Neue Hilfe in Aussicht
Warum die Teamsport-initiative weiter Nöte sieht und auf einen baldigen Haushalt hofft
Erfurt. Handball-zweitligist THSV Eisenach pausiert. Im Zuge der EM in Ungarn und der Slowakei (13. bis 30. Januar) läuft der Ligabetrieb erst im Februar wieder an. Die Auszeit kommt René Witte gelegen. Zeit, um auszuruhen, aber findet der Thsv-manager nicht. Vieles ist anzustoßen. Und groß sind die Nöte, die Saison 2021/2022 abzusichern.
Lockdown, Saisonabbruch, vorsichtiger Beginn, Lockdown, Geisterspiele, erneuter Wiederbeginn, zurück zum Zuschauerausschluss: Knapp zwei Jahre schreibt Corona eine eigene Geschichte im Sport – die einer Notlage. Zwei Jahre sichern Bundes- und Landesmittel Ausfälle im Sport abseits des Profifußballs ab. Politische Hilfe scheint notwendiger denn je. René Witte wirbt seit Monaten bei sämtlichen Anlaufstellen darum.
Neue Hilfen stehen in Aussicht. Die Bundesregierung kündigte an, Ausfälle durch wegfallende Ticketeinnahmen weiter zu kompensieren. Ab Mitte Januar soll die Gewährung möglich sein. In Thüringen besteht die Intention, den Topclubs darüber hinaus weiter Halt zu leisten. Laut zuständigem Bildungsministerium soll ein Sondervermögen 2022 eingerichtet werden. Der Haken: Noch gibt es keinen Landeshaushalt für dieses Kalenderjahr und damit keine Mittel, mit denen der Topf neu befüllt werden könnte.
Richtlinie existiert, der Topf aber ist leer
Das müsste er, nachdem die nicht beanspruchten Gelder aus dem ursprünglichen Fünf-millionen-eurofonds für den Spitzensport anderweitig verwendet worden sind. Die Richtlinie dazu als rechtlicher Rahmen werde nach Ministeriumsangaben gerade überarbeitet. Die Hilfen 2021 waren ausgelaufen.
Michael Panse, Cdu-stadtrat in Erfurt und Präsident des Volleyballbundesligisten Schwarz-weiß Erfurt, wirbt bei den Landtagsfraktionen, in den Haushaltsgesprächen alsbald einen Nenner zu finden, um Anfang Februar den Haushalt zu beschließen. Einige Vereine bräuchten zügig Hilfe, sagt er.
Im März beispielsweise endet die Hauptrunde der Volleyball-bundesliga. Die Serie könnte damit vorbei sein. Sofern die Ligen durch die hohen Infektionszahlen wie geplant weitergespielt werden können.
Nach der akuten Notlage in der Spielzeit zuvor seien die Volleyballerinnen in dieser Saison in einer etwas besseren Position, räumte Panse
kurz vorm Jahreswechsel ein. Die neue Geschäftsleitung konnte bei Sponsoren mehr Geld akquirieren. Gehaushaltet wird sparsam. Wie etwa auch beim Basketball-drittligisten aus Erfurt. Mögliche Einschnitte sind angesichts der Entwicklung eingepreist gewesen. Dessen Sorgen bewegen sich in überschaubarem Rahmen. Zumindest, wenn erneut Mittel durch die öffentliche Hand kommen, um einen Teil der
Ausfälle durch weggebrochene Zuschauereinnahmen auszugleichen. „So wie es bisher gehandhabt wurde, könnten wir zurechtkommen“, denkt Löwen-sportdirektor Florian Gut. Er sieht viel gesellschaftliche Solidarität, dankt besonders auch Förderern und Fans. Brächten die kein Verständnis mehr auf, würde es viel enger werden.
Fehlende Zuschauer schmerzen dennoch, sportlich wie finanziell – auch den Tischtennis-erstligisten Mühlhausen,. „Bei der Erfolgsserie, die wir gerade haben, wäre die Hütte immer voll“, sagt Geschäftsführer Thomas Stecher. Die Unterstützung von Bund und Land bisher hätte „wirklich gutgetan“.
Volles Haus, das gab es schon lange nicht mehr
Wie dankbar der Verein ist, dass Sponsoren trotz weniger Gegenleistung zu ihrem Wort stehen, hob Thsv-manager Witte zum Jahresausklang hervor. Die Probleme scheinen in Eisenach ungleich größer. Insbesondere auch deshalb, weil die Differenz am höchsten ist. Meist mehr als 2000 Leute besuchen gewöhnlich die Heimspiele in der Aßmann-halle. So viele wie sonst nur noch bei den Jenaer Basketballern. So fällt der Verlust bei einer Zulassung von einem Drittel der maximalen Zuschauerauslastung stärker aus, als kämen coronabedingt 500 Zuschauer, wo vorher 1000 Platz nahmen. Die Kosten steigen wegen der Hygienemaßnahmen. Einnahmen durch Catering brechen komplett weg. Sie sind Teil der Budgetplanung. Umso größer ist das Minus, nachdem die Ränge wieder leer bleiben mussten.
„Wer sagt, dass wir ohne Zuschauer spielen müssen, der muss auch sagen, wie wir alles bezahlen sollen“, machte Witte nach dem Heimspielsieg gegen Coburg seinem Ärger vorsichtig Luft. Volles Haus hätte er an diesem Tag unter normalen Umständen gehabt. Das gab es seit Februar 2020 nicht mehr.
Ankündigungen von Hilfe für Ticketausfälle reichen nicht, um Gehälter zu zahlen. Die Zeit ohne Zusage reißt Löcher in ohnehin leere Kassen. „Wir sind planlos. Es ist fünf nach zwölf“, sagte der Macher.
Seit gut anderthalb Jahren tut er mit seinem Verein alles, um die Auflagen gegen die Virusausbreitung umzusetzen, um durchzukommen. So lange spannt sich René Witte vor den Karren von Teamsport Thüringen. In der Initiative vertreten die zwölf führenden Clubs von Basketball über Eishockey, Handball, Fußball bis zu Tischtennis und Volleyball seit dem ersten Lockdown ihre Interessen gegenüber der Politik.
Dazu beigetragen hat das gemeinsame Werben, um einmal schon Gehör zu finden. Aus dem im vergangene Jahr gelaufenen Soforthilfeprogramm sind rund zwei Millionen Euro nicht beansprucht worden. In etwa diese Größenordnung sicherte bis zum Sommer die Verluste der Thüringer Top-vereine ab. Die Hoffnung ist groß – auf Februar.