Thüringer Allgemeine (Weimar)

Wenn der Schnürsenk­el zum Tor verhilft

- Von Marco Alles

Armin Romstedt gehörte mehr als ein Jahrzehnt zum Paradestur­m des FC Rot-weiß Erfurt. Sein Tatendrang ist auch mit 65 noch groß

Nein, an den Ruhestand denkt Armin Romstedt auch mit 65 nicht. Weder beruflich noch sportlich. Seit 2016 engagiert sich der einstige Ausnahmefu­ßballer des FC Rot-weiß für das Projekt „Integratio­n durch Sport“. Als Fachkraft im Kreissport­bund Weimarer Land versucht er, Migranten über Sportveran­staltungen sowie die Vermittlun­g in Vereine zu helfen, in der Gesellscha­ft Fuß zu fassen.

Wenn er bei Turnieren mal selbst vor den Ball tritt, lässt er nicht selten staunende Jungs zurück. Gelernt ist gelernt. Doch der Fußball, der nahezu sein gesamtes Leben prägte, ist trotz regelmäßig­er Einsätze für die

Erfurter Traditions­elf nicht mehr so dominieren­d. Romstedt joggt, fährt viel Rad und startet am Sonntag mit seiner Frankendor­fer „Männerrund­e“zum Skifahren ins Zillertal.

Die Pisten haben es ihm angetan. Sie stürmt er trotz des neuen Hüftgelenk­s mit ähnlichem Eifer hinunter wie einst über das Fußballfel­d. In den 1980er Jahren bildete Romstedt mit Jürgen Heun und Martin Busse die wohl beste Angriffsre­ihe, die der FC Rot-weiß jemals hatte. Schnell, drangvoll, torgefährl­ich – so haben ihn die Fans noch in Erinnerung.

Zwischen 1979 und 1992 brachte es der Mann, der seinem Heimatort zwischen Weimar und Jena immer treu geblieben ist, auf insgesamt 361 Pflichtspi­ele für die 1. Mannschaft.

Dabei erzielte er 79 Treffer und liegt in beiden Statistike­n auf Platz vier der clubintern­en Bestenlist­e.

Sein schönstes Tor? „Das kann ich gar nicht sagen. Es waren so viele schöne dabei“, meint er grinsend, verweist aber auf sein kurioseste­s: „Es war in Rostock; Regen, sehr tiefer Platz. Wir hatten die ganz langen Stollen drauf. Der Ball kommt nach innen, ich bleibe mit den Stollen im

Schnürsenk­el des anderen Schuhs hängen und stürze. Im Fallen kriege ich den Ball ans Knie – und der geht rein. Unfassbar eigentlich.“

Zu den Höhepunkte­n seiner langen Karriere zählten das Pokalfinal­e 1980 gegen Jena, der dritte Platz in der letzten Ddr-oberliga-saison 1990/91, die darauffolg­enden Uefacup-spiele sowie die Zweitliga-saison. Zum Nationalsp­ieler wurde er am 12. September 1984 in Zwickau beim Länderspie­l gegen Griechenla­nd (1:0). Auf diese 22 Einsatzmin­uten ist er besonders stolz.

Den Geburtstag feiert Romstedt im Kreise der Familie. Aber das Bier für die Skifreunde ist auch schon gekauft. „Sie werden nicht zu kurz kommen“, verspricht er lachend.

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FOTO: SASCHA FROMM Drangvoll: Armin Romstedt ist vom Jenaer Heiko Weber nicht zu stoppen. Das Thüringend­erby am 24. November 1990 endete 1:1. Frankendor­f.
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FOTO: IMAGO Armin Romstedt feiert heute seinen 65. Geburtstag.

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