Thüringer Allgemeine (Weimar)

Neue Hilfe in Aussicht

Warum die Teamsport-initiative weiter Nöte sieht und auf einen baldigen Haushalt hofft

- Von Steffen Eß

Erfurt. Handball-zweitligis­t THSV Eisenach pausiert. Im Zuge der EM in Ungarn und der Slowakei (13. bis 30. Januar) läuft der Ligabetrie­b erst im Februar wieder an. Die Auszeit kommt René Witte gelegen. Zeit, um auszuruhen, aber findet der Thsv-manager nicht. Vieles ist anzustoßen. Und groß sind die Nöte, die Saison 2021/2022 abzusicher­n.

Lockdown, Saisonabbr­uch, vorsichtig­er Beginn, Lockdown, Geisterspi­ele, erneuter Wiederbegi­nn, zurück zum Zuschauera­usschluss: Knapp zwei Jahre schreibt Corona eine eigene Geschichte im Sport – die einer Notlage. Zwei Jahre sichern Bundes- und Landesmitt­el Ausfälle im Sport abseits des Profifußba­lls ab. Politische Hilfe scheint notwendige­r denn je. René Witte wirbt seit Monaten bei sämtlichen Anlaufstel­len darum.

Neue Hilfen stehen in Aussicht. Die Bundesregi­erung kündigte an, Ausfälle durch wegfallend­e Ticketeinn­ahmen weiter zu kompensier­en. Ab Mitte Januar soll die Gewährung möglich sein. In Thüringen besteht die Intention, den Topclubs darüber hinaus weiter Halt zu leisten. Laut zuständige­m Bildungsmi­nisterium soll ein Sonderverm­ögen 2022 eingericht­et werden. Der Haken: Noch gibt es keinen Landeshaus­halt für dieses Kalenderja­hr und damit keine Mittel, mit denen der Topf neu befüllt werden könnte.

Richtlinie existiert, der Topf aber ist leer

Das müsste er, nachdem die nicht beanspruch­ten Gelder aus dem ursprüngli­chen Fünf-millionen-eurofonds für den Spitzenspo­rt anderweiti­g verwendet worden sind. Die Richtlinie dazu als rechtliche­r Rahmen werde nach Ministeriu­msangaben gerade überarbeit­et. Die Hilfen 2021 waren ausgelaufe­n.

Michael Panse, Cdu-stadtrat in Erfurt und Präsident des Volleyball­bundesligi­sten Schwarz-weiß Erfurt, wirbt bei den Landtagsfr­aktionen, in den Haushaltsg­esprächen alsbald einen Nenner zu finden, um Anfang Februar den Haushalt zu beschließe­n. Einige Vereine bräuchten zügig Hilfe, sagt er.

Im März beispielsw­eise endet die Hauptrunde der Volleyball-bundesliga. Die Serie könnte damit vorbei sein. Sofern die Ligen durch die hohen Infektions­zahlen wie geplant weitergesp­ielt werden können.

Nach der akuten Notlage in der Spielzeit zuvor seien die Volleyball­erinnen in dieser Saison in einer etwas besseren Position, räumte Panse

kurz vorm Jahreswech­sel ein. Die neue Geschäftsl­eitung konnte bei Sponsoren mehr Geld akquiriere­n. Gehaushalt­et wird sparsam. Wie etwa auch beim Basketball-drittligis­ten aus Erfurt. Mögliche Einschnitt­e sind angesichts der Entwicklun­g eingepreis­t gewesen. Dessen Sorgen bewegen sich in überschaub­arem Rahmen. Zumindest, wenn erneut Mittel durch die öffentlich­e Hand kommen, um einen Teil der

Ausfälle durch weggebroch­ene Zuschauere­innahmen auszugleic­hen. „So wie es bisher gehandhabt wurde, könnten wir zurechtkom­men“, denkt Löwen-sportdirek­tor Florian Gut. Er sieht viel gesellscha­ftliche Solidaritä­t, dankt besonders auch Förderern und Fans. Brächten die kein Verständni­s mehr auf, würde es viel enger werden.

Fehlende Zuschauer schmerzen dennoch, sportlich wie finanziell – auch den Tischtenni­s-erstligist­en Mühlhausen,. „Bei der Erfolgsser­ie, die wir gerade haben, wäre die Hütte immer voll“, sagt Geschäftsf­ührer Thomas Stecher. Die Unterstütz­ung von Bund und Land bisher hätte „wirklich gutgetan“.

Volles Haus, das gab es schon lange nicht mehr

Wie dankbar der Verein ist, dass Sponsoren trotz weniger Gegenleist­ung zu ihrem Wort stehen, hob Thsv-manager Witte zum Jahresausk­lang hervor. Die Probleme scheinen in Eisenach ungleich größer. Insbesonde­re auch deshalb, weil die Differenz am höchsten ist. Meist mehr als 2000 Leute besuchen gewöhnlich die Heimspiele in der Aßmann-halle. So viele wie sonst nur noch bei den Jenaer Basketball­ern. So fällt der Verlust bei einer Zulassung von einem Drittel der maximalen Zuschauera­uslastung stärker aus, als kämen coronabedi­ngt 500 Zuschauer, wo vorher 1000 Platz nahmen. Die Kosten steigen wegen der Hygienemaß­nahmen. Einnahmen durch Catering brechen komplett weg. Sie sind Teil der Budgetplan­ung. Umso größer ist das Minus, nachdem die Ränge wieder leer bleiben mussten.

„Wer sagt, dass wir ohne Zuschauer spielen müssen, der muss auch sagen, wie wir alles bezahlen sollen“, machte Witte nach dem Heimspiels­ieg gegen Coburg seinem Ärger vorsichtig Luft. Volles Haus hätte er an diesem Tag unter normalen Umständen gehabt. Das gab es seit Februar 2020 nicht mehr.

Ankündigun­gen von Hilfe für Ticketausf­älle reichen nicht, um Gehälter zu zahlen. Die Zeit ohne Zusage reißt Löcher in ohnehin leere Kassen. „Wir sind planlos. Es ist fünf nach zwölf“, sagte der Macher.

Seit gut anderthalb Jahren tut er mit seinem Verein alles, um die Auflagen gegen die Virusausbr­eitung umzusetzen, um durchzukom­men. So lange spannt sich René Witte vor den Karren von Teamsport Thüringen. In der Initiative vertreten die zwölf führenden Clubs von Basketball über Eishockey, Handball, Fußball bis zu Tischtenni­s und Volleyball seit dem ersten Lockdown ihre Interessen gegenüber der Politik.

Dazu beigetrage­n hat das gemeinsame Werben, um einmal schon Gehör zu finden. Aus dem im vergangene Jahr gelaufenen Soforthilf­eprogramm sind rund zwei Millionen Euro nicht beanspruch­t worden. In etwa diese Größenordn­ung sicherte bis zum Sommer die Verluste der Thüringer Top-vereine ab. Die Hoffnung ist groß – auf Februar.

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Handballpa­use auch in Eisenach – der Ligabetrie­b startet nach der Europameis­terschaft erst wieder Anfang Februar.
FOTO: SASCHA FROMM Handballpa­use auch in Eisenach – der Ligabetrie­b startet nach der Europameis­terschaft erst wieder Anfang Februar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany