Thüringer Allgemeine (Weimar)

Apotheker soll sich an Neunjährig­er vergangen haben

Gerichtsbe­richt Staatsanwa­ltschaft wirft dem Mann 70 Fälle des schweren sexuellen Missbrauch­s in Jena vor

- Von Tino Zippel

Gera. Vor der neunten Strafkamme­r des Landgerich­tes Gera hat ein Prozess gegen einen 41-Jährigen begonnen, der angab, Apotheker zu sein. Er steht im Verdacht, in Jena die Tochter seiner Lebensgefä­hrtin in 70 Fällen schwer sexuell missbrauch­t zu haben.

Die Taten sollen sich laut Anklagesat­z von Oktober 2019 bis Mai 2021 zugetragen haben. In jener Zeit wohnte der in einer Gemeinscha­ftsunterku­nft in Rudolstadt gemeldete Mann bei seiner Freundin in Jena-lobeda. Deren Tochter war nach dem Einzug des Mannes gerade neun Jahre alt. Die Attacken auf das Kind sollen den Angaben zufoldas ge beim Zubettbrin­gen begonnen haben, sich später aber auch zugetragen haben, als die Mutter außer Haus war oder sich auf dem Balkon zum Rauchen befand. Das Kind habe aus Angst vor dem Angeklagte­n und weil ihr die Mutter nicht glaubte den Missbrauch zugelassen.

Mädchen vertraute sich zwei Freundinne­n an. Eine von ihnen berichtete ihrer Mutter davon, die schließlic­h Anzeige erstattete.

Der Vorsitzend­e Richter Harald Tscherner sagte dem Angeklagte­n, dass sich ein Geständnis strafmilde­rnd auswirken kann, weil es ein Zeichen von Einsicht und Reue sei und dem Kind die Aussage erspart werden könne. Ein Abschlag von 30 Prozent bei der zu verhängend­en Freiheitss­trafe sei dann möglich: „Sie sollen aber nichts gestehen, was sie nicht gemacht haben.“

Nach Rücksprach­e mit seinem Verteidige­r Tino Gunkel entschied sich der Angeklagte, der in Untersuchu­ngshaft sitzt, fürs Schweigen. Er hat zwei eigene Kinder im Alter von vier und fünf Jahren, die im Irak leben. Vor seiner Inhaftieru­ng hatte er in einer Gaststätte gearbeitet.

Das Mädchen wird am 27. Januar vor Gericht als Zeugin vernommen. Ihre Freundinne­n haben bereits im Prozess bestätigt, dass sie von Vorfällen mit dem Angeklagte­n erfahren hatten. Die Mutter hingegen will vom sexuellen Missbrauch nichts mitbekomme­n haben und stellt die Tatvorwürf­e in Abrede.

Der Vorsitzend­e Richter Harald Tscherner zieht in Erwägung, die in den Niederland­en lebende Mutter der Freundin per Videokonfe­renz zu vernehmen.

Auf einen Fall des schweren sexuellen Missbrauch­s steht eine Mindeststr­afe von zwei Jahren.

 ?? FOTO: TINO ZIPPEL ?? Der Angeklagte (links) mit seinem Verteidige­r Tino Gunkel.
FOTO: TINO ZIPPEL Der Angeklagte (links) mit seinem Verteidige­r Tino Gunkel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany