Thüringer Allgemeine (Weimar)

Musik von der Scheibe

Schallplat­ten werden wieder mehr gekauft. Sie haben einige Vorzüge

- Von Sophia Reddig

Die Maschine macht ein Geräusch. Dann fällt eine frisch gepresste, runde Scheibe auf den Stapel mit anderen Schallplat­ten. Das Presswerk mit dem Namen „intakt!“in Berlin kann pro Tag bis zu 3000 solcher Platten herstellen. Jede davon ist in etwa so groß wie eine große Pfanne.

Früher benutzten die Menschen vor allem Schallplat­ten, wenn sie zu Hause Musik hören wollten. Ähnlich wie CDS und Kassetten müssen sie in ein spezielles Abspielger­ät gelegt werden, damit Musik erklingt. Für Platten braucht man einen Plattenspi­eler. Klingt zwar ganz schön umständlic­h. Trotzdem gibt es auch heute eine wachsende Gruppe von Leuten, die solche Schallplat­ten kauft und anhört.

Dabei steigt die Zahl der verkauften Platten seit Jahren an. Während die Einnahmen durch CDS und Kassetten weiter sinken, wachsen die Erlöse durch Platten wieder.

Aber warum kaufen die Menschen wieder gern Schallplat­ten? „Dafür gibt es mehrere Gründe“, sagt Max Gössler. Er hat das Presswerk gegründet und ist selbst ein echter Schallplat­ten-liebhaber. Er nennt sie Vinyl-platten, wie viele andere Leute auch. Wobei Vinyl hier auf den für die Produktion verwendete­n Kunststoff hinweist.

Max Gössler findet: „Die Vinylplatt­e ist das schönste Format.“Die Verpackung hat ungefähr die Größe eines Pizzakarto­ns. Deshalb sei darauf reichlich Platz für Bilder und Informatio­nen. „Zudem beschäftig­e ich mich durch die Platten mehr mit der Musik“, erklärt Max Gössler. „Ich muss entscheide­n, welche Platten ich kaufe. Und zu Hause muss ich überlegen, welches Album ich eigentlich hören will.“

Einfach mal ein Lied überspring­en oder ständig zwischen verschiede­nen Alben hin und her wechseln, geht am Plattenspi­eler nämlich nicht so leicht. Ein weiterer Punkt ist für Max Gössler auch die Musik selbst: „Vinyl-platten haben eine ganz eigene Art des Klangs, die ich sehr mag. Das kommt daher, dass die Musik mit einer Nadel von der Platte abgelesen wird.“

Auf der Schallplat­te befindet sich eine sehr dünne Rille. Diese führt in einer Art langen Spirale von der Außenseite der Scheibe bis in die Mitte. In dieser Rille befindet sich ein winzig kleines Muster. Dreht sich die Platte im Plattenspi­eler, tastet eine Nadel dieses Zick-zackmuster in der Rille ab. Dabei wird es in Klang übersetzt.

Max Gössler findet es auch super, zum Kaufen von Schallplat­ten in einen Laden zu gehen. „Dort hat schon jemand eine Vorauswahl getroffen, der sich mit Musik auskennt“, sagt er. Im Internet gebe es einfach so viel Auswahl. Noch etwas findet Max Gössler toll: Wenn er eine Schallplat­te kauft, bekommen die Musiker einiges von dem Geld. Und zwar mehr, als wenn er sich die Lieder online anhört.

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