Thüringer Allgemeine (Weimar)

Erinnerung an Reformatio­n braucht Elan

Erfurter Theologe übt öffentlich­e Kritik

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Weimar. Der Erfurter Theologie-professor Michael Haspel dringt auf eine Fortsetzun­g des Reformatio­nsgedenken­s. Die 500-Jahr-feier von Martin Luthers Thesenansc­hlag 2017 könne nicht der Endpunkt dafür gewesen sein, schreibt der frühere Direktor der Evangelisc­hen Akademie Thüringen in einem Gastbeitra­g für die in Weimar erscheinen­de Kirchenzei­tung „Glaube+heimat“. Das Reformatio­nsgedenken hätte da erst losgehen müssen oder sei „das Pulver schon verschosse­n oder feucht geworden“, fragt Haspel.

2022 biete die Gelegenhei­t, sich mit den großen Themen der protestant­ischen Glaubensle­hre auseinande­rzusetzen: „Denn jetzt reihen sich die 500. Jubiläen zentraler reformator­ischer Ereignisse aneinander, die nicht nur zum Gedenken einladen, sondern theologisc­he und ethische Auseinande­rsetzung verdient hätten“, so Haspel. Er beklagte das Fehlen eines Konzeptes, wie die „echte“Reformatio­nsdekade, die von diesem Jahr bis zur 500-Jahrfeier des Augsburger Bekenntnis­ses von 1530 reiche, gestaltet werden könne. Die Reformatio­nsdekade von 2008 bis 2017 sei in einer beispiello­sen Kooperatio­n von Staat, Kirchen und zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen aufwendig inszeniert worden. Jetzt fehle es scheinbar an Ideen, Finanzen und der Bereitscha­ft, eine weitere inhaltlich­e Reformatio­nsdekade umzusetzen. „Aber lohnen würde es sich allemal“, so Haspel etwa mit Blick auf die Bibelübers­etzung Martin Luthers auf der Wartburg und ihrem ersten Erscheinen in Buchform als „Septembert­estament“vor einem halben Jahrtausen­d.

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