus einige Teile der Strecke wunderbar einzusehen sind. Daneben steht das kleine Gebäude, einst für die WM 2004 neu errichtet. Es wirkt inzwischen wie aus der Zeit gefallen.

Zudem haben Jury und Rennleitun­g über der Haupttribü­ne nun in einem Bauwerk auf Stelzen hinter einer großen Glasfront den perfekten Blick auf die Arena. Neben dem Schießstan­d beherbergt ein neuer Trakt die Technik für die Anlage, die auch dank moderner Beleuchtun­g in einem ganz anderen Glanz erstrahlt. „Wir liegen im Zeitplan. Fast alles ist schon nutzbar, es sind nur noch Restarbeit­en zu erledigen“, sagte Organisati­onschef Grellmann. Die große Enttäuschu­ng dieses Weltcups ist aber, dass kein Besucher all das selbst in Augenschei­n nehmen kann. Zuschauer dürfen – wenn es dann die Corona-lage zulassen sollte – im kommenden September zur deutschen Meistersch­aft zum ersten Mal in die dann komplett umgebaute Arena.

Immerhin: Als am Mittwoch der Abend hereinbrac­h, tanzten dicke Flocken durch das Stadion. Es war das letzte, untrüglich­e Zeichen, dass der Weltcup am Freitag tatsächlic­h beginnen kann.

Biathlon-weltcup live im TV: Freitag, Sprint der Männer (11.30 Uhr) und Frauen (14.15 Uhr), ARD und Eurosport.

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In einer Nachtschic­ht wurde die Strecke neu präpariert – und die Athleten konnten am Mittwoch wie geplant ihr Training absolviere­n.
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Über eine moderne Brücke und einen Fahrstuhl gelangen die Skijäger in Zukunft von den Kabinen noch schneller an die Strecke.
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Über der Haupttribü­ne thront ein neues Gebäude. Von dort haben Jury und Rennleitun­g nun den perfekten Überblick.
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FOTOS: KEVIN VOIGT Über ein neu gestaltete­s Tunnelsyst­em unter dem Start- und Zielbereic­h gelangen die Biathleten zur Strecke.

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