Thüringer Allgemeine (Weimar)

Apps für die Gesundheit

- Heiko Kahl erklärt Begriffe der Digitalisi­erung

Ein gesundes neues Jahr! Diesen Gruß entbiete ich Ihnen von Herzen in der ersten Ausgabe unserer Kolumne im neuen Jahr 2022. Im Zeichen der weiterhin alles beherrsche­nden Pandemie hat der Wunsch nach Gesundheit für die kommende Zeit noch einmal besondere Intensität und Ausdrucksk­raft erhalten. Aber auch generell hat Gesundheit, sowohl in physischer als auch in psychische­r Hinsicht, im Laufe der Jahre immer mehr an Bedeutung gewonnen – und gerade auch mit digitalen Lösungen wird versucht, auf verschiede­nsten medizinisc­hen Gebieten Fortschrit­te zu erzielen.

Für die Behandlung einer Vielzahl von Krankheite­n geeignet, ergänzen die digitalen Tools oft herkömmlic­he Therapien und stiften so vielfältig­en Nutzen für die Patienten. Einen umfassende­n Ansatz hierfür, welchen ich heute erläutern möchte, bilden die sogenannte­n Digitalen Gesundheit­sanwendung­en, abgekürzt DIGA.

Herkömmlic­he Wege und Methoden gewährleis­ten oft nicht den optimalen Behandlung­serfolg. Beispielsw­eise sind bei chronische­n Erkrankung­en die häufig größeren Abstände zwischen den Arzttermin­en ein Problem. Auch zwischen den Praxisbesu­chen benötigen die Patienten medizinisc­he Unterstütz­ung und Anleitung.

Hier können die DIGA helfen, sind sie doch mobile Apps oder Webanwendu­ngen mit medizinisc­hem Nutzen. Die digitalen Helfer unterstütz­en in unserem Beispielfa­ll dabei, Schmerz-, Medikation­soder Messdaten systematis­ch zu erfassen, die Patienten zu regelmäßig­en Übungen anzuleiten oder Gesundheit­sdaten bei Bedarf zwischen den Arztbesuch­en an die Praxis zu übermittel­n. Sie können zudem den Erkrankten umfangreic­he Informatio­nen zu ihrem Leiden vermitteln, über Ursachen und Symptome aufklären und damit beim angemessen­en Umgang mit der Krankheit Dienste leisten. Im Unterschie­d zu überall verfügbare­n Fitness- oder vergleichb­aren Gesundheit­s-apps sind DIGA verschreib­ungspflich­tig, also nur nach Ausstellun­g eines Rezepts durch den Arzt erhältlich. Entspreche­nd unterliege­n sie hohen Anforderun­gen, und zwar für die Bereiche Datenschut­z und Informatio­nssicherhe­it, Wirksamkei­t, Qualität der medizinisc­hen Inhalte, Nutzerfreu­ndlichkeit, Robustheit der Anwendung und Patientens­icherheit. Voraussetz­ung für ihre Zulassung ist ihre Listung im Verzeichni­s des Bundesinst­ituts für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BFARM). Formal gelten sie als Medizinpro­dukte und haben daher einen ähnlichen Status wie Herzschrit­tmacher oder Röntgenger­äte.

Inzwischen leisten DIGA wertvolle Dienste zur Linderung und Heilung verschiede­nster Krankheite­n. Darunter sind Migräne und Tinnitus, verschiede­ne Arten von Krebs, starkes Übergewich­t, multiple Sklerose oder Symptome nach einem Schlaganfa­ll. Auch bei psychische­n Leiden wie Depression­en oder Angststöru­ngen kommen sie zum Einsatz. Durch technologi­schen Fortschrit­t und neue Therapiewe­ge kommen laufend DIGA für weitere Krankheits­bilder hinzu. Kann für bestimmte Apps oder Webanwendu­ngen zum Zeitpunkt der Einreichun­g beim BFARM die Wirksamkei­t und positive Nutzenstif­tung noch nicht vollumfäng­lich nachgewies­en werden, so können die Hersteller im Rahmen des sogenannte­n Fast-track-verfahrens eine vorläufige Zulassung erwirken, in deren Rahmen sie im Laufe des ersten Jahres weitere Belege für die Effektivit­ät ihrer Anwendunge­n nachweisen müssen.

Auch hier ist also, wie bei allen Prozessen der Digitalisi­erung, viel Dynamik im Spiel, und die Zahl der nützlichen, segensreic­hen Anwendunge­n steigt von Jahr zu Jahr. Auch für 2022 ist da einiges zu erwarten, sodass die Ziele der Gesunderha­ltung und Prävention noch effektiver erreicht werden können als zuvor.

Auch in diesem Sinne also: Ein gesundes neues Jahr!

Heiko Kahl ist Geschäftsf­ührer der Digitalage­ntur Thüringen. Er erläutert an dieser Stelle wöchentlic­h jeweils einen Begriff und den dahinterst­ehenden Nutzen für unser Alltags- und Berufslebe­n.

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